Warum sollten Hausbesitzer sich den Stress antun und eine Etage auf ihr Haus setzen?
Das erhöht natürlich auch den Wert.
Wie viel Wohnungen gibt es denn für das Geld mehr als bei Neubauten?
Wir halten einen Kostenvorteil von bis zu 30 Prozent für machbar.
Man kriegt also ein Drittel mehr Wohnungen?
Wenn man die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt, industrielle Fertigung und Modularisierung kombiniert, warum nicht?
Der deutsche Immobilienmarkt ist sehr zersplittert. Das hilft Ihnen nicht gerade bei einem großen Wurf.
Das ist mit Sicherheit ein Thema für die großen Wohnungsgesellschaften. Bisher sind sicherlich rechtliche Rahmenbedingungen ein Hindernis. Zum Beispiel wegen des notwendigen Nachweises von Fahrzeugstellplätzen, was angesichts der Diskussion um Fahrverbote in Städten eher schwer zu verstehen ist, zum anderen wegen baurechtlicher Hemmnisse. Das ist mühsam und muss nun angegangen werden.
Das ist ja erst mal ein politischer Wunsch. Was, wenn er nicht erfüllt wird?
In anderen Ländern ist die Umsetzungsgeschwindigkeit deutlich höher als bei uns. Dann machen wir es eben da.
Trotz aller deutschen Standards lohnt sich so ein Konzept auch in Russland?
Das wird angepasst, aber das Grundprodukt bleibt das gleiche. Im Zweifel wird eben in Deutschland eine Isolierschicht mehr aufgelegt.
Für Sie als Knauf ist das eine neue Stufe an Komplexität. Wie bewältigen Sie die?
Das ist eine logische Weiterentwicklung unserer Wertschöpfung. Wir haben alles, was man dafür braucht.
Allein für die Planung brauchen Sie doch plötzlich Leute, die programmieren können. Was hat das mit Ihrem bisherigen Baustoffgeschäft zu tun?
Unseren Konfigurator entwickeln wir selber. Ansonsten nutzen wir Standardsoftware.
Das heißt, Sie haben sich als Geschäftsführer irgendwann hingesetzt und gesagt: Wir brauchen da Kompetenz.
Das natürlich auch, aber der Anstoß kam aus Russland. Wir haben dort ein interessantes Geschäft, geteilt in ein relativ großes gewerbliches Baugeschäft und geringes Wohnungsbaugeschäft. Im Zuge der russischen Wirtschaftsflaute ging der gewerbliche Bau zurück. Also haben wir uns das Wohnungsbaugeschäft näher angesehen: Dort muss man aber in der Lage sein, günstig zu fertigen. Da haben wir uns gefragt: Wie macht man das, ohne auf die in Russland übliche, aber unbeliebte Betonplattenfertigung zurückzugreifen. Niemand will eine Wohnung von der Stange. Also brauchen wir einen Konfigurator, der individuelle Gestaltung, basierend auf Standardkomponenten, ermöglicht, den man ja aus anderen Industrien kennt.
Und das haben hier im Unternehmen alle sofort eingesehen?
Nein.