Midea Kuka prüft Angebot aus China

Die Zukunft des deutschen Roboterbauers Kuka steht zur Abstimmung: Bis 15. Juli sollen sich die Aktionäre nun für oder gegen das offizielle Übernahmeangebot von Midea aus China entscheiden. Kuka will sich bald äußern.

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Kuka: Midea legt offiziell Offerte vor Quelle: dpa

Nach wochenlangen Diskussionen über einen künftigen chinesischen Eigentümer von Kuka sind jetzt die Aktionäre des Roboterbauers am Zug. Sie können sich bis 15. Juli entscheiden, ob sie das Übernahmeangebot annehmen, das der Haushaltsgeräte-Hersteller Midea am Donnerstag offiziell vorlegte. Wie angekündigt bieten die Chinesen 115 Euro je Kuka-Aktie - und damit einen Aufschlag von 35 Prozent im Vergleich zum Kurs vor der Ankündigung. Insgesamt ist die Offerte 4,5 Milliarden Euro schwer.

Die reguläre Angebotsfrist läuft vom 16. Juni bis zum 15. Juli. Zudem betonten die Chinesen erneut, dass der Augsburger Konzern eigenständig bleiben solle. Eine Kuka-Sprecherin sagte: "Das Midea-Angebot liegt vor und wird von den Vorständen geprüft. Eine begründete Stellungnahme wird spätestens in zwei Wochen abgegeben." Die Kuka-Aktien lagen in einem fallenden Gesamtmarkt 0,4 Prozent im Plus.

Die Bayern und die Asiaten wollen gemeinsam bei Logistik- und Service-Robotern punkten und den Riesenmarkt China mit vereinten Kräften aufrollen. Midea ist mit 13,5 Prozent der Anteile bereits Großaktionär von Kuka. Der Haushaltsgeräte-Hersteller bekräftigte, Voraussetzung für die Offerte sei, dass die Mindestannahmeschwelle von 30 Prozent erreicht werde.

Laut Insidern will Kuka bei den Verhandlungen mit Midea weitreichende Garantien für Standorte und Belegschaft erzielen. Sie sollten "deutlich länger" als die üblichen drei bis fünf Jahre gelten, sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag, ohne Details zu nennen. "Wir wollen da weiter gehen." Midea und Kuka müssten "langfristige und rechtlich bindende Verträge" schließen, "keine Schönwetter-Verträge". Die beiden Unternehmen lehnten eine Stellungnahme ab.

Auch den Sorgen vor einem Ausverkauf von deutscher Spitzentechnologie traten die Chinesen erneut entgegen: Es sei kein Beherrschungsvertrag mit Kuka oder ein sonstiger Unternehmensvertrag geplant. Midea begrüße zudem "eine breit diversifizierte Aktionärsbasis mit hohem Streubesitz neben den übrigen Großaktionären". Der hessische Unternehmer Friedhelm Loh ist mit zehn Prozent an Kuka beteiligt, der schwäbische Industriekonzern Voith hält 25,1 Prozent und damit eine Sperrminorität.

Midea bekräftigt operative Eigenständigkeit von Kuka

Nachdem die Chinesen Mitte Mai das Übernahmeangebot für Kuka angekündigt hatten, flammte in der Politik Widerstand auf. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel etwa wünschte sich ein europäisches Alternativangebot – ohne Erfolg. Zuletzt sagten Insider der Nachrichtenagentur Reuters, Midea würde sich mit einem Minderheitsanteil von 49 Prozent begnügen.

Die Chinesen seien dazu bereit, sich von Anteilen, die ihnen die Kuka-Aktionäre über diese Marke hinaus andienten, wieder zu trennen. In den offiziellen Angebotsunterlagen legte sich Midea nicht auf eine maximale Beteiligung fest. Rechtlich darf ein Übernahmeangebot in Deutschland nicht limitiert werden.

Midea bekräftigte, die operative Eigenständigkeit von Kuka "voll und ganz" zu unterstützen, ebenso wie die aktuelle Strategie. Der Konzern sei bereit, im Rahmen einer Investorenvereinbarung "bestimmte Zusagen abzugeben", unter anderem zur Erhaltung der Standorte und der Belegschaftsstärke von Kuka. Der Augsburger Roboterbauer beschäftigt weltweit rund 12.300 Mitarbeiter. Midea und Kuka führten derzeit Gespräche über diese Investorenvereinbarung, hieß es weiter.

Die Chinesen wollen die Bayern nach eigenen Angaben bei der Umsetzung ihrer Strategie unterstützen und gemeinsam für beschleunigtes Wachstum sorgen. "Gleichzeitig soll Kuka eigenständig bleiben", hieß es in den Angebotsunterlagen.

Derweil verlangt die Gewerkschaft IG Metall eine langfristige Jobsicherung von Kuka. Midea habe bereits im Mai Zugeständnisse für den Fall der Übernahme angekündigt, erklärte der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Augsburg und Kuka-Aufsichtsratsvize Michael Leppek am Donnerstag. „Es muss jetzt darum gehen, diese Zugeständnisse festzuschreiben, um sicherzustellen, dass die Arbeitsplätze langfristig abgesichert, die Eigenständigkeit von Kuka bewahrt und das Know-how geschützt werden.“ Auch müssten Sorgen um die Datensicherheit ernstgenommen und entsprechende Vereinbarungen und Vorkehrungen getroffen werden.

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