Siemens baut Elektroauto-Fabrik E-Revolution aus Skandinavien

Das Modell

Nicht der Platzhirsch Volvo, sondern ein Start-up aus der schwedischen Provinz macht sich daran, in Skandinavien ein günstiges Elektroauto für den Massenmarkt zu bauen – gemeinsam mit Siemens.

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Was Siemens auf dem Feld der Automatisierung von Fabriken zu bieten hat, hat der Münchner Technologiekonzern gerade wieder auf der Hannover Messe präsentiert. Auf einem Stand, der beinahe eine komplette Messehalle belegte, hat Siemens Lösungen wie seine Industrie-Cloud Mindsphere, Anwendungen zur Erstellung digitaler Zwillinge von Produkten sowie seine neuen Softwareangebote gezeigt. Alles Lösungen, mit denen sich ganze Fabriken digitalisieren lassen.

Einer mit dem die Münchner an so einer voll digitalen Fabrik arbeiten, ist das schwedische Start-up Uniti. Vor gut zwei Jahren als Ausgründung einer Universität gestartet, baut das Unternehmen im südschwedischen Malmö seit kurzem Elektroautos. Ende des vergangenen Jahres hat der schwedische Hersteller sein erstes Modell, den Uniti One, vorgestellt, ein voll elektrisch angetriebenes Stadtauto, erhältlich als Zwei- und Viersitzer, ein Fünfsitzer ist in der Planung für den indischen Markt. Der futuristische Ultraleicht-Flitzer wird aus Kohlefaser- und Bioverbundwerkstoffen gefertigt und wiegt maximal 400 Kilogramm. Ab 2019 startet der Verkauf.

„Wenn wir unsere Produktion starten, dann nicht als Autohersteller mit einer Autohersteller-Kultur und Autohersteller-Werten“, so Uniti-CEO und Gründer Lewis Horne, „vielmehr fangen wir ganz von vorne an.“

Das schwedische Start-up wird seine Autos in einer menschenleeren Fabrik bauen, im Wesentlichen mit Hilfe von Robotern, gesteuert von der so genannten PLM-Industrie-Software aus dem Hause Siemens. Uniti hat gerade Mal 45 Mitarbeiter. Alle 22 Stunden werde man in der Halle mal das Licht anknipsen und schauen, ob noch alles läuft, hat Horne mal gesagt.

Ein E-Auto für unter 15.000 Euro

Der Mini-Stromer, der äußerlich an eine High-Tech-Version des Smart erinnert, soll erschwinglich sein. In der einfachsten Ausführung soll das Auto weniger als 15.000 Euro kosten. Selbst die Oberklasse-Version mit Vollausstattung, soll für unter 20.000 Euro zu haben sein.

Zurzeit liegen Horne und seiner Mannschaft gut 1000 Bestellungen vor. 149 Euro muss ein Interessent zahlen, um sich bei Uniti zu registrieren. In den kommenden Wochen sollen sie Anmeldedaten erhalten, um ihr Fahrzeug zu konfigurieren, Zahlungs- und Lieferoptionen sowie das gewünschte Servicepaket zu wählen. Schwedische Käufer bekommen mit dem Autokauf zudem ein über fünf Jahre laufendes Strompaket des Anbieters E.On.

Uniti-Gründer Horne setzt voll auf Digitalisierung. Die Hälfte aller Unternehmen scheiterten genau daran, sagt er, ganz einfach deshalb, weil deren Unternehmenskultur die Digitalisierung nicht erlaube. Wer sie aber bewältige, sei den Wettbewerbern dauerhaft um Längen voraus.

Horne, so hat es den Anschein, denkt die Autoproduktion vom anderen Ende her. Menschen seien, glaubt er, nicht dafür geschaffen, stumpfsinnige Arbeiten wie das Zusammenschrauben von Teilen zu erledigen. Vielmehr sollten sie kreativ sein. Entscheidend für die Autoproduktion sei die richtige Software und das korrekte Programmieren der Roboter.

Per Crowdfunding hat Uniti bei mehr als 600 Investoren aus 45 Ländern rund 1,2 Millionen Euro eingesammelt. Wenn die Fertigung hochgefahren ist, wollen die Schweden jedes Jahr rund 50.000 Fahrzeuge ausliefern.

Technische Hintergründe zu Akkus

Die Autos werden von einem Radnabenmotor angetrieben. Der hat je nach Ausführung eine Leistung zwischen 15 und 40 Kilowatt. Die Lithium-Ionen-Batterien gibt es mit einer Kapazität von 11 oder 22 Kilowattstunden. Um eine Entfernung von 200 Kilometer fahren zu können, muss der Akku etwa 30 Minuten geladen werden. Je nach Modell schafft der Uniti mit einer Batterieladung zwischen 150 und 300 Kilometer; die Spitzengeschwindigkeit beträgt modellabhängig zwischen 90 und 130 Stundenkilometer.

Ab Ende des Jahres wird das Start-up in Schweden mit der Media-Markt-Kette zusammenarbeiten. In zunächst zwei Showrooms ihrer Märkte werden die Deutschen die Elektroflitzer aus Malmö präsentieren. Ab 2020 wollen die Schweden mit ihrem Stromer die asiatischen Märkte erobern, und zwar von der indischen Hauptstadt Delhi aus. Vor kurzem haben sie dort ihren Uniti One vorgestellt. Interessanten können ihn schon jetzt ordern.

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