Kettler, Beate Uhse, Metz & Co. Wie beweglich ist der Mittelstand?

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Nicht alle deutschen Unternehmen sind Exportweltmeister

Zudem sinken die Ertragskraft und die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens, je länger die Zurückhaltung dauere, so Zeuner. Dabei ließe sich das zutiefst menschliche Problem, zur Rente hin das Vermögen beisammenzuhalten, durchaus lösen, so Zeuner. Wer noch kurz vor dem Rückzug aus seinem Unternehmen investiert, solle anschließend auch an der daraus erzielten Rendite beteiligt werden. Zugegeben: Die Umsetzung dieser Idee wäre anspruchsvoll, aber sie ist bedenkenswert.

Deutsche Mittelständler hängen bei Internationalisierung hinterher

Bei einem mehr als 300 Jahre alten Unternehmen, geführt in elfter Generation, darf man unternehmerische Erfahrung erwarten. Zollern, die metallverarbeitende Unternehmensgruppe der Hohenzollern-Familie, existiert seit 1708 – und beschränkte sich lange Zeit auf das Geschäft in Deutschland. Das Unternehmen internationalisiert die fünf Geschäftsbereiche erst seit 1991 mit dem Gang nach Portugal.

Diese Weltmarktführer haben die stärksten Marken
Die Zentrale von Big Dutchman in Vechta-Calveslage. Quelle: Presse
Das Luftbild zeigt das Werk der Max Weishaupt GmbH in Schwendi. Quelle: PR
Sennheiser Kopfhörer Quelle: dpa
Renolit SE Vorstand Quelle: Presse
KWS Saat Quelle: PR
Platz 15 (15): Abeking & RasmussenBranche: SchiffbauMarken-Performance*: 61,4 (54,2)Unternehmens-Performance*: 57,9 (56,8)Gesamt-Performance²: 119,4 (111,0)* maximal 100 Punkte; ² maximal 200 Punkte; Quelle: Biesalski & Company Quelle: Screenshot
Ein Ladekabel für ein Elektroauto der Firma Mennekes Quelle: dpa

Inzwischen produziert der Konzern mit 530 Millionen Euro Umsatz 2015 weltweit an 13 Standorten. Mit Bedacht: „Wir setzen auf Internationalisierung – aber wir möchten die Mehrheit und die Kontrolle über unsere Beteiligungen haben“, sagt Klaus Erkes, Chef bei Zollern. So ging das Unternehmen erst dann nach China, als dort die Pflicht zu einem Joint Venture mit einem chinesischen Partner fiel. „Zudem setzen wir für den erfolgreichen Marktzugang weltweit auf die Kombination von einheimischen Führungskräften und der technischen Kompetenz aus Deutschland.“

Mit dieser zögerlichen Herangehensweise sind die Zollern im Vergleich unter Mittelständlern noch eher offensiv. Die Deutschen sind zwar Exportweltmeister. Das gilt aber nicht für alle Unternehmen. Selbst Unternehmen innerhalb einer Lieferkette sind im Ausland höchst unterschiedlich präsent. Zum Beispiel beim Automobilbau: 90 Prozent aller Wagen deutscher Marken fahren auf ausländischen Straßen. BMW, Daimler und Volkswagen fertigen zu einem hohen Grad längst direkt im Ausland. Doch Werner Olle, Direktor des Chemnitz Automotive Institute (CATI), sagt: „Obgleich alle großen deutschen Automobilzulieferer von Continental über Mahle und Brose bis zu Dräxlmaier und Webasto längst selbst globale Champions geworden sind, besteht am unteren Ende der Zulieferpyramide, bei den kleinen und mittleren Unternehmen, erheblicher Handlungsbedarf.“ Es klemme an vielen Ecken: „Weit unterdurchschnittliche Exportquoten, Zielmärkte überwiegend im Euro-Raum, äußerst geringe eigene Auslandsengagements.“

Tatsächlich kämpfen zwei Drittel aller deutschen Mittelständler mit Defiziten bei der Internationalisierung. Gerade kleinere Mittelständler verzichten auf Wachstumschancen im Ausland.

Beate Uhse hat die Digitalisierung verpasst

Wer wissen möchte, wie selbst ein deutsches Vorzeigeunternehmen mit dreistelligem Millionenumsatz zum Kollateralschaden der Digitalisierung werden kann, der richte seinen Blick auf Beate Uhse. Denn selbst die ewige Weisheit „Sex verkauft sich immer“ hat das Internet einkassiert. Sex analog verkauft wird zum Ladenhüter, das musste der Erotikkonzern Beate Uhse gerade zugeben. Am Valentinstag erschien der letzte einst Millionen Menschen in Wallung bringende Beate-Uhse-Katalog für Sexartikel. Doch bei Uhses sank 2015 der Umsatz auf 128 Millionen Euro, und der Konzernverlust beläuft sich auf 18 Millionen Euro, Filialen werden geschlossen, Mitarbeiter entlassen.

Dabei hatte das ehemalige Familienunternehmen vergleichsweise rasch auf die Internetkonkurrenz mit einem eigenen Onlineportal reagiert. Vorbildlich. Und trotzdem unterschätzten die Manager neue Konkurrenten wie den Versender Amoreli gewaltig. Der bewirbt sein Sexspielzeug so locker-lässig wie Zalando seine Schuhe – und das mit Vorliebe oft und billig beim Fernsehsender Pro7, denn der ist bei Amoreli auch als Investor an Bord.

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