Insolventer Radbauer Ringen um Mifa

Zwei Interessenten wollen den Fahrradherstellers aus Sangerhausen aus der Insolvenz retten. Doch die Gespräche sind langwierig. Die neue millionenteure Werkshalle spielt im Insolvenzdrama eine entscheidende Rolle.

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Der insolvente Radbauer aus Sangerhausen hatte erst im Januar eine neue Werkshalle bezogen. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Verhandlungen über die Zukunft des insolventen Radbauers Mifa aus Sangerhausen gehen in die heiße Phase. Nachdem unter anderem der indische Fahrradhersteller Hero Cycles abgewunken hatte, sind zwei Interessenten übrig, die den Geschäftsbetrieb der Kultmarke Mifa weiterführen wollen: neben dem bisherigen Eigentümer, der Unternehmerfamilie von Nathusius, ein Interessent aus der deutschen Fahrradbranche. Dieser will Sangerhausen offenbar zu einem E-Bike-Standort ausbauen, heißt es aus unternehmensnahen Kreisen. Bis dato war Mifa im Massengeschäft stark und belieferte vor allem Discounter.

Die Verhandlungen gestalten sich allerdings als schwierig. Will der externe Interessent zum Zuge kommen, ist dieser auf eine Einigung mit der Ex-Eigentümer-Familie von Mifa angewiesen. Es geht um die rund 17 Millionen Euro teure nagelneue Werkshalle, die erst im Januar fertig wurde: Diese gehört nicht Mifa, sondern Familie von Nathusius. Heinrich von Nathusius zeigt sich grundsätzlich gesprächsbereit. Der Ex-Mifa-Chef hat Insolvenzverwalter Lucas Flöther angeboten, die neue Mifa-Halle an potenzielle Interessenten zu verkaufen, sagte er dem Handelsblatt. Seine Bedingung lautet jedoch: Die Anschaffungskosten für die Halle müssen gedeckt sein.

Die neue Mifa-Halle bereitet Familie von Nathusius auch in anderer Hinsicht Kopfschmerzen. Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt hatte für den Bau Fördergelder gegeben, um Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region zu sichern. Doch seit der überraschenden Insolvenz im Januar musste Insolvenzverwalter Lucas Flöther die Mifa-Belegschaft zweimal drastisch kürzen - weil notwendige Teile nicht mehr vorfinanziert werden konnten und ein Großauftrag platzte. Von rund 520 Mitarbeitern sind nur noch etwa 130 übrig geblieben.

Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt fordert deshalb von Familie von Nathusius gezahlte Fördermittel für die neue Mifa-Halle in Höhe von rund 900.000 Euro zurück. Dies bestätigte Heinrich von Nathusius dem Handelsblatt. Dagegen wehrt er sich: „Wir haben Widerspruch gegen einen Bescheid der Investitionsbank auf Rückzahlung von Fördermitteln eingelegt.“ Der 73-Jährige ehemalige Mifa-Geschäftsführer steht unter Druck. Die Staatsanwaltschaft Halle prüft, ob eine mutmaßliche Insolvenzverschleppung vorliegt. Eine entsprechende Strafanzeige war Ende April eingegangen.

Die meisten Gläubiger tendieren offenbar für einen Neuanfang mit dem erfahrenen Investor aus der Fahrradbranche, ist aus unternehmensnahen Kreisen zu hören. Heinrich von Nathusius, der mit seiner Familie Mifa 2015 aus der Insolvenz kaufte, ist branchenfremd. Der frühere Stahlmanager hatte sich zwar nach der Wende als Retter des Gelenkwellenherstellers Ifa in Haldensleben einen Namen gemacht. In Sachsen-Anhalt war die Hoffnung groß, dass er auch Mifa retten könne. Doch Heinrich von Nathusius hatte sich damit finanziell überhoben. Im Januar kam es überraschend erneut zur Insolvenz. Dabei hat von Nathusius Gläubiger und Belegschaft mehr als einmal verprellt. So platzte zunächst ein wichtiger Massekredit der Familie. Dadurch wurde die angestrebte Insolvenz in Eigenverwaltung unmöglich und die Rettung von Mifa schwieriger.

Insolvenzverwalter Flöther, der sich zu Details der Verhandlungen nicht äußern will, bemüht sich intensiv um die Rettung von Mifa. Ein Lagerverkauf, den er initiiert hatte, spielte Ende April mehr als eine Million Euro ein. So kann die Produktion von Altaufträgen weitergehen. Doch die Zeit drängt.

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