Lange Wartezeiten Thermomix-Kummer bei Vorwerk-Kunden

Zehn Wochen, mitunter sogar elf, müssen Kunden aktuell auf einen neuen Thermomix warten. Schuld sind Lieferengpässe bei der Technik. Quelle: dpa

Ob Thermomix oder Kobold-Staubsauger: Vorwerk profitiert in der Coronapandemie von seinem Direktvertrieb. Doch wer den Verkaufsschlager Thermomix haben möchte, der braucht dieses Jahr vor allem eines: Geduld.

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Acht bis zehn Wochen ist schon lange eine übliche Wartezeit, wenn sich Kunden in einem deutschen Möbelhaus für ein neues Sofa oder ein neues Esszimmer entscheiden. Derzeit dauert es häufig sogar noch deutlich länger. Zehn, wenn nicht sogar elf Wochen warten mittlerweile allerdings auch Thermomix-Käufer auf die Luxus-Küchenmaschine aus dem Hause Vorwerk.

Bei den Wuppertalern trifft der Lieferengpass mit dem über 1300 Euro teuren Thermomix ausgerechnet das wichtigste Produkt im Portfolio – auf ihn entfiel 2021 rund die Hälfte des Gesamtumsatzes.

Wegen eines einzigen schwer zu bekommenden Bauteils – eines Mikro-Controllers – musste Vorwerk die Thermomix-Produktion drosseln. Die Lieferzeiten des Thermomix seien zuletzt deutlich gestiegen, räumte Vorwerkchef Thomas Stoffmehl bei der Vorstellung der Jahreszahlen ein. Sogar von bis zu elf Wochen sprach der Manager vergangene Woche.

Das sind eigentlich keine wirklichen Neuigkeiten. Bereits im März sprach der Vorwerkchef im Podcast „Chefgespräch“ mit WiWo-Chefredakteur Beat Balzli von einer fünfwöchigen Wartezeit für Thermomixkäufer wegen des fehlenden Mikro-Controllers. Damals ging er von Engpässen bis Mai oder Juni dieses Jahres aus. Mittlerweile ist die Rede davon, dass die volle Kapazität möglicherweise im Herbst wieder bereit stehen könnte. Stoffmehl zeigte sich im Frühjahr aber entspannt. „Zehn Wochen Wartezeit – das ist für die Kunden noch akzeptabel“, so Stoffmehl. Dies sei zwar nicht ideal, „aber wer sich für den Kauf eines solchen Produkts entscheidet, der wartet auch“.

Ob der Thermomix aufgrund der höheren Liefer- und Produktionskosten teurer wird – dazu gab es von Vorwerk bislang noch keine klare Aussage. Doch jüngsten Andeutungen zufolge wird es wahrscheinlicher. Im WiWo-Podcast sagte Stoffmehl bereits, eine Preiserhöhung des Thermomix sei zwar noch nicht fest geplant, „aber wir prüfen das“, so der Vorwerkchef. „Es wurde noch keine Entscheidung dazu getroffen, aber ich kann nicht ausschließen, dass wir dieses Jahr den Preis auf den Thermomix erhöhen werden“. Falls es zu einer Steigerung käme, dann werde diese aber „keine fünf Prozent“ betragen, so Stoffmehl. Bei einem derzeitigen Preis von 1399 Euro hieße das: weniger als 100 Euro Aufschlag. Der Thermomix bliebe unter der Marke von 1500 Euro.

Blickt man auf die Konzernzahlen, so kann sich der Vorwerkchef trotz der angespannten Lage derzeit tatsächlich noch zurücklehnen. Das Geschäft bei Vorwerk brummt weiterhin – vor allem dank des Erfolgs der Luxus-Küchenmaschine Thermomix und guter Verkaufszahlen im Staubsaugergeschäft und trotz Ukraine-Krieg, Coronapandemie und Lieferengpässen. „Von sinkender Kauflust wegen der hohen Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln sehe ich in den Zahlen noch nichts“, kommentierte Vorwerk-Chef Stoffmehl die Perspektive gegenüber der Deutschen Presse-Agentur im Rahmen der Geschäftszahlenvorstellung am 24. Mai. Auch wenn die Entspannung beim Thermomix also erst zum Jahresende – oder auch erst etwas später – kommt, dürfte das den sehr soliden Zahlen des Wuppertaler Hausgeräteherstellers wenig schaden.

Insgesamt steigerte das Familienunternehmen seinen Umsatz 2021 um 6,4 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Auch das Ergebnis habe sich positiv entwickelt, sagte Stoffmehl der Deutschen Presse-Agentur. Und das erste Quartal 2022 sei sogar eines der besten in der Firmengeschichte gewesen. Der Blick nach vorn fällt bei Stoffmehl infolgedessen durchaus optimistisch aus. „Wir planen auch ein Rekordjahr 2022, wenn uns die allgemeine geopolitische Lage da keinen Strich durch die Rechnung macht.“

Mit Material von dpa

Hören Sie hier das ganze Podcast-Gespräch mit dem Vorwerkchef Thomas Stoffmehl: „Kann nicht ausschließen, dass wir dieses Jahr den Thermomix-Preis erhöhen werden“

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