Die Sammler ab 40 bleiben die Kernzielgruppe der Märklin-Loks. Das bedeutet neben der schrittweisen Erschließung der jungen Zielgruppe aber auch: „Wenn wir nachhaltig wachsen wollen, ist der größte Hebel definitiv im Ausland“, erklärt Florian Sieber. 2015 klappte das schon recht gut. In Polen hat Märklin im Sammlergeschäft Marktanteile dazugewonnen, in Tschechien die Kindermarke MyWorld erfolgreich eingeführt. Große Impulse erwartet sich der Märklin-Chef vom nordamerikanischen Markt. Dort sei man 2015 deutlich gewachsen. „Das Potenzial für die kommenden Jahre ist längst noch nicht ausgeschöpft“, schwärmt Sieber. Vor zwei Jahren hatte das noch ganz anders geklungen.
Mit seiner amerikanischen Niederlassung der Simba-Dickie-Gruppe, erzählte Simba-Dickie-Chef Michael Sieber damals, habe er Lehrgeld bezahlt, aber im Gegensatz zu den großen deutschen Konzernen wie Telekom oder Daimler immerhin nur Millionen statt Milliarden verbrannt. „Der amerikanische Markt ist sehr abgeschottet. Als europäisches, mittelständisches Familienunternehmen haben sie es da schwer", so Sieber Senior damals. Jetzt laufen die Geschäfte in den USA besser als erwartet, dafür mussten die Modelleisenbahner Rückschläge in Russland verkraften. „Wir standen in den Startlöchern, haben wegen der Krise aber alle geplanten Aktivitäten zurückgestellt“, erzählt Florian Sieber. Die Abwertung des Rubels habe die Preise für hochwertige Spielwarenimporte in astronomische Höhen getrieben. In dieser Lage sei es sehr schwierig, den Handel davon zu überzeugen, teure Importe zu listen.
Denn auch ohne Währungsschwankungen - die Märklin-Produkte haben ihren Preis. Die Loks sind Sammlerstücke und gehen für mehrere hundert bis tausend Euro über die Ladentheke. Was liebevoll auf Dachböden oder Hobbykellern auf Pressspanplatten aufgebaut wird, ist keine Massenware, sondern das Ergebnis eines über 150 Jahre weiterentwickelten und perfektionierten Fertigungsprozesses. Bis auf die Motoren und wenige elektronische Komponenten fertigen die Schwaben jedes der rund 300 Einzelteile einer Märklin-Lok in der hauseigenen Gießerei, in der Gussnachbearbeitung, Dreherei, Galvanik und Montage selbst. „Wir müssen zeigen, was an deutscher Ingenieurskunst und Fertigungs-Know-how in Göppingen sitzt. Das ist für mich ein wichtiger Baustein für den zukünftigen Erfolg von Märklin“, erklärt Florian Sieber.
Neues Märklin-Museum in Göppingen
Genau aus diesem Grund - und trotz der schwachen Entwicklung im Jahr 2015 - gibt Sieber schon in wenigen Monaten den Startschuss für ein Großprojekt im Wert von 11,3 Millionen Euro. Am Stammsitz in Göppingen entsteht ein neues Märklin-Museum. Um die Schätze aus der Gründersammlung zu bewahren und in Göppingen zu halten, hat die Kreissparkasse Göppingen eigens eine Stiftung eingerichtet. „Damit haben wir sicher gestellt, dass egal was mit Märklin passiert, die Sammlung nicht zerrissen wird“, erklärt Sieber. Der Wert der Sammlung wird auf fünf bis sieben Millionen Euro geschätzt. Sie wird an die Stiftung veräußert. Den Erlös steckt Märklin in das neue Museum und trägt den restlichen Teil der Finanzierung selbst.
Zu den rund 7000 Stücken, die dem Publikum zugänglich gemacht werden sollen, zählt auch die älteste Märklin-Lok „Storchenbein“ von 1891 und einige der Züge, die 2005 bei einem spektakulären Raub entwendet und später sichergestellt werden konnten. Für das Museum will Märklin rund 3000 Quadratmeter in einer ehemaligen Fabrikhalle nutzen und zusätzlich ein Nachbargrundstück kaufen.
Für die Unsterblichkeit der Marke, ist aber auch jenseits der Museumsmauern gesorgt. Im November 2015 erhielt Märklin die Auszeichnung "Marke des Jahrhunderts". Die gleichnamige Enzyklopädie vom Verlag Deutsche Standards schreibt über Märklin: "Es gibt Dinge, die eine Generation mit ihrer Kindheit verbindet, z.B. ein bestimmter Song. Und es gibt eine Marke, die Menschen generationsübergreifend mit ihrer Kindheit verbinden: Sie heißt Märklin."