Das „Quiek-Ding“ lässt Hella nicht auf sich sitzen: „Die Wirksamkeit der Warnung hängt vom Schalldruckpegel ab, und der liegt bei unseren Produkten deutlich über den gesetzlichen Anforderungen“, sagt Manager Peter Wagner. Hella biete zudem ein der Pressluft-Fanfare entsprechendes elektronisches Signal an: „Nur Fachleute können den Klang unterscheiden.“ Eigentlicher Grund für die Umrüstung auf den amerikanischen Yelp-Ton und zusätzliche rote Lichtsignale sei der Wunsch der Polizei, vorausfahrende Fahrer leichter stoppen zu können. Aber auch bei der Feuerwehr sieht Wagner einen „Trend zum Dachbalken“ mit integrierten Licht- und Tonsignalen.
Die werden bei Martin nicht hergestellt. Brenders Angst vor Rufschädigung ist also verständlich. Profitieren von der Umrüstung kann er keinesfalls, da die jaulenden US-Signale elektronisch erzeugt werden und längst zu den 30 unterschiedlichen Signalen in den Dachbalken der deutschen Hersteller gehören. Neben Hella sind das vor allem Pintsch Bamag im nordrhein-westfälischen Dinslaken und Hänsch im niedersächsischen Herzlake. 30 bis 35 Millionen Euro werden pro Jahr in Deutschland mit akustischer und visueller Warnsignaltechnik umgesetzt. Davon entfallen vier bis fünf Millionen laut Brender auf die Pressluft-Produktpalette aus Philippsburg.
Der Betrieb startete 1880 mit Jagdhörnern und Kavallerie-Trompeten. 1932 entwickelte Viola Brenders Großvater Max B. Martin zusammen mit Feuerwehr und Polizei das seitdem verbindliche Warnsignal, das umgangssprachlich schnell Martinshorn hieß. Inzwischen produziert das Unternehmen auch Warnanlagen für Fabriken, Hafenanlagen und Hochöfen.
Martin-Horn-Varianten gibt es viele: Das Modell 2097HM für die Schweiz wird mit der Tonfolge cis-cis-gis-gis ausgestattet, was etwa wie tata-tütü klingt. Die Version für die Niederlande liegt mit fis-fis-h-h klanglich tiefer. Und die für Schweden hat dieselbe Tonfolge wie die deutsche – dauert aber eine Sekunde länger.