Helden Contra Corona – Erfahrungsbericht #10 „Wir warten auf hunderttausende Atemschutzmasken“

Arasch Jalali Quelle: PR

Seit fast 100 Ausgaben widmet sich die WirtschaftsWoche den „Helden des Mittelstands“ und ihren kreativen Problemlösungen im betrieblichen Alltag. Wie begegnen diese Unternehmer der Coronakrise? Heute: Arasch Jalali.

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Profishop ist eine Einkaufs-Website für Unternehmenskunden. Handwerksbetriebe, Industrieunternehmen, Büros oder Labore können bei Profishop mehr als eine Million Markenprodukte kaufen, vom Hochdruckreiniger oder der Autohebebühne bis zu Klemmbrettern im Zehnerpack, Atemschutzmasken und Reagenzgläser. Vor sieben Jahren gründeten Anna Hoffmann und Arasch Jalali den B2B-Onlineshop – zunächst in Regensburg, seit 2016 von Bremen aus – und bedienen heute rund 150 000 Geschäftskunden.

Herr Jalali, Sie sitzen zusammen mit Ihrer Frau und Geschäftspartnerin Anna Hoffmann im Homeoffice in Bremen. Wie ist die Lage?
Noch läuft alles so wie geplant und ohne größere Störungen. Das liegt sicherlich daran, dass wir schon früh damit begonnen haben, uns mit dem Corona-Phänomen auseinanderzusetzen.

Was heißt früh?
Wir haben die dramatischen Entwicklungen in China von Beginn an sehr intensiv beobachtet. Uns wurde recht schnell klar, dass es auch zu großen Auswirkungen auf das Leben und die Arbeitswelt in Deutschland kommen könnte. Vor rund fünf Wochen haben wir dann sehr konkret überlegt, was zu tun ist, damit wir in einer ähnlichen Situation wie im chinesischen Wuhan unseren Betrieb aufrecht erhalten können. Unter der klaren Maßgabe, dass keiner unserer 60 Mitarbeiter mehr im Büro vor Ort sein muss. Vor vier Wochen haben wir die technischen Vorkehrungen getroffen, damit jeder Mitarbeiter von heute auf morgen daheim arbeiten kann. Und das machen wir nun schon in der dritten Woche. Es läuft absolut reibungslos. Obwohl meine Mitarbeiter und ich in diesem Umfang vorher nie von zu Hause aus gearbeitet haben.

Renata DePauli betreibt den Onlinehandel Herrenausstatter.de. Im Interview spricht die „Heldin des Mittelstands“ über unverkaufte Übergangsjacken, das Rabatt-Dilemma und welche Artikel in Corona-Zeiten gefragt sind.
von Stephan Knieps

Läuft denn der Verkauf ähnlich reibungslos?
Wir haben in der vergangenen, also der zweiten Corona-Woche unter harten Auflagen, einen leichten Umsatzrückgang festgestellt. Das hat natürlich damit zu tun, dass einige unserer Kunden ihre Firmen dicht gemacht haben oder eben schließen mussten. Da lässt natürlich die Nachfrage etwa nach Büroartikeln nach. Aber das muss ich wirklich sagen: Die Folgen sind bisher für uns absolut überschaubar. Auch weil Kunden, die bisher stationär eingekauft haben, neu hinzu gekommen sind.

Hat sich die Nachfrage innerhalb der Krise verschoben? Gibt es, wie etwa im Lebensmittelhandel das Klopapier, echte Corona-Renner in ihrem Sortiment?
Natürlich waren die Corona-typischen Artikel wie Atemschutzmasken, Desinfektionsmittel oder Einmal-Overalls nach ein paar Tagen ausverkauft. Hier haben wir aber schon neue Lieferquellen gefunden. Ein typisches Corona-Produkt außerhalb dieser genannten Artikel hat sich aber noch nicht gezeigt. Aber wir sehen, dass Gartengeräte wie etwa Rasenmäher sehr gut laufen.

Sie rechnen also damit, bald wieder Masken und Schutzkleidung liefern zu können?
Ja, darüber sind wir selbst ein bisschen überrascht. Aber es scheint zu funktionieren. Wir haben mehrere hunderttausend Masken in China bestellt.

Bestellen ist die eine Sache. Aber glauben Sie ernsthaft, dass die Masken noch während der Corona-Krise ankommen?
Das kann ich natürlich nicht garantieren. Aber unsere Partner in Asien sind wichtige und eigentlich auch verlässliche Unternehmen. Die Masken sollen per Luftfracht versendet werden und innerhalb von einer Woche in Deutschland sein.

Sie arbeiten normalerweise mit 700 Herstellern zusammen, die Ihre Kunden aus deren Lagern oder Produktion direkt beliefern. Wie viele davon sind denn aufgrund der derzeitigen Schließungs- und Kurzarbeitswelle nicht mehr lieferfähig?
Zwei.

Nur zwei?
Ja. Diese beiden Unternehmen haben die Belieferung eingestellt, weil der Betrieb vorerst mal für zwei Wochen geschlossen ist. Wir sind allerdings auch selber über diese noch geringe Ausfallquote überrascht. Woran das liegt? Keine Ahnung. Ich vermute, dass viele Unternehmen gerade noch ihre Lagerbestände abverkaufen und es dann mit einer zeitlichen Verzögerung zum Lieferausfall kommen könnte.

Wenn nun weitere Lieferanten aufgeben müssen und alle Kunden Ihren Rasenmäher gekauft haben: Wie lange könnten Sie im Ernstfall durchhalten, wenn die Umsätze deutlich wegbrechen?
Wir haben im vergangenen Jahr eine größere Finanzierungsrunde gemacht und sind daher von der Liquidität her perfekt aufgestellt. Sie haben kürzlich einen anderen „Helden des Mittelstands“ zitiert, der sagte, er könne bis zu einem Jahr ohne Einnahmen durchhalten. Wir könnten sogar noch länger klar kommen.

Welche Schulnote geben Sie dem politischen Krisenmanagement bisher?
Ein „gut plus“. Ich bin über die Geschwindigkeit der Bundesregierung bei ihren Maßnahmenpaketen und Entscheidungen sehr positiv angetan. Der Mittelstand kommt zwar aktuell noch ein bisschen zu kurz. Aber da wird mit Sicherheit noch nachgebessert.

Mehr zum Thema: In der Rubrik Helden des Mittelstands porträtiert die WirtschaftsWoche regelmäßig einen Mittelständler, der eine Herausforderung kreativ, mutig und klug gemeistert hat. Doch was tun diese Helden gegen die Coronakrise? Wir haben nachgefragt. Alle Folgen der Serie „Helden Contra Corona“ finden Sie hier.

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