Helden Contra Corona – Erfahrungsbericht #27 „Wir sehen einen echten Wiederanlauf“

Alfred Kamper, Mitgründer der beiden Firmen Inteon und Albellus Software AG aus Duisburg. Quelle: Presse

Die Albellus Software AG aus Duisburg ist ein „Held des Mittelstands“. Im Interview erklärt Co-Gründer Alfred Kamper, warum Mitarbeiter auch im Homeoffice Rituale brauchen – und woran er merkt, dass die Wirtschaft langsam wieder anläuft.

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Alfred Kamper, 59, ist Mitgründer der beiden Firmen Inteon und Albellus Software AG aus Duisburg. Inteon vertreibt Software, Albellus entwickelt Software, etwa für Arztpraxen und Labore. Zudem hat Kamper das Centrum für digitale Qualität (Cendiq) mit ins Leben gerufen, der Firmenverbund sitzt ebenfalls in Duisburg.

WirtschaftsWoche: Herr Kamper, die Coronakrise dauert jetzt schon mehrere Wochen. Was hat sich in dieser Zeit verändert?
Alfred Kamper: Am Anfang war Corona natürlich der maximal mögliche Einbruch für uns, das Neugeschäft war weg. Glücklicherweise sind bestehende Aufträge einfach weitergelaufen, wir haben unsere Software weiter ausgeliefert und entwickelt. Wir haben aber natürlich gemerkt, dass viele Unternehmen jetzt vier Wochen mit sich selbst beschäftigt waren und überhaupt nicht über den Tellerrand geschaut haben. Manche Firmen haben die Kommunikation mit anderen erst mal arg beschränkt. Aber das ändert sich langsam.

Woran merken Sie das?
Wir sehen gerade einen echten Wiederanlauf. Wir haben jetzt die ersten Kunden, die anders als noch vor ein paar Wochen auf uns zukommen. Die zeigen wieder ein Interesse an ohnehin bestehenden Projekten, es finden jetzt wieder ganz regulär Meetings statt – nur eben virtuell. Und ein Kunde drängt darauf, dass wir jetzt bald damit beginnen, seine Leute – ebenfalls über Laptop und PC – zu schulen, der will das unbedingt. Die Unternehmen jammern nicht, die tun jetzt einfach was.

Woher rührt der Stimmungsumschwung?
Ich habe das Gefühl, dass sich viele Unternehmen jetzt – zumindest wenn sie keine Laufkundschaft haben – in der Situation eingerichtet haben und wieder arbeitsfähig geworden sind. Es ist erstaunlich, wie wenig Sand im Getriebe ist. Ich denke, dass unser Unternehmen in den nächsten Monaten sogar profitieren kann. Corona zeigt doch, wie sinnvoll Digitalisierung ist. Das nützt uns als Software-Firma.

Wie schaffen Sie es, dass die Kunden sich an Sie erinnern, wenn die Wirtschaft wieder anläuft?
Wir signalisieren unseren Kunden, dass wir trotz Corona weiterhin so produktiv sind wie vor der Krise, wir weiter Software entwickeln. Ein Beispiel dafür ist: Ich bin Mitgründer des Centrums für digitale Qualität (Cendiq) in Duisburg...

Das ist ein Firmenverbund, an den sich Unternehmen mit Digitalisierungsproblemen wenden können. Das Centrum vermittelt Hilfesuchenden eine Mitgliedsfirma, die die Schwierigkeiten lösen kann.
Genau. Unser Cendiq-Partner ITQ hat bei einem Hackathon mitgemacht, also einem Wettbewerb, bei dem Entwickler in kurzer Zeit Prototypen entwickeln, mit denen sich bestimmte Probleme lösen lassen. In diesem Fall ging es um einen Hackathon, den die Bundesregierung im Kampf gegen das Coronavirus organisiert hatte. ITQ hat es da mit einer App namens Symptom Tracker ins Finale geschafft, also einer Art digitalem Tagebuch, mit dem Erkrankte ihre Symptome verfolgen können. Das haben wir den Kunden natürlich kommuniziert. So konnten wir zeigen: Wir sind nicht nur produktiv, wir helfen auch mit, diese Krise zu lösen.

Obwohl die Wirtschaft langsam wieder anläuft, werde viele Arbeitnehmer noch länger von zu Hause aus arbeiten. Auch Ihre Mitarbeiter sind im Homeoffice. Worauf achten Sie, damit der Betrieb trotzdem reibungslos läuft?
Mir ist es wichtig, meine Leute in Arbeitsstimmung zu versetzen. Das bedeutet, dass gerade die alleinstehenden Kollegen nicht in der Isolation versinken, die sind sonst nicht produktiv. Wir beginnen unseren Tag morgens immer mit einer Videokonferenz: Darin besprechen wir, was wir gestern geschafft haben und was wir heute erledigen wollen. Das soll eine Art Ritual sein, mit dem der Arbeitstag beginnt – ähnlich wie im Büro, wo sich die Kollegen erst mal einen Kaffee holen. Zudem telefoniere ich jeden Tag mehrmals mit meinen Mitarbeitern, außerdem nutzen wir Chatprogramme.

Klingt für manche sicherlich nach Kontrolle.
Nein, darum geht es mir nicht. Ich will an der Arbeit meiner Leute Anteil nehmen. Ich komme ihnen und ihrem Tun so ja noch mal viel näher.

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In der Rubrik Helden des Mittelstands porträtiert die WirtschaftsWoche regelmäßig einen Mittelständler, der eine Herausforderung kreativ, mutig und klug gemeistert hat. Doch was tun diese Helden gegen die Coronakrise? Wir haben nachgefragt. Alle Folgen der Serie „Helden Contra Corona“ finden Sie hier.

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