Knauf „Niemand will eine Wohnung von der Stange“

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"Was wir als Knauf spüren, ist, dass die Menschen in Russland weniger Geld haben"

Wie setzt man das dann um?
Natürlich glaubt da zuerst kaum jemand dran. Warten wir mal ab, war die Haltung. Dann kann man sich damit auseinandersetzen. Wir waren im vergangenen November im Silicon Valley und haben uns umgesehen. Wir waren völlig überrascht, als wir sahen, dass das, was wir propagieren, dort bereits umgesetzt wird.

Wer sind da die Treiber?
Leute von Tesla, von Intel. Alles Leute aus der Softwareindustrie, aus der Logistik und Supply Chain. Aber kaum jemand aus der Baubranche. Und das vor dem Hintergrund, dass bekannt ist: Die Produktivität ist im Bau seit zehn Jahren um gerade mal rund vier Prozent gewachsen, in der verarbeitenden Industrie aber um mehr als 30 Prozent. Jetzt geht es darum, diesen Produktivitätsnachteil aufzuholen. Das ruft nach neuen industriellen Konzepten. Es gibt wahnsinnig viel Potenzial.

Wie genau?
Ein Beispiel: 360-Grad-Kameras zur Bauüberwachung. Das spart dem Bauleiter viel Zeit jeden Tag. Übrigens wurden viele dieser neuen Möglichkeiten auch von deutschen Ingenieuren entwickelt, die aber keine Perspektive sahen und nun im Silicon Valley gefragt sind.

Planen Sie auch deswegen die USG-Übernahme, damit kein Großer kommt und Sie aus dem Markt fegt?
Mich bekräftigt das eher darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir verstehen was von den Produkten und vom Bau. Diese Leute verstehen etwas von Software, Lieferketten und Konzepten, die Knauf weiterbringen. Wenn man das zusammenführt, hat man einen nachhaltigen Vorteil im digitalen Zeitalter.

Aber innerhalb von Knauf zusammenführt?
Oder zusammen mit Partnern. Manche Dinge kann man nun mal nicht alleine. Es geht um intelligente, wertschöpfende Partnerschaften. Und dazu gehört es, dass Kunde und Lieferant so nah wie möglich zusammenarbeiten und die nicht wertschöpfenden Schritte im Bauentstehungsgang eliminiert werden.

Haben Sie ein Umsatzziel in dem Bereich?
Das Volumen ist jedenfalls so groß, dass man mit einem wettbewerbsfähigen Geschäftsmodell schon ein hohes Wachstumspotenzial hat.

Sie sprachen davon, dass der Ursprung der Idee in Russland liegt. Was geht dort eigentlich angesichts der Sanktionen überhaupt noch?
Man muss ja schon sagen, dass Sanktionen uns Europäern teilweise vorgegeben werden, um anderen Marktteilnehmern Wettbewerbsvorteile zu ermöglichen. Was wir als Knauf spüren, ist, dass die Menschen in Russland weniger Geld haben.

Sind die Sanktionen noch zeitgemäß?
Es sollte jedenfalls mal der Versuch unterbleiben, ständig neues Öl ins Feuer zu gießen. Die Sanktionen gehören für mich schrittweise abgebaut. Egon Bahr hat mal gesagt: Russland ist als Nachbar unverrückbar und die USA als Freund unverzichtbar. Daran sollten die Beteiligten ab und an denken.

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