Mittelständler und Weltkonzerne Die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei

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Auf Augenhöhe

Paktierte beim Fall Globus und Edeka eher ein David mit dem Goliath, stehen sich bei der Kooperation der Verpackungshersteller Hopf und Siepe zwei familiengeführte Mittelständler auf Augenhöhe gegenüber. Das auf die Kosmetikindustrie spezialisierte Unternehmen Adolf Hopf aus dem bayrischen Nördlingen mit einem Umsatz von rund 40 Millionen Euro und der Metall- und Kunststoffverpackungshersteller Siepe aus Kerpen bei Köln mit rund 50 Millionen Euro Erlös arbeiten seit knapp zwei Jahren eng zusammen. Eingetütet wurde der Kontakt über den Verband Industrievereinigung Kunststoffverpackungen.

Durch die Zusammenarbeit vor allem beim Design und beim Umgang mit unterschiedlichen Materialien können Hopf und Siepe nun Kosmetikriesen wie Beiersdorf, Unilever oder Henkel neben den bewährten Produkten ein größeres und flexibleres Spektrum beispielsweise an PET-Verpackungen bieten. Ziel der Kooperation ist es, als Komplettanbieter Dosen, Tiegel, Flakons und Verschlüsse vom Massenmarkt bis hin zur Highend-Kosmetik abzudecken.

Welche Vorteile Kooperationen gegenüber Fusionen und Übernahmen bieten

Wie erfolgreich am Ende die Zusammenarbeit zwischen Molkereichef Gropper und Innocent verlaufen wird, ist schwer einzuschätzen, da diese gerade erst ins Rollen kommt. „Die hohen Investitionen lassen ein großes Potenzial der Kooperation erwarten“, sagt Berater Tschochner „und deuten auf eine langfristige Auslegung hin.“

Langfristiges Engagement

Rund 30 Millionen Euro investierte Gropper in die neue Saftfabrik am Bodensee, die an das Werk des Rohstofflieferanten Fidel Dreher angedockt wurde – ebenfalls ein Mittelständler, der rund zehn Millionen Euro in die Kooperation investierte und zum Juniorpartner wurde. In diesen Tagen soll eine zweite Abfüllanlage in Betrieb gehen. Dann können in Stockach jährlich rund 150 Millionen Flaschen vom Band laufen, die Innocent in Frankreich, Deutschland, Benelux, Österreich und der Schweiz verkauft.

Warum sich die Coke-Tochter für Mittelständler Gropper entschieden hat? „Unsere Werte und unsere Vision für qualitatives Wachstum passen perfekt zusammen“, sagt Innocent-Chef Douglas Lamont. Ausschlaggebend dürfte allerdings auch die Tatsache gewesen sein, dass Gropper seine Wurzeln im Molkereigeschäft hat, in dem die bakteriologischen Standards höher sind als bei der Saftherstellung. Zudem kennt sich Gropper durch die Zusammenarbeit mit Landliebe und Weihenstephan im Co-Packing-Geschäft aus – also in der Lohnabfüllung – und hat seit zwölf Jahren Erfahrungen mit PET-Flaschen.

„Es ist von Anfang an alles positiv verlaufen“, bilanziert der Molkereichef. Durch die hohen Anforderungen von Coca-Cola und Innocent, was Qualitätsstandards und Auditierungen angeht, habe Gropper auch selbst viel dazugelernt, „das hilft uns wiederum bei anderen Kunden weiter“.

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