Hotelportal übernimmt TripHappy Trivago will mit Start-up-Deals den Negativ-Trend stoppen

Trivago setzt auf personalisierte Hotel-Suchen – und übernimmt dafür das Start-up TripHappy. So will Trivago im Wettbewerb der Hotelportale bestehen.

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Das Düsseldorfer Hotelsuchportal investiert gezielt in Start-ups. Quelle: Trivago

Düsseldorf Millionen Reisetipps von Touristen finden sich heute auf Plattformen wie TripAdvisor. Sie kommen - meist anonym - vom Rentnerpaar, der vielköpfigen Familie oder vom jungen Globetrotter. Die Crux: Jeder hat eine ganz andere Vorstellung, wie der ideale Urlaub aussieht.

Dieses Problem wollten drei Studienfreunde aus New York lösen. Calvin Hawkes, Carl Grafmuller und Ben Granas verdienten gutes Geld, fühlten sich im Korsett von Konzernen aber unwohl. Also starteten sie 2015 eine Weltreise quer durch Asien, Afrika und Südamerika und gründeten währenddessen das Start-up TripHappy.

TripHappy stellt Empfehlungen von Reisenden zusammen, die dieselben Vorlieben teilen wie der Nutzer. Jeder nennt seine Präferenzen und bekommt Tipps von Gleichgesinnten. Ehrliche Empfehlungen etwa für Paris oder Bangkok, wie man sie seinem besten Freund geben würde, versichern die Gründer.

Das Konzept kam an - nicht nur bei den Nutzern und der Reisewebseite Travel+Leisure, die TripHappy zu den besten neuen Reiseapps 2017 kürte. Die Düsseldorfer Hotelsuche Trivago fand die Technologie von TripHappy so interessant, dass sie nun das US-Start-up übernommen hat, wie das Handelsblatt vorab erfuhr. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt.

„Wir halten immer Ausschau nach innovativen Wegen, die es für Reisende einfacher machen, ihre ideale Unterkunft zu finden“, sagt Elie Matta, Head of Corporate Development bei Trivago. „Der Ansatz von TripHappy passt sehr gut zu unserem.“

Die App erlaubt es den Nutzern, ihre Wunschreiseroute genau zu planen und auch Reiseblogs einzustellen. Dabei nutzt TripHappy künstliche Intelligenz, um individuell zugeschnittene Infos zur Umgebung des Reiseziels herauszufiltern.

Auch Trivago verfolgt eine Strategie zu mehr Personalisierung: „Je mehr wir über den einzelnen Nutzer und seine Interessen wissen, umso passgenauer können wir Hotels vorschlagen“, sagte Trivago-Chef Rolf Schrömgens kürzlich dem Handelsblatt.

Der Zukauf soll Trivago dabei helfen, sich im harten Wettbewerb der Online-Reisebranche zu behaupten. Das klappte zuletzt immer weniger: Zwar machte Trivago 2017 mit 1400 Mitarbeitern erstmals mehr als eine Milliarde Euro Umsatz. Doch im ersten Quartal 2018 war vor allem das Geschäft in Europa rückläufig. Der Aktienkurs brach innerhalb eines Jahres um rund 70 Prozent ein und notiert nahe seines historischen Tiefs.

Eindruck hat bei den Düsseldorfern dagegen die rasante Entwicklung von TripHappy hinterlassen – obwohl das Start-up bislang ohne Investoren ausgekommen ist. Rund 40 Millionen Reiseempfehlungen für 2000 Städte und 6000 Regionen weltweit werden automatisch durchforstet. TripHappy könne durch Unterstützung der Trivago-Plattform noch mehr Reichweite gewinnen, glaubt Trivago-Manager Matta.

Das Start-up ist das jüngste in einer Reihe von Zukäufen: „Wir suchen nach Technologie, die zur Vision von Trivago passt“, so Matta. 2014 kaufte die Hotelsuche das Start-up Rheinfabrik, das Apps für Unternehmen baute.

2017 übernahm Trivago die Schweizer Firma Base7Booking komplett. Vor allem interessierte deren cloudbasiertes Management-System für Hotels. Dieses wurde später in Trivagos System integriert.

„Die eigene Start-up-Zeit liegt für Grown-ups wie Trivago noch nicht so lange zurück, daher gibt es eine größere Offenheit für neue Technologien“, beschreibt Philipp Depiereux, Chef der Digitalberatung Etventure, die Strategie.

Auch der kulturelle Unterschied sei nicht so eklatant wie zwischen einem Start-up und einem Dax-Unternehmen. „Insofern sind Kooperationen mit Start-ups einfacher und auch eine Integration eher möglich als im Konzern“, konstatiert er.

Auch das Hamburger Reise-Start-up Tripl wurde im September von Trivago gekauft und integriert. Bei Tripl geht es wie bei TripHappy um personalisierte Reisetipps. Mithilfe künstlicher Intelligenz werden über Social Media, Blogs, Bewertungswebseiten und Wetterdiensten maßgeschneiderte Reisevorschläge gemacht – sei es für Surfer, Wanderer oder Partyfreaks. Tripl-Mitgründer Henrik Kleinwächter sieht unter dem Dach von Trivago Vorteile: „Trivago hat extrem viele Nutzer, da kann unser Algorithmus seine Wirkung erst richtig entfalten.“

Das dürfte auch die TripHappy-Gründer zum Verkauf an Trivago bewogen haben. Ihre App haben sie unter Teils abenteuerlichen Bedingungen programmiert. „In China wurden wir sogar verhaftet. Denn wir wurden fälschlicherweise für Hacker gehalten, die im Auftrag der US-Regierung unterwegs waren“, berichten sie.

Zuletzt arbeiteten sie von Santiago aus, wo TripHappy für das Accelerator-Programm Start-up Chile ausgewählt worden war. Nun sind für die Amerikaner die Zeiten des Weltenbummelns erst einmal vorbei.

Zwei der Gründer, Carl Grafmuller und Calvin Hawkes, wechseln zu Trivago und arbeiten künftig in der Düsseldorfer Zentrale. Auf ihrer App dürften die 27-jährigen Globetrotter maßgeschneiderte Tipps finden – damit sie in der Rheinstadt happy werden.

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