Die Ex-Manager hatten immer wieder bestritten, Bilanzen manipuliert zu haben. Die Stuttgarter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ebner Stolz hält nun dagegen – und listet in ihrem gut 170 Seiten starken Bericht detailliert auf, welche Bilanzpositionen in den sechs Jahren vor dem Börsengang geschönt worden sein sollen. Das Papier ist auf der Internetseite der Hess AG abrufbar.
Die meisten Abweichungen beruhten auf Scheinrechnungen, sagte Wolfgang Russ von Ebner Stolz. Allein hier liege der Umfang bei rund 26 Millionen Euro. Daneben hätten die damaligen Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler Kreisgeschäfte getätigt. So sei in einem Fall etwa die selbe Maschine mehrfach innerhalb des Konzerns verkauft und der Erlös am Ende in die Bilanz der Hess AG gebucht worden. Außerdem seien drohende Verluste riskanter Derivategeschäfte nicht korrekt verbucht worden. Auch hierzu war Hess nicht zu erreichen.
Ziegler ließ ausrichten, dass zwar Maschinen verkauft worden seien, diese aber nicht im Rahmen von Scheingeschäften, sondern „ganz normal mit Belegen und ordnungsgemäßer Verbuchung“. Die Angelegenheit sei zudem bereits vor Gericht, sagte Büttner. Auch die Bewertung der Derivategeschäfte sei in Abstimmung mit Wirtschaftsprüfern erfolgt und im maximal zulässigen Umfang gebildet.
Als Reaktion auf den Sonderprüfungsbericht hat Insolvenzverwalter Grub die beiden Ex-Manager auf Schadenersatz über insgesamt 2,76 Millionen Euro verklagt. Den Aktionären sei nun der Schaden durch den Kauf der Aktien aus der Insolvenzmasse zu erstatten. Die Hess AG hatte bei dem Börsengang im vergangenen Herbst knapp 36 Millionen Euro eingenommen.
Volker Grub wird der Fall noch eine Weile beschäftigen. „Ich gehe davon aus, dass das Insolvenzverwahren noch mindestens fünf Jahre lang läuft“, sagte er. Beim Blick aus dem Fenster zeigt sich ein graues Bild. Der Stuttgarter Talkessel liegt unter einer dicken Wolkendecke.