Kapitalsuche So machen Unternehmer sich für Geldgeber attraktiv

Unter den Regeln von Basel III ist es umso wichtiger, dass Unternehmen sich bei Kapitalgebern ins rechte Licht rücken. Denn eine gute Finanzkommunikation kann sich schnell bezahlt machen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Wer sich gut verkauft, kann im Wettbewerb Vorteile haben. Quelle: dpa

Münster Wer einen guten Draht zu seiner Hausbank hat, bekommt leichter und zu besseren Bedingungen Gelder als mögliche Mitstreiter. Das ist nicht nur in Krisenzeiten wichtig, sondern auch wenn die Wirtschaft floriert: Denn dann müssen Unternehmen Aufträge vorfinanzieren oder in Produktion und Logistik investieren, um technologisch auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Als wichtigste Fremdkapitalquelle für kleine und mittlere Unternehmen gilt Studien zufolge die Bankfinanzierung. Allerdings dürfte sich der Zugang zu Kapital erschweren, schreibt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHT) in seiner jüngsten Sonderauswertung zu Kreditkonditionen.

Das hat zwei Gründe: Zum Ersten könnten nach einer möglichen Zinswende der Europäischen Zentralbank höhere Zinsen für geliehenes Geld bezahlt werden. Zum Zweiten müssen Unternehmen durch die verschärften Anforderungen von Basel III zur erforderlichen Eigenkapitalausstattung der Banken immer höhere Ansprüche erfüllen, wollen sie Kredite bewilligt bekommen. "Da die Banken künftig für Kredite an Unternehmen mit schlechterer Bonität mehr Eigenkapital hinterlegen müssen, geben sie ihr Geld eher dahin, wo sie gute Bonitäten erkennen", erklärt Rainer Langen, Experte für Mittelstandsfinanzierung und Leiter des Deutschen Instituts für Kreditmediation (IKME).

Dabei hilft eine gute Finanzkommunikation, also ein transparenter und schlüssiger Informationsaustausch zwischen dem Unternehmen und dem Kapitalgeber. "Wer lernt, sich in diesem Feld besser zu verkaufen, sichert sich Wettbewerbsvorteile", sagt Langen. Denn Unternehmen mit einer guten Finanzkommunikation können ihre Finanzierungsbedingungen aktiv beeinflussen, so dass ihre Finanzierungsvorhaben gelingen und genügend Liquidität vorhanden ist, um die eigene Existenz zu sichern.


Selbsteinschätzung vs. Fremdwahrnehmung

Als Orientierung dafür, was eine gute Finanzkommunikation ist, kann die Praxis börsennotierter Unternehmen dienen. Denn sie sind verpflichtet, den Markt regelmäßig, zeitnah und umfassend über ihr Geschäft zu informieren. Dazu gehören Jahres- und Zwischenberichte sowie Mitteilungen aus dem operativen Geschäft. Je umfassender die Firmen zusätzlich über Innovationen, Finanzierungen und ihre Marktstrategie Auskunft geben, desto besser können sie auch die Nachhaltigkeit ihres Geschäftsmodells und die eigene Zukunftsfestigkeit belegen.

Es empfiehlt sich, strukturelle Trends aus der eigenen Branche mitzuliefern und eine Brücke zu schlagen von der Entwicklung der globalen Märkte zu den eigenen Zahlen. Dabei sollten die Informationen an die Bank aktuell sein und zeitnah, vollständig, strukturiert und möglichst persönlich übermittelt werden.

Dass sich eine gute Finanzkommunikation auszahlt, belegt auch die "Studie für den Mittelstand in Deutschland" der Euler Hermes Kreditversicherung, die zusammen mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erstellt wurde. Hauptergebnis: Mittelständler mit einer guten Finanzkommunikation sind wirtschaftlich oftmals überdurchschnittlich erfolgreich. Sie müssen daher für Kredite im Vergleich zu Mitbewerbern weniger Sicherheiten stellen und bekommen einen höheren Kredit, heißt es in der Studie.

Allerdings zeigt die Studie auch, dass die Selbsteinschätzung der Unternehmen und die Wahrnehmung ihrer Kommunikation durch die Kapitalgeber oft weit auseinander liegt. Denn viele Mittelständler zeigen sich im Kontakt mit ihrer Bank eher misstrauisch und verschlossen und lassen es an Transparenz fehlen, haben die Euler Hermes-Experten beobachtet.


Darstellung von Zukunftsplänen

Gerade kleine und mittlere Unternehmen informierten aus einem gewissen Unabhängigkeitsanspruch ihre Kapitalgeber nur ungern und wüssten meist nicht, wie die Bank die übermittelten Informationen überhaupt nutze. Oft überlassen sie Zahlen und Daten wie etwa den Jahresabschluss unkommentiert ihrer Bank. Die Interpretation des Materials sei dann allein Sache des Kreditgebers, obwohl der Mittelständler bestimmte Entwicklungen im Zahlenwerk bereits im Vorfeld hätte erläutern können.

Oft fehlt auch die Darstellung von Zukunftsplänen: "Wenn der Unternehmer der Bank nicht kommuniziert hat, warum er eine bestimmte Summe gerade jetzt braucht oder welche Gewinne er sich von den Aufträgen verspricht, die die Bank vorfinanzieren soll, bekommt er im Zweifel die notwendigen Mittel nicht", sagt Langen, der auch als Kreditmediator arbeitet. Kreditmediatoren vermitteln zwischen Unternehmen und Bank, wenn die Kreditverhandlungen stocken.

Die Lösung liegt oft in einer verbesserten Ansprache der Banken durch zielgruppenoptimierte Informationen und Maßnahmen, kurz einer verbesserten Finanzkommunikation. Dafür können sich Unternehmen professionelle Hilfe holen.

Um mögliche Hürden vor anstehenden Bankgesprächen zu erkennen und zu beseitigen, bietet das IKME den kostenlosen Stresstest "Unternehmensfinanzierung" an.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%