Langjährige Marktführer Das Erfolgsgeheimnis der besten Mittelständler

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2. Leonie, Spezialist für Kabelbäume und -systeme

Klaus Probst Quelle: PR

Für Muslime ist Mekka der heiligste Ort. Die Kaaba, das würfelförmige Gebäude auf dem Gelände der Großen Moschee, sollte jeder besucht haben.

Ähnlich wichtig ist für Katholiken der Vatikan und der Besuch eines Hochamts im Petersdom, vor allem, wenn es an hohen Feiertagen vom Papst zelebriert wird.

Ein Unternehmen aus Nürnberg ist für die beiden so unterschiedlichen Orte ein unverzichtbarer Lieferant: die Leoni AG. Zu deren Sortiment gehören besonders fein gewirkte, vergoldete Metallfäden. Bei der Kaaba sind daraus die Koranverse gestickt, die das riesige schwarze Tuch schmücken, das die Wände verhüllt. Der Vatikan wiederum ist Großabnehmer für die Goldfäden, weil daraus Borten und Tressen gemacht werden, die die Festgewänder der Würdenträger zieren.

Unbewusste Nutzung

Diese Leonischen Waren – die Bezeichnung geht auf die französische Stadt Lyon und den spanischen Ort Léon zurück, aus denen die ersten, aus feinen Metalldrähten hergestellten Erzeugnisse stammten – sind Wurzel und Namensgeber des Unternehmens, das heute Verkabelungen für Autos, Schiffe und Flugzeuge herstellt, aber auch für Kühlschränke, Röntgengeräte, Windkrafträder oder Flughäfen. "Jeder Konsument in Deutschland hat pro Tag – meist unwissentlich – 30 bis 50 Mal mit unseren Produkten zu tun", sagt Klaus Probst, der Leoni seit knapp elf Jahren leitet.

Zum Umsatz von 3,8 Milliarden Euro 2012 steuern die Leonischen Waren nur noch rund ein Promille bei, 75 Prozent entfallen auf Autozulieferungen, der Rest auf Medizintechnik, Infrastruktur oder alternative Energien. Bei einadrigen Fahrzeugkabeln ist das 1569 von Anthoni Fournier als Metallwerkstatt gegründete Unternehmen, das heute mit 60 000 Mitarbeitern in 32 Ländern produziert, Weltmarktführer. Rund zehn Millionen Kilometer wurden davon 2012 produziert.

Vom einzelnen Kabel zum Kabelsystem

Die starke Position ist darauf zurückzuführen, dass Leoni sein Kerngeschäft – die Herstellung und Weiterverarbeitung dünner Kupferdrähte – immer wieder weiterentwickelt und neu definiert hat. Entstanden aus den Metallfäden zuerst dekorative Dinge wie Weihnachtsschmuck oder Brokatstoffe, kamen später Haushaltsprodukte wie Teesiebe dazu. Und statt nur Kabel herzustellen, spezialisierte sich die im MDax gelistete Leoni auf komplette Kabelsysteme und -bäume. Das Sortiment reicht von Kupferleitungen für die Endoskopie, die inklusive Isolierung dünner sind als ein Haar, bis zu armdicken Kabeln für Windrädern.

Zweites Erfolgskriterium ist die stark vorangetriebene Globalisierung. Die Produktion von Kabelbäumen für Autos ist vor allem Handarbeit. Gefertigt wird darum zu mehr als 90 Prozent an Standorten mit vergleichsweise niedrigen Lohnkosten. Für europäische Kunden wird vorwiegend in Osteuropa und Nordafrika produziert, für die US-Autohersteller in Mexiko, die Kabel für Autos aus Asien kommen aus China.

Dank der breiten geografischen Aufstellung spürt Leoni bisher relativ wenig von der europäischen Autokrise. Trotzdem hat Probst den nächsten Anpassungsschritt eingeleitet: Um die Abhängigkeit vom Autogeschäft zu verringern, will der 59-Jährige den Anteil der Kunden aus Infrastruktur und Energieerzeugung ausbauen.

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