Zivile Drohnen Wie Flugroboter den Himmel erobern

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Medizinische Versorgung

Fliegende Augen. Überwachungsdrohne der Polizei filmt Demonstrationen.

Das Internet-Video wurde 2,9 Millionen Mal abgespielt. Und doch ist der 1:40-Minuten-Film nur ein Vorgeschmack auf das, was Drohnen einmal ermöglichen sollen.

In wenigen Jahren könnten autonome Flugroboter in unterentwickelten Ländern Medikamente und Nahrung transportieren. Denn trotz jahrzehntelanger Entwicklungsarbeit gibt es etwa in vielen afrikanischen Staaten noch immer kein funktionierendes Straßennetz. „In manchen Ländern hat sich die Qualität der Infrastruktur sogar verschlechtert“, sagt Matternet-Mitgründerin Paola Santana.

Das Startup an der Denkschmiede Singularity University im kalifornischen Silicon Valley will das Problem nun mit Drohnen lösen. Die unbemannten Matternet-Flieger sollen selbst entlegene Ortschaften erreichen, um die Bewohner mit Blutkonserven, Medikamenten oder Ersatzteilen zu versorgen. „Wir wollen Güter in kürzester Zeit an jeden Ort liefern“, sagt Santana.

Dafür plant sie, ein Netzwerk aus Solar-Ladestationen zu knüpfen, zwischen denen Drohnen autonom verkehren. Sie sollen – analog zu den Datenpaketen im Internet – stets selbstständig den optimalen Weg zum Ziel finden.

Das ist keine Spinnerei. Die ersten Matternet-Drohnen könnten noch dieses Jahr in der Dominikanischen Republik abheben. Santana und ihre Kollegen verhandeln dort mit Behörden und Investoren bereits über einen Modellversuch. Die Miniflieger sollen eine 100 Kilometer lange Strecke zwischen dem Südwesten und dem Nordosten der Insel überbrücken, die von einem Gebirgszug getrennt wird.

Mit der Reisedrohne durch die Stadt

Doch die Pläne der Matternet-Macher reichen weiter. In Metropolen wie Mexiko City, in denen der Straßenverkehr kollabiert, sollen die Drohnen eilige Lieferungen jederzeit sicher transportieren können. Und eines Tages, hofft Matternet-Mitgründerin Santana, könnte so ein globales Netzwerk aus Landepunkten entstehen, über die sich Güter an fast jeden Ort der Welt transportieren lassen.

In dem EU-Projekt MyCopter denken Experten noch einen Schritt weiter – und fragen ganz offen: Wie wäre es, wenn sich die Stadtbewohner künftig nicht mehr durch den Verkehr quälen müssen, sondern in automatisch gesteuerte Helikopterdrohnen einsteigen?

Gefördert mit 4,3 Millionen Euro aus EU-Mitteln, forschen Wissenschaftler unter anderem an der ETH Zürich, der Universität Liverpool und dem Karlsruher Institut für Technologie an der dafür erforderlichen Grundlagentechnik – von der Gestaltung eines leicht zu bedienenden Cockpits bis zu ersten Tests im Simulator.

Denn damit sich Passagiere dereinst gefahrlos mithilfe der Reisedrohnen durch die Stadt bewegen können, müssen die Flieger eigenständig ihr Ziel finden. Zudem müssen die Geräte in Formation fliegen, Routen planen und Hindernisse umgehen können. Kurzum: Sie müssen intelligent agieren und autonom entscheiden.

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