Mittelständler und Weltkonzerne Die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei

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Die Stärken ergänzen sich

Doch das von Marc Krüger, Sohn des Gründers Willibert Krüger, geführte Familienunternehmen brauchte dringend Innovationen: Der Verkauf von Pulverdrinks stagnierte, andere Sparten wie Babynahrung und Schokolade waren ausgereizt. Was lag also näher, als Stärken zusammenzupacken: Starbucks seine globale Vertriebskraft, Krüger das Produktions- und Verpackungswissen. Krüger mahlt die von Starbucks gelieferten Kaffeebohnen und presst das Pulver in Kapseln unter der Marke Verismo, die Starbucks in seinen Coffeeshops verkauft.

Wie Unternehmen auf wirtschaftliche Herausforderungen reagiert haben

Parallel dazu stellt Krüger mittlerweile auch Teekapseln in Kooperation mit Teekanne aus Düsseldorf her sowie Kaffeekapseln namens Expressi für Aldi Süd und dessen Kapselmaschine Latessa. Mit den drei Exklusiv-Partnern Starbucks, Teekanne und Aldi schaffte Krüger den Vorstoß in ein weites Wachstumsfeld. Allein Aldi verkaufte seit Ende 2013 schon mehr als 500.000 Kapselmaschinen und bietet damit die preiswerte Alternative zum von George Clooney beworbenen Nobelsystem Nespresso von Nestlé oder Tchibo mit seiner Cafissimo-Maschine.

Jetzt bekommt die Kooperation zwischen Krüger und Aldi einen weiteren Schub. Der Discounter verpflichtete ausgerechnet George Clooneys Exgefährtin Elisabetta Canalis als Werbegesicht für seine neueste Werbekampagne. Und wie als direkte Antwort auf Clooneys Spruch „What else?“ entgegnet das Model selbstbewusst: „Expressi – of course!“

Worauf kleine Mittelständler beim Gang ins Ausland achten sollten

„In Zeiten von Globalisierung, Digitialisierung und Spezialisierung kann der deutsche Mittelständler nicht mehr nach Großvaters Sitte alles selber machen“, sagt Berater Tschochner. Vor allem die Digitalisierung biete neue Chancen für Kooperationen. So arbeiten seit wenigen Wochen der Übertragungsnetzbetreiber Tennet aus Bayreuth und der Wechselrichterhersteller SMA Solar mit Sitz bei Kassel zusammen. Mithilfe der von SMA gelieferten aktuellen Leistungsdaten aus Solaranlagen kann Tennet die Menge des tatsächlich eingespeisten Solarstroms in seinem Einzugsgebiet noch zeit- und realitätsnäher hochrechnen und in Kombination mit Wetterdaten für die nächsten Stunden und Tage treffsicherer prognostizieren.

Dank der Kooperation kann der wachsende Anteil von Strom aus Fotovoltaikanlagen erheblich besser geplant und ins Netz integriert werden. „Die Bereitstellung genauer Erzeuger- und Verbrauchsdaten ist ein wesentliches Element für die dezentrale und erneuerbare Energieversorgung der Zukunft“, sagt SMA-Chef Pierre-Pascal Urbon. Mitte 2015 war SMA schon den strategischen Schulterschluss mit Siemens eingegangen. Gemeinsam wollen beide Unternehmer Komplettsysteme für große Solarparks in aller Welt anbieten.

Allerdings sind längst nicht alle Allianzen von Dauer. So arbeiteten über Jahre der größte deutsche Lebensmittelhändler Edeka und der regionale Warenhausbetreiber Globus aus dem saarländischen St. Wendel im Rahmen einer Einkaufskooperation zusammen. Globus wickelte rund 25 Prozent seines Einkaufvolumens über Edeka ab; beide Partner profitierten von günstigeren Beschaffungspreisen. Doch als Edeka 2009 den Tengelmann-Discounter Plus übernahm und dadurch seine Einkaufskonditionen erneut verbessern konnte, wollte Globus davon ebenfalls profitieren. Edeka beharrte darauf, dass Globus nichts zum Plus-Deal beigetragen habe und somit auch keinen Anspruch auf die Verbesserungen habe. Der Streit ging vor Gericht, die Kooperation platzte Ende 2011.

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