Paukenschlag bei Mifa: Noch vor wenigen Tagen hatte das Amtsgericht Halle einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zugestimmt. Nun stoppte das Gericht die Sanierungsversuche des Managements in Eigenregie und ordnete den Start eines Regel-Insolvenzverfahrens an. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Unternehmens hervor.
Zugleich übernimmt der Jurist Lucas Flöther als vorläufiger starker Insolvenzverwalter das Kommando bei der Fahrradschmiede aus Sangerhausen. Bisher hatte Flöther als gerichtlich bestellter Sachwalter die Rettungsmaßnahmen des Vorstands zwar beaufsichtigt. Er hatte aber kaum operative Eingriffsmöglichkeiten. Das ändert sich nun – wohl vor allem auf Druck der Gläubiger.
Hintergrund des Verfahrenswechsels bei Mifa ist laut Unternehmenskreisen ein handfester Streit zwischen den zentralen Gläubigern und dem Aufsichtsrat um den Einfluss des Gremiums und den dahinter stehenden Großaktionären um den Promi-Investor Carsten Maschmeyer.
Knackpunkt war offenbar, dass der Aufsichtsrat, dem auch der schillernde Manager Utz Claassen angehört, trotz Bedenken zentraler Gläubiger an vertraglich fixierten Zustimmungsvorbehalten festgehalten haben soll, um im Zweifel Vorstandsentscheidungen ablehnen zu können.
Mifa-Gläubigerausschuss fürchtete Vetorecht
Entsprechend befürchteten die Mitglieder des Gläubigerausschusses de facto ein Vetorecht der Großaktionäre bei der Investorensuche und damit eine Gefährdung ihrer Gläubigerinteressen. Schon zuvor war es dem Vernehmen nach zum Streit um die Einsetzung des Handelsexperten Thomas Mayer als Mifa-Vorstandschef gekommen.
Ob Mayer nun weiter im Amt bleibt, gilt als fraglich. Auch einer Aufforderung der Gläubigervertreter, die Eigenverwaltung freiwillig aufzugeben, sei das Management nicht nachgekommen, heißt es intern.
Stattdessen ist nun das Gericht Claassen & Co in die Parade gefahren, hat die Eigenverwaltung gekippt und die Kontrolle über das Verfahren primär beim Gläubigerausschuss und dem vorläufigen Verwalter Flöther angesiedelt. Unter den Gläubigern wird die Entscheidung begrüßt, zumal Flöther zu den profiliertesten und meistbestellten Insolvenzverwaltern des Landes zählt. Seine Kanzlei taucht regelmäßig im Verwalter-Ranking der WirtschaftsWoche auf. Unter anderem war Flöther bereits bei Großverfahren wie der Insolvenz des Solarmodulherstellers Sovello und der Pleite der Wohnungsbaugesellschaft Leipzig-West AG im Einsatz.
Ursprünglich sollte Mifa über einen Schuldenverzicht der Anleihegläubiger saniert werden. Die Aktienbesitzer hätten zudem zustimmen sollen, dass sie in Folge einer Kapitalerhöhung künftig nur noch ein Prozent des Unternehmens besitzen. Neuer Großaktionär wäre der indische Weltmarktführer Hero Cycles geworden, der 15 Millionen Euro investieren sollte.
Als Hero Cycles sich überraschend zurückzog, tauchte der Verdacht auf, die vermeintlichen Retter hätten andere Ziele verfolgt. So soll ein von Mifa-Aktionären in Auftrag gegebenes Gutachten dem indischen Fahrradanbieter Industriespionage vorwerfen. Demnach hätten sich die Inder im Zuge ihres geplanten Einstiegs bei der Mifa Know-how abgeguckt, das sie nun in einer neuen Produktionsstätte in ihrer Heimat einsetzen könnten.
Das Management von Hero Cycles weist das zurück. „Solche Vorwürfe werden vor Gericht keinen Bestand haben“, sagte Finanzchef Rohit Maheshwari.
Flöther hat bereits angekündigt, mögliche Schadenersatzansprüche zu prüfen. Dabei gehe es sowohl um die Spionagevorwürfe als auch um mögliche Ansprüche gegen frühere Manager von Mifa. Zunächst dürfte allerdings die Investorensuche im Vordergrund stehen.