




In Deutschland steigt die Zahl der Mittelständler, die ihren Fokus auf das Auslandsgeschäft legen, so das Bonner Institut für Mittelstandsforschung. 80 Prozent der Unternehmen machen dort längst einen Großteil ihres Umsatzes, in den kommenden Jahren planen ebenso viele Betriebe, dieses Geschäft noch auszubauen. Zugleich empfinden sich rund 70 Prozent der befragten Führungskräfte im Produktbereich als innovativ oder gar hoch innovativ. Zu diesem Ergebnis kommt die jetzt veröffentlichte Umfrage aus dem Frühjahr 2015 unter 4000 mittelständischen Chefs mit einem Umsatz zwischen 20 Millionen und einer Milliarde Euro jährlich.
Klingt alles wie aus dem Lehrbuch guter Unternehmer, hat aber zwei Schönheitsfehler: Zum einen hat sich die Weltwirtschaftslage in den vergangenen Monaten signifikant verschlechtert. Das müssen die deutschen Unternehmer ausbaden, das haben sie nicht zu verantworten. Zum anderen aber liegt in Deutschland womöglich noch großes Potential im Bereich Forschung und Entwicklung darnieder. Und das wäre ein hausgemachtes Problem.
Die zehn besten deutschen Mittelständler
Um die Wachstumsstärke der mittelständischen deutschen Weltmarktführer zu vergleichen, bedient sich die WirtschaftsWoche eines Indexes des Ökonomen David L. Birch vom Massachusetts Institut of Technology in der Nähe von Boston. Dieser nach ihm benannte Index multipliziert den absoluten Umsatzzuwachs mit dem prozentualen. Das relativiert sowohl das prozentuale Wachstum junger Betriebe als auch das absolute Wachstum bereits großer Unternehmen.
Basis des Indexes waren im Ranking die Jahre 2002 bis 2012.
Branche: Maschinenbau
Mitarbeiter 2012: 1676
Umsatz im Geschäftsjahr 2002/2012 (in Mio. Euro): 225,20/682,40
Durchschnittliches jährliches Wachstum über zehn Jahre: 11,72 Prozent
Birch-Index² (prozentuales mal absolutes Wachstum): 1385,4
Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer
Branche: Dentalindustrie
Mitarbeiter 2012: 2979
Umsatz im Geschäftsjahr 2002/2012 (in Mio. Euro): 284,00/814,56
durchschnittliches jährliches Wachstum über zehn Jahre: 11,11 Prozent
Birch-Index² (prozentuales mal absolutes Wachstum): 1521,7
Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer
Branche: IT/ Software
Mitarbeiter 2012: 689
Umsatz im Geschäftsjahr 2002/2012 (in Mio. Euro): 3,35/73,70
durchschnittliches jährliches Wachstum über zehn Jahre: 36,22 Prozent
Birch-Index² (prozentuales mal absolutes Wachstum): 1547,7
Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer
Branche: Logistik
Mitarbeiter 2012: 2000
Umsatz im Geschäftsjahr 2002/2012 (in Mio. Euro): 335,24/934,70
durchschnittliches jährliches Wachstum über zehn Jahre: 10,8 Prozent
Birch-Index² (prozentuales mal absolutes Wachstum): 1671,4
Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer
Branche: Automatisierungstechnik
Mitarbeiter 2012: 2200
Umsatz im Geschäftsjahr 2002/2012 (in Mio. Euro): 78,00/408,00
durchschnittliches jährliches Wachstum über zehn Jahre: 17,95 Prozent
Birch-Index² (prozentuales mal absolutes Wachstum): 1712,0
Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer
Branche: Maschinenbau
Mitarbeiter 2012: 3700
Umsatz im Geschäftsjahr 2002/2012 (in Mio. Euro): 104,04511,70
durchschnittliches jährliches Wachstum über zehn Jahre: 17,27 Prozent
Birch-Index² (prozentuales mal absolutes Wachstum): 1996,3
Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer
Branche: Agrartechnik
Mitarbeiter 2012: 2432
Umsatz im Geschäftsjahr 2002/2012 (in Mio. Euro): 250,00/858,00
durchschnittliches jährliches Wachstum über zehn Jahre: 13,12 Prozent
Birch-Index² (prozentuales mal absolutes Wachstum): 2083,9
Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer
Branche: Sicherheitskameras
Mitarbeiter 2012: 336
Umsatz im Geschäftsjahr 2002/2012 (in Mio. Euro): 3,00/81,60
durchschnittliches jährliches Wachstum über zehn Jahre: 39,14 Prozent
Birch-Index² (prozentuales mal absolutes Wachstum): 2137,9
Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer
Branche: Schiffbau
Mitarbeiter 2012: 1400
Umsatz im Geschäftsjahr 2002/2012 (in Mio. Euro): 300,00/984,90
durchschnittliches jährliches Wachstum über zehn Jahre: 12,6 Prozent
Birch-Index² (prozentuales mal absolutes Wachstum): 2248,5
Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer
Branche: Automobilzulieferer
Mitarbeiter 2012: 4000
Umsatz im Geschäftsjahr 2002/2012 (in Mio. Euro): 179,90/780,00
durchschnittliches jährliches Wachstum über zehn Jahre: 15,80 Prozent
Birch-Index² (prozentuales mal absolutes Wachstum): 2601,9
Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer
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Das Bonner Institut kommt auf Basis seiner Zahlen zu dem nicht überraschenden Schluss, dass zwischen dem Eintritt in internationale Märkte und der Innovationsfähigkeit von Unternehmen ein Zusammenhang bestehe. Zumal die befragten Mittelständler zumeist aus dem eigenen Unternehmen heraus Neuerungs-und Verbesserungsprozesse vorantrieben.
Drei von vier befragten Führungskräften gaben an in der Studie „Triebwerk des Erfolgs“ an, in den vergangenen zwei Jahren neue Produkte als Ergebnis ihrer Innovationsanstrengungen auf den Markt gebracht zu haben. Ebenso viele verbesserten ihre Produkte nach eigener Aussage deutlich.
Doch Friederike Welter, Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung, warnt. Der Fokus dürfe nicht allein auf die Innovationen gerichtet werden, die zu konkreten Patenten oder völlig neuen Produkten und Prozessen führen. Sie sagt: „In sieben von zehn Unternehmen wurden neue Dienstleistungen generiert, zwei von drei führten neue Prozesse und Verfahren ein oder entwickelten vorhandene weiter.“
Für Innovationsprozesse aller Art erklärten die meisten Mittelständler ihre Mitarbeiter zum wichtigsten Faktor. Die Wissenschaftlerin Welter aber weist darauf hin: „Je höher die Produktivität eines Unternehmens ist, desto häufiger geht der Innovationsprozess von den Mitarbeitern ohne Führungsverantwortung aus.“ Das sei ein weiterer Grund sich beim Thema Fachkräftemangel Sorgen zu machen.
Und noch ein Aspekt sei wichtig für erfolgreiche Unternehmen: Diversity Management. Nicht nur weil es sich generell positiv auf die Produktivität, das Unternehmensimage und die Mitarbeiterzufriedenheit auswirke. Laut der Studie sei die Förderung der Vielfalt auffällig häufig bei solchen Mittelständlern zu finden, die jährlich ein Umsatzwachstum von mindestens zehn Prozent erzielten.