
Feueralarm im Hafen von Rotterdam: Es brennt in einem Treibstofflager. Doch wie schlimm ist die Lage wirklich? Wo ist der Brandherd? In welche Richtung genau zieht die Rauchwolke? Mit wenigen Mausklicks auf seinem Laptop startet der Feuerwehr-Einsatzleiter vier Drohnen.
Wie ein von unsichtbarer Hand koordinierter Schwarm verteilen sie sich über der Unglücksstelle. Furchtlos stürzten sich die Flieger in die Schadstoffwolke und funken Messdaten an die Bodenstation.
Dafür sind sie mit Detektoren ausgestattet, die gefährliche Gase wie Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffverbindungen aufspüren. Mit ihren vier Propellern erreichen die ein Kilo schweren Drohnen binnen Minuten jede Stelle im Hafen. Und gemeinsam schaffen sie, was Menschen unmöglich wäre: Sie erstellen präzise Prognosen, wohin sich die Schadstoffe bewegen – und wo evakuiert werden muss.
Bislang waren die Airshield genannten Drohnen nur testweise in Betrieb, wie hier im internationalen Feuerwehr-Trainingszentrum RISC in Rotterdam. Doch die von Kommunikationstechnikern der Technischen Universität Dortmund entwickelten Minihubschrauber haben ihre Bewährungsprobe bestanden: „Sie sind schneller und effizienter als bodengebundene Messungen“, sagt Drohnen-Entwickler Christian Wietfeld.
Und sie sind weit über den Feuerwehrbetrieb hinaus nutzbar.
Große Vielfalt
Die autonomen Flieger können Strahlung über havarierten Atommeilern messen. Sie sind in der Lage, Aschewolken von Vulkanen zu analysieren, die den Flugverkehr bedrohen. Und sie werden – ausgestattet mit Mobilfunksendern – zu fliegenden Handymasten, wenn der Funk am Boden bei Großveranstaltungen kollabiert.
Mit ihren Fähigkeiten erobern unbemannte Flugroboter ganz neue zivile Einsatzfelder – und locken immer mehr Hersteller in den Markt. Die Parrot AR.Drone etwa kostet nur wenige Hundert Euro, lässt sich via iPhone steuern und filmt ihre Umgebung mit einer hochauflösenden Kamera.
Top-Modelle wie die 40 000 Euro teure md4-1000 des Siegener Herstellers Microdrones dagegen können fast eineinhalb Stunden in der Luft bleiben und bis zu 40 Kilometer zurücklegen. Dabei fertigen sie präzise Landkarten an, überwachen Fabrikanlagen oder helfen der Polizei bei der Suche nach Verdächtigen.
Fernsehteams, die über Unfälle berichten, setzen ebenfalls auf Quadrocopter, wie Drohnen mit vier Rotoren genannt werden. Ein weiteres Einsatzfeld entsteht mit den Windparks auf dem Meer. Dort nutzen Wartungsfirmen die Technik, um Rotorblätter zu inspizieren – ohne dass Kletterer dafür ihr Leben riskieren müssen.