Imageprobleme Wie das Handwerk um Ansehen und Nachwuchs kämpft

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Selbstverwirklichung statt Reichtum

Was junge Deutsche von Arbeitgebern erwarten
Talent Economy Quelle: dpa
Selbstbewusste Millennials Quelle: dpa
Geld, Abwechslung und Sicherheit Quelle: Fotolia
Weiterbildungsangebote Quelle: Fotolia
Ein Problem, das gerade mittelständische Unternehmen haben, ist dass die jungen Fachkräfte lieber nach Berlin oder Frankfurt wollen, als auf die schwäbische Alb. Quelle: Fotolia
Urlaubsgeld ist 78,8 Prozent der jungen Fachkräfte bei einem Unternehmen "wichtig" oder "sehr wichtig". Quelle: dpa
Betriebliche Altersvorsorge: 74,4 Prozent finden außerdem eine betriebliche Gesundheitsvorsorge attraktiv. Quelle: Fotolia

Den Kampf um die besten Köpfe will das Handwerk nicht so ohne Weiteres aufgeben. Der Handwerksverband fordert lautstark Berufsbildungstage an Gymnasien und begrüßt die Idee von Bildungsministerin Johanna Wanka, mehr Studienabbrecher ins Handwerk zu holen. Die Fokussierung auf die Leistungsstarken hält nicht jeder für klug. "Von diesen hohen Ansprüchen müssen die Betriebe runter", sagt etwa Karl Brenke. Die Handwerker sollten sich in den Augen des DIW-Experten mit der Realität abfinden, und schulische Schwächen von den Lehrlingen mit einer angepassten Ausbildung auffangen. Da will auch Holger Schwannecke nicht widersprechen. "Wir helfen denen, die sich schwertun", versichert der ZDH-Generalsekretär. "Und denen, die auf einem Weg sind, der nicht der ihre ist."

Derzeit liegt der Abiturienten-Anteil unter den Azubis laut Schwannecke bei rund zehn Prozent. Sechs Prozent hätten keinen Schulabschluss. Das Handwerk verspricht ihnen allen sichere Arbeitsplätze und gute Aufstiegsperspektiven. In den kommenden zehn Jahren werden rund 200.000 Handwerksunternehmer einen Nachfolger suchen. Doch die Karrierechancen werden nicht von jedem gesehen. Das liegt nicht nur an einer fehlenden Berufsorientierung.

Die Gehälter im Handwerk gelten als vergleichsweise niedrig. Lehrlinge verdienen früh, aber dann eben meist nur wenig. Das Stellenportal "Stepstone" listet das Handwerk pauschal auf Platz zwei der Flop-Branchen mit den niedrigsten Gehältern. Zwar schwankt die Höhe der Gehälter stark je nach Berufsfeld. Und ein gut ausgebildeter, erfolgreicher Handwerker übertrifft das Gehalt so manches Uni-Absolventen. Im Schnitt verdienen Akademiker aber 15.000 Euro im Jahr mehr als Meister oder Techniker, zeigen Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft.

Nicht Reichtum, sondern Erfüllung versprechen deshalb die Oberen des Handwerksverbandes in ihrer Branche. "Modernität, Technik, Zukunftschancen - wenn junge Menschen das nicht mit dem Handwerk in Verbindung bringen, ist das ein Problem für uns", sagt Schwannecke.

Für ein gutes Ansehen beim Nachwuchs hat der Handwerksverband bereits in der Vergangenheit kräftig investiert. 50 Millionen lassen sich die deutschen Handwerkskammern bis zum Jahresende die Image-Kampagne "Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht von nebenan" kosten. Viel Geld, das unter anderem in TV-, Print- und Internet-Werbung und einen Kinowerbespot floss. Auf der eigenen Homepage gibt es zusätzliche Informationen, Lehrlinge stellen ihre Arbeit in Video-Clips vor und ein Berufe-Check soll bei der Auswahl des persönlichen Traum-Jobs helfen.

Mit dem Erfolg der Werbemaßnahme ist ZDH-Mann Schwannecke durchaus zufrieden. Während die Wahrnehmung des deutschen Handwerks laut dem Meinungsforschungsinstitut Forsa im Jahr 2008 noch bei 36 Prozent lag, betrug sie im vergangenen Jahr 54 Prozent. Über das Handwerk wird wieder mehr geredet. Auch das Image habe sich verbessert, sagt Schwannecke. Gerade junge Menschen würden das Handwerk wieder mit Modernität in Verbindung bringen.

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