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Hongkong-Dialog Welche Chancen birgt die neue Seidenstraße für Mittelständler?

Die Seidenstraße hatte ihre Blütezeit bis zum 13. Jahrhundert - nun will China die Handelsroute wiederbeleben. Massive Investitionen sollen das möglich machen. Beim Hongkong-Dialog der WirtschaftsWoche wurden die Chancen und Risiken für Mittelständler diskutiert.

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Hongkong Dialog Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche

Seidenstraße - das klingt nach Karawanen-Romantik zwischen Ost und West, dem Handel mit Gewürzen, Edelsteinen und kostbaren Stoffen und dem Entdecker Marco Polo. Ihre Blütezeit hatte die Route von China über Länder wie Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Iran, Irak und die Türkei bis nach Europa bis zum 13. Jahrhundert. China will nun eine neue Seidenstraße schaffen.

Dazu finanziert Peking seinen Nachbarländern Infrastruktur wie Straßen, Bahnstrecken oder Stromleitungen. Ziel ist es, den Handel auf der Landroute zwischen Asien und Europa zu verbessern und zugleich den politischen Einfluss Pekings in Zentralasien zu stärken.

Welche Chancen und Risiken das Projekt für deutsche Mittelständler birgt, diskutierte heute beim Hongkong-Dialog der WirtschaftsWoche in Düsseldorf eine Runde hochkarätiger Fachleute vor rund 120 Gästen. Als „zehnspurige Autobahn in die Zukunft“ bezeichnete Gastgeber und Verlags-Geschäftsführer Frank Dopheide die neue Seidenstraße.

Die nächsten 15 Giganten aus China

Der Finanzminister von Hongkong, John Tsang, erwartet, dass das Projekt für zusätzliches Wirtschaftswachstum sorgt und Hongkong mit seinem liberalen Wirtschaftssystem dabei eine zentrale Rolle spielen wird. John Slosar, CEO von Hongkongs Fluglinie Cathay Pacific, rechnet damit, dass die neue Seidenstraße die Effizienz der Logistik steigern und damit neue Handelschancen eröffnen wird. Er riet deutschen mittelständischen Unternehmen jedoch, erst noch abzuwarten, wie sich das Projekt entwickelt: „Hurry slowly.“

Zur Vorsicht mahnte auch Jörg Wuttke, Chefrepräsentant von BASF in China, wo der Ludwigshafener Chemiekonzern seit mehr als 130 Jahren aktiv ist. Er verwies auf die „herausfordernden politischen Systeme“ mancher Staaten entlang der neuen Seidenstraße sowie auf die großen Unterschiede in der vorhandenen Infrastruktur - von der Stromspannung bis zur Spurbreite von Bahngleisen. „Es ist ein politisches Projekt, bei dem man erst abwarten muss, wie es sich entwickelt“, sagte Wuttke. „Aber wenn Sie als Unternehmen dabei sein wollen, müssen Sie in Peking präsent sein. Denn dort fallen die Entscheidungen und von dort aus werden die Projekte und ihre Finanzierung gesteuert.“

Insgesamt waren die Diskutanten trotz des verlangsamten Wachstums in China positiv für das Geschäft mit dem Reich der Mitte. „In diesem Jahrhundert wird China wieder die weltgrößte Volkswirtschaft sein - wie sie es schon fast 2000 Jahre lang war“, sagte Cathay-Chef Slosar. Auch BASF-Manager Wuttke bleibt optimistisch, „auch wenn Unternehmen es dort in den kommenden ein bis zwei Jahren nicht leicht haben werden.“

Der Kölner Handelsriese Rewe, der aus Asien pro Jahr Waren für mehr als 330 Millionen Euro direkt, also ohne Zwischenhändler importiert, kündigte an, seine Beschaffung breiter zu streuen: Bisher stammten 83 Prozent von Rewes Asien-Direktimporten aus China, sagte Vorstand Lionel Souque. Auch angesichts der steigenden Preise dort wolle Rewe künftig mehr Produkte aus Ländern wie Indien oder Thailand kaufen.

Dass China trotz der gefallenen Währung und der Börsenturbulenzen seine Finanzmärkte weiter öffnen wird, erwartet Chow Chung Kong, Vorstandschef der Muttergesellschaft der Hongkonger Börse. Er geht davon aus, dass die neue Seidenstraße dazu beitragen kann, das Wachstum in China zu stärken.

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