Zivile Drohnen Wie Flugroboter den Himmel erobern

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Auch die Marine forscht

Das sind die größten Drohnen-Hersteller
Der moderne Krieg braucht keine Piloten im Cockpit mehr: Drohnen übernehmen die Lufthoheit. Bis 2020 wird sich das Marktvolumen für so genannte Unmanned Aerial Vehicles (UAVs) verdoppeln, schätzt der Marktforscher Teal Group. 80 Milliarden Dollar werden die Militärs in den kommenden zehn Jahren für UAVs ausgeben, 55 Mrd. davon allein die US-Regierung. Und die Amerikaner sind fest entschlossen, ihren Vorsprung auszubauen. Drei Viertel der Forschungsausgaben auf der Welt bezahlen die US-Streitkräfte. Quelle: REUTERS
Das US-amerikanische Hochtechnologie-Unternehmen General Atomics ist Spezialist für die Atom- und Militärtechnik. Im Bereich der Drohnen sind die Amerikaner Marktführer. Das ehemalige Tochterunternehmen von General Dynamics hat seine Hauptsitz in San Diego. Die MQ-1 Predator ist ein Vorreiter der unbemannten Luftfahrt im Militärbereich. Eingesetzt wird sie vor allem zu Aufklärung - aber auch für den Kampfeinsatz, unter anderem in Afghanistan, im Irak oder im Balkan. Quelle: dpa
Ein weiterer Absatzgarant für General Atomics ist der große Bruder der MQ-1: Die MQ-9, Spitzname "Reaper". Die US Air Force setzt die Drohne zur Aufklärung und für Angriffe ein. Durch ihre Größe und Flexibilität sind Drohnen dieser Größe in der Lage, klassische Kampfflugzeuge vom Markt zu verdrängen. Quelle: AP
Auch der größte Rüstungskonzern der Welt, der US-Konzern Lockheed Martin, gehört zu den Drohnenproduzenten. Marktführend sind die Amerikaner allerdings bei Kampfflugzeugen und -bombern, wie der F-16 und die F-22A Raptor. Daneben produziert der Konzern Aufklärungsmaschinen wie die auch von der Bundeswehr genutzte P-3 sowie Luftschiffe. Quelle: REUTERS
Mit der Drohne RQ-170 soll Lockheed Martin unter anderem Osama bin Laden aufgespürt haben. Mit seinen Tarnkappeneigenschaften ist der "Sentinel" vor allem zur Aufklärung geeignet. In die Schlagzeilen gelangte das unbemannte Flugobjekt durch einen vermeintlichen "Abschuss" durch die iranischen Revolutionsgarden. Die Amerikaner sprechen von einem technischen Defekt. Quelle: dapd
Neben der zivilen Luftfahrt gehört der US-Flugzeugbauer Boeing auch in der Rüstungsbranche zu den führenden Anbietern. Eine breite Palette an Flugzeugen und Lenkwaffen sorgen trotz sinkender Rüstungsbudgets für Absatz. Zu den Entwicklungen des US-Konzerns gehört auch die Drohne X-45, die fast die Größe eines eines bemannten Kampfjets erreicht. Quelle: AP
Direkter Konkurrent der X-45 ist die X-47B des US-Herstellers Northrop Grumman. Der unbemannte Kampfjet des viertgrößten Rüstungskonzerns der Welt ist Teil des UCAS-D-Programms der US-Navy. Die Entwicklung wurde allein durch Firmengelder vorangetrieben.Foto: DARPA Quelle: Pressebild

Kein Wunder also, dass auch die US-Marine diverse Forschungsprojekte subventioniert, in denen intelligente Unterwasserdrohnen entwickelt werden. Darunter auch eine Roboterqualle, an der Forscher aus Texas und Virginia arbeiten. Diese Robojelly genannte Maschine sieht ihrem realen Vorbild täuschend ähnlich. Künstliche Muskeln sorgen dafür, dass sich ihre Bewegungen kaum von denen echter Quallen unterscheiden.

Die Muskeln bestehen aus sogenannten Memorymetallen, intelligenten Materialien, die sich bei Verformung ihre eigentliche Form merken und diese wieder herstellen können. Angetrieben wird die Quallendrohne mit Wasserstoff.

Möglicherweise können sich Drohnen eines Tages sogar selbst vervielfältigen, indem sie neue Flieger schaffen: Forscher der US-Elite-Universität Harvard stellten kürzlich ein Robo-Insekt vor, das von anderen Robotern in Serie hergestellt werden kann. Dazu haben sie die Monolithische Biene (Mobee) entwickelt, die aus einem Guss gefertigt wird und so von anderen Maschinen leicht reproduziert werden kann.

Sie besteht aus 18 Schichten aus Karbon und anderen Materialien, die sich in einer einzigen Faltbewegung in eine dreidimensionale Roboterbiene verwandeln lassen. Als Inspirationsquelle diente den Forschern die japanische Papierfaltkunst Origami. Die aufklappbare Biene wiegt lediglich 90 Milligramm und ist etwa so groß wie eine 50-Cent-Münze. Mit ihren Flügeln kann sie schon heute schlagen.

Zum Abheben fehlt ihr allerdings bisher die nötige Energie. Denn für eine Batterie ist an Bord noch nicht genügend Platz.

Noch keine Revolte der Maschinen

Die Bioingenieure aus Harvard möchten mit der Mobee künstliche Bienenschwärme schaffen, die autonome Kolonien bilden. Die könnten vermisste Menschen in Gebäuden suchen oder Schadstoffe nach Chemieunfällen beseitigen. Doch auch das Militär will die Insekten nutzen. Zu den Geldgebern des Projekts gehört die US Army.

Zudem fördern die US-Militärs auch die Entwicklung von „hybriden Insekten“: In Experimenten bringen Wissenschaftler an lebenden Fliegen eine künstliche Steuerung an, welche die Flugbewegungen kontrollieren soll. Auch diese Cyborg-Insekten sollen sich unbemerkt in feindliches Gebiet einschleichen können.

Droht uns in Zukunft womöglich gar eine Revolte der Maschinen, bei der intelligente Drohnen die Macht übernehmen? Raffaello D’Andrea, der Herr der Zürcher Quadrocopter, fürchtet nicht, dass seine Maschinen ein unkontrollierbares Eigenleben entwickeln könnten. „Ich kann ihr Verhalten zu jedem Zeitpunkt mathematisch präzise voraussagen“, sagt D’Andrea.

Sagt er. Doch so ganz scheint er der Sache nicht zu trauen: In seinem Zürcher Drohnen-Testcenter hat er einen für jeden sichtbaren, knallroten Notschalter installieren lassen, der seine Drohnen sofort in einen Tiefschlaf versetzen kann.

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