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Lücken schließen Das große Comeback des Eigenkapitals

Ab 2013 treten die neuen Bankaufsichtsregelungen in Kraft. Die Zeit bis dahin sollten Unternehmer gut nutzen. Vor allem sollten sie ihr Eigenkapital aufpolstern und sich falls nötig langfristige Finanzierungen sichern.

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Experten empfehlen für die nächsten Jahre, dass die Eigenkapitalquote mehr als ein Drittel des Gesamtkapitals des Unternehmens ausmacht. Quelle: dpa

Frankfurt Die Krise war kürzer, als viele erwartet haben, der folgende Aufschwung lässt auch schon wieder nach. So rechnet der Werkzeugmaschinenbau, eine der Schlüsselbranchen für das Wachstum in Deutschland, bereits mit rückläufigen Auftragszahlen. Offenbar müssen sich Unternehmen auf immer kürzere Konjunkturzyklen einstellen. Langfristige Entscheidungen, vor allem bei der Finanzierung, werden durch diese Entwicklungen erheblich erschwert.

Abwarten und flexibel bleiben ist allerdings nicht die Lösung. Die wahre Herausforderung besteht weniger im verschärften Auf und Ab der Märkte. Sie zeigt sich vielmehr bei den geplanten neuen internationalen Bankaufsichtsregelungen - kurz Basel III. Diese werden die Rahmenbedingungen für Banken grundlegend ändern. Bis die neuen Regeln ab 2013 schrittweise in Kraft treten, besteht für Unternehmer ein Zeitfenster, das sie nutzen sollten. Noch haben sie die Chance, Investitionen langfristig zu finanzieren. Zugleich sollten sie ihre Eigenkapitalquote ausbauen und schnelles Wachstum dazu nutzen, Gewinne zu thesaurieren oder auch eigenkapitalähnliche Mittel aufzunehmen.

Investitionskredite mit Laufzeiten zwischen fünf und 15 Jahren, wie sie der Mittelstand seit jeher bevorzugt, könnten mit Basel III mittelfristig zur Ausnahme werden. Der Trend zu variablen Verzinsungen und kürzeren Laufzeiten von Krediten dürfte sich dagegen künftig erheblich verstärken. In anderen Ländern sind solche Konditionen längst üblich. In Spanien etwa wird die große Mehrzahl der Kreditverträge mit variablen Zinsen oder Zinsbindungen unter einem Jahr abgeschlossen.

So weit muss es nicht kommen. Ständige Zinsanpassungen dürften aber die Zahl der Kreditausfälle steigen lassen, kürzere Kreditlaufzeiten sorgen für einen höheren Bedarf an Refinanzierungen. Beides zusammen könnte die Kosten für Kredite erhöhen und den Handlungsspielraum der Unternehmen beschränken.

Daher spricht einiges dafür, dass sich Unternehmen jetzt noch eine langfristige Finanzierung für Wachstumsvorhaben sichern. Themen wie Investitionen in Maschinen und Anlagen, Akquisitionsvorhaben, eine forcierte Internationalisierung oder die Neuentwicklung von Produktinnovationen sollten deshalb nicht aufgeschoben werden. Zugleich sorgt Basel III für eine Renaissance des Eigenkapitals. Vor allem bei Kreditneuvergaben dürften die Banken künftig vorsichtiger und selektiver agieren.

Ein hoher Fremdkapitalanteil deutet tendenziell auf hohes Risiko. Das Unternehmen wird durch regelmäßige Zins- und Tilgungsraten belastet, die Rückzahlung oder eine Anschlussfinanzierung müssen geklärt werden. In Krisensituationen können Gläubiger das Fremdkapital aus dem Unternehmen abziehen. Eigenkapital bringt solche Verpflichtungen und Risiken nicht mit sich. Im Insolvenzfall haften die Eigentümer mit ihrer Kapitaleinlage. Damit erhöht Eigenkapital den Wert des Unternehmens.


Lücken schließen durch Eigenkapitalfinanzierungen

In normalen Zeiten genügt die goldene Bilanzregel: Langfristiges Anlagevermögen ist durch Eigenkapital zu decken. Als unterkapitalisiert gilt ein Unternehmen dann, wenn die Eigenkapitalquote in Relation zur Bilanzsumme unterhalb der Marke von zehn Prozent liegt. Für die kommenden Jahre ist zu empfehlen, dass die Eigenkapitalquote mehr als ein Drittel des Gesamtkapitals ausmacht. Das ist aktuell erst bei jedem dritten Unternehmen der Fall. Im europäischen Vergleich schneiden deutsche Firmen noch schlecht ab. In Ländern wie Belgien, Spanien oder Polen beträgt die Quote teilweise über 40 bis 50 Prozent.

Eine Eigenkapitalfinanzierung kann helfen, mögliche Lücken zu schließen. Für Unternehmen, die mit ihrem Geschäftsmodell bereits erfolgreich auf dem Markt agieren und damit einen hohen Cash-Flow aufweisen, bietet sich individuelles Mezzanine an. Diese Option wird immer wieder von Unternehmen aus verschiedenen Branchen gewählt. Ein möglicher Durchführungsweg: Das Unternehmen finanziert einen Gesellschafterwechsel mit einem Genussschein, dessen Konditionen individuell auf die Bedürfnisse der Firma angepasst werden.

Will ein Unternehmen dagegen in neue Märkte expandieren, kann eine Minderheitsbeteiligung die geeignete Lösung sein. Dabei stellt der Investor dauerhaft Wachstumskapital, seine Finanzierungsexpertise sowie sein Expertennetzwerk zur strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens zur Verfügung. Dies ist durchaus auch für Traditionsunternehmen ein gangbarer Weg..

Olivier Weddrien ist Geschäftsführer und Christian Futterlieb ist Mitglied der Geschäftsleitung bei DZ Equity Partner.

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