Mehr Frauen, mehr Flüchtlinge, mehr Home-Office Wie Mittelständler auf den Fachkräftemangel reagieren

Der Fachkräftemangel weckt Kreativität: Mittelständler sind einfallsreicher bei der Personalgewinnung als Großkonzerne, zeigt eine Studie.

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Der Mittelstand ist bei der Personalgewinnung vielfach innovativer als große Konzerne. Quelle: dpa

Düsseldorf Das Wachstum mittelständischer Unternehmen könnte noch größer sein, fehlten nicht Mitarbeiter für die Expansion. Fast drei Viertel der Unternehmen spüren das bereits deutlich, zeigt eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte.

Im persönlichen Gespräch erklären viele mittelständische Familienunternehmer darüber hinaus, dass der Fachkräftemangel nicht nur IT-Kräfte und Facharbeiter erfasst, sondern selbst bei einfacheren Tätigkeiten zum Problem werde. Vor allem Dienstleistungsunternehmen müssen im Zweifel Aufträge ablehnen. Offenbar sehen viele von Ihnen daher durchaus Möglichkeiten, diese Lücke durch das Einstellen von Flüchtlingen zu schließen.

Dies sei eine Investition in die Zukunft, sagt Patrick Ulrich, Professor für Unternehmensführung und -kontrolle an der Hochschule Aalen. Ein Ergebnis der Studie, die in Zusammenarbeit mit den Universitäten Bamberg und Aalen entstand: Bis zum Jahr 2022 wollen die Mittelständler 2,4 Prozent ihrer Stellen mit Flüchtlingen besetzen, zeigt die Studie. Das entspräche rund 500 000 Stellen, rechnet Ulrich zusammen.

In der Studie befragt wurden mehr als 270 mittelständische Unternehmen mit im Schnitt mehr als 1300 Mitarbeitern und einem mittleren Umsatz von 122 Millionen Euro. Dabei zeigte sich, dass der Mittelstand bereits seit längerem mit dem Thema Fachkräftemangel befasst ist, während es bei Konzernen wie Siemens oder Thyssen-Krupp ein eher neueres Phänomen ist. Weil viele Mittelständer bereits seit Jahren nur schwer qualifizierte Mitarbeiter finden, sind sie vielfach bei der Personalentwicklung deutlich weiter als die Großkonzerne.

So ist im Mittelstand die Zahl der weiblichen Führungskräfte zum Beispiel deutlich höher. Der Studie zufolge entscheiden im Mittelstand deutlich mehr weibliche Führungskräfte als bei Großunternehmen. Während in den Konzernen nur acht Prozent der Führungsaufgaben von weiblichen Chefs wahrgenommen werden, sind es im Mittelstand 18 Prozent. Dabei zeigt sich, dass in den erfolgreicheren mittelständischen Unternehmen mehr weibliche Führungskräfte aber auch insgesamt mehr Frauen arbeiten.

Auch beim Thema Home-Office bildet der Mittelstand die Avantgarde, dort arbeiten inzwischen fast 60 Prozent zumindest teilweise daheim, in den Konzernen sind es nur rund 30 Prozent. Allerdings: Nur 27 Prozent der Mittelständler haben das Thema Home-Office bislang vertraglich geregelt. Da besteht noch durchaus Nachholbedarf.

Noch wenig flexibel zeigen sich laut Studie die Mittelständler beim Thema mobiler Arbeit. Das Arbeiten von unterwegs mit direktem Zugang zum Firmennetzwerk sehen viele Mittelständler noch kritisch, nur 41 Prozent der befragten Unternehmen bieten es an.

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