Die Käufersuche für den insolventen Toilettenpapierhersteller Hakle nimmt Fahrt auf. „Innerhalb weniger Tage haben uns fast zwei Dutzend potenzielle Investoren ihr Interesse signalisiert und Geheimhaltungserklärungen abgegeben“, sagt Hakle-Geschäftsführer Volker Jung der WirtschaftsWoche. Sie würden nun die Geschäftszahlen und Planungen des Unternehmens im Detail analysieren.
„Ideal für Hakle wäre ein Familienunternehmer“, sagt Jung. Der Investor sollte markenaffin sein und an den Standort glauben. „Ich halte nichts davon, den Standort zu zerschlagen, oder nur die Markenrechte zu verkaufen“. Hakle habe ein Investitionsprogramm, das Kapital erfordert. „Ohne Investitionen wird es nicht gehen“, so Jung. „Wir brauchen Geld für die Gläubiger, aber auch für das Unternehmen.“
Verkauf bis Anfang Dezember geplant
Versucht werde „einen kapitalstarken Investor zu finden, um den Standort zu stärken und den Geschäftsbetrieb weiterzuentwickeln“, sagt auch Hakle-Sanierungsberater Matthias Kampshoff, Partner der Wirtschaftskanzlei McDermott Will & Emery. Maßgabe sollte dabei „ein zügiger Prozess sein, aber wir haben ein so breites Interesse verschiedener Investoren, dass wir etwas Zeit brauchen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen“. Konkretes Ziel sei es, „möglichst bis Anfang Dezember bindende Kaufverträge abzuschließen, die anschließend umgesetzt werden“, sagt Kampshoff.
Hakle hatte Anfang September angesichts des Kostenschocks bei Energie und Rohstoffen ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestartet. Die „massiv gestiegenen Kosten für Material- und Energiebeschaffung sowie der Transporte“ hätten bislang nicht in hinreichendem Umfang an die Kunden im Lebensmitteleinzelhandel und den Drogeriesektor weitergegeben werden können, teilte das Unternehmen damals mit
Bei einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung des Hygienepapierherstellers um Volker Jung weiter für das operative Geschäft zuständig. Dem Geschäftsführer wurde vom Amtsgericht der Restrukturierungsspezialist Jan-Philipp Hoos von White & Case als vorläufiger Sachwalter zur Seite gestellt. Er überwacht das Verfahren, während das Team um Kampshoff das Unternehmen rechtlich berät. Kaufmännisch unterstützen zudem Jörg Heus und Peter Brauer von der Beratungsgesellschaft AMBG Adiutor Management- und Beratungsgesellschaft.
Im Geschäftsjahr 2020 hatte die Hakle GmbH nach dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschluss bei einem Umsatz von knapp 80 Millionen Euro noch einen Jahresüberschuss von rund 650.000 Euro ausgewiesen.
Restrukturierungsexperte Kampshoff sieht Hakle inzwischen „trotz aller Unsicherheiten durch die Energiekrise auf einem guten Weg“. Auch Hakle-Chef Jung ist optimistisch: „Ich bin überzeugt, dass Hakle eine Zukunft hat und die Rettung gelingt.“
Lesen Sie auch: Ein Überblick über die ersten Opfer der Energiekrise.