Insolventer Radbauer Wende bei Mifa?

Auf und Ab in Sangerhausen: Die Unternehmerfamilie von Nathusius ist offenbar doch bereit, sich an einem Massedarlehen für den insolventen Radbauer Mifa zu beteiligen. So wäre zumindest die Frühjahrsproduktion gesichert.

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Beschäftigte des Fahrradherstellers Mifa demonstrieren. Quelle: dpa

„Auch wir sind Mifa“ – mit einem Plakat und Trillerpfeifen machten Mitarbeiter des insolventen Radbauers am Mittwochvormittag ihrem Ärger Luft. Knapp die Hälfte der 520 Beschäftigten forderte vor der neuen Werkshalle lautstark den Erhalt des Traditionsunternehmens und ihrer Arbeitsplätze. „Herr von Nathusius. Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten“, stand auf einem Pappschild. Die Mitarbeiter und die Gewerkschaft sind verärgert über den „Wortbruch“ der Eigentümerfamilie. Der Versuch, den Betrieb in Eigenverwaltung zu sanieren, war an einer geplatzten Kreditzusage der Familie von Nathusius gescheitert.

Nun meldete sich Unternehmer Heinrich von Nathusius, der Anfang Januar kurz vor Insolvenzantrag als Mifa-Chef abgetreten war, wieder zu Wort. Der „Mitteldeutschen Zeitung“ sagte er: „Die Chancen stehen gut, dass wir uns am Massedarlehen beteiligen.“ Er habe „seriös und sachlich“ mit Insolvenzverwalter Lucas Flöther verhandelt.

Flöther ließ auf Anfrage des Handelsblatts verlauten, er verhandele in positiver Atmosphäre mit allen möglichen Investoren und Kapitalgebern, natürlich auch mit der Familie von Nathusius. Definitiv stehe noch nichts fest. Flöther zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Familie von Nathusius beziehungsweise deren Firma Ifa Rotorion ein Massedarlehen zur Verfügung stellt. Noch seien keine Großkunden abgesprungen, „aber wir brauchen frisches Geld“, sagte Flöther, der den Radbauer bereits in seiner ersten Insolvenz betreut hatte. Mifa produziert vor allem auch für Discounter.

Zu Details eines möglichen Massekredits möchte Heinrich von Nathusius im derzeitigen Verhandlungsstadium keine Aussage machen, sagte er auf Anfrage des Handelsblatts. Er betonte jedoch: „Die Gesellschafter der Mifa haben zu keinem Zeitpunkt entschieden, der Mifa und ihren Mitarbeitern nicht mehr helfen zu wollen. Aber für eine Hilfestellung zum Beispiel im Rahmen eines Massekredits ist die Zustimmung der beiden Kreditpartner erforderlich, über die wir verhandeln werden, wenn ein neuer Vertragsentwurf vorliegt.“

Familie von Nathusius hatte mit vielen Millionen versucht, den Radbauer wieder zu stabilisieren. Sie hatte den Traditionsbetrieb aus Sachsen-Anhalt Anfang 2015 aus der Insolvenz gekauft. Heinrich von Nathusius wollte Mifa zu Europas modernstem Fahrradwerk machen. Dafür ließ er für rund 17 Millionen Euro eine neue Produktionshalle vor den Toren von Sangerhausen bauen. Die wurde kürzlich zwar eröffnet, dort kann aber aus Geldmangel derzeit nichts produziert werden. Zwar liegen Aufträge vor, doch konnten die dringend benötigten Teile für die Frühjahrsproduktion bisher nicht bestellt werden. Familie von Nathusius hatte sich finanziell überhoben.

Einige der Darlehen für Mifa wurden über die familieneigenen Autozulieferer Ifa Rotorion in Haldensleben bereitgestellt. Kann Mifa nicht gerettet werden, droht der Familie von Nathusius und Ifa Rotorion ein Verlust der bisherigen Darlehen.

Nach Informationen des Handelsblatts gehört auch Hero Cycles zu den möglichen Mifa-Interessenten. Der indische Fahrradbauer wollte bereits 2014 bei Mifa einsteigen und half mit Millionen. Die Inder sprangen jedoch ab, als damals immer mehr Fehler in der Bilanz zutage traten.

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