Mit Vollgas ins deutsche Herz Warren Buffett investiert in Mittelständler

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Viele Betriebe müssen verkauft werden

Die Förderbank KfW hat ermittelt, dass bis 2018 jeder sechste Mittelständler in Deutschland einen Nachfolger finden muss. Dabei geht es laut KfW um 620.000 Unternehmen mit etwa vier Millionen Beschäftigten. Vielen wird das nicht gelingen. Das wurde auch beim Tag des deutschen Familienunternehmens in Berlin deutlich. Selten wurden die mehrheitlich älteren Unternehmer von bereits auserwählten Nachfolgern begleitet. Häufig tauschten sich die Besucher darüber aus, dass sie nicht wüssten, wie es weitergehen solle. Finden sie keinen neuen Chef, müssen sie ihren Betrieb verkaufen.

Dadurch kommen viele Unternehmen auf den Markt, auch wenn die Gründer es eigentlich nicht wollen. Das nutzt nicht nur Buffett. Der russische Milliardär Viktor Wekselberg etwa hat über seinen Schweizer Maschinenbauer Sulzer jüngst das mittelfränkische Unternehmen Geka übernommen, das Wimperntusche-Bürsten und Kosmetikpackungen herstellt. Milliardär Michael Pieper, Eigentümer der Schweizer Franke-Gruppe (Küchen- und Badausstattungen), hat Beteiligungen in Deutschland im Visier, und auch Felix Happel, Sohn von Gea-Gründer Otto Happel (Maschinenbau), will mit seiner Beteiligungsgesellschaft Porterhouse hierzulande investieren.

Beteiligt an jeder dritten Milchkanne

Auch börsennotierte Beteiligungsgesellschaften wie Indus, MBB und Gesco suchen gerade nach Mittelständlern, die sie übernehmen können. Ähnlich wie Berkshire interessieren sie sich vor allem für Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 100 und 500 Millionen Euro. MBB fokussiert sich dabei vor allem auf die Region Ostwestfalen und Münsterland, wo sechs von sieben MBB-Beteiligungen beheimatet sind. „An jeder dritten Milchkanne finden Sie dort ein MBB-Unternehmen“, scherzte MBB-Vorstand Christof Nesemeier 2015 schon mal.

Privatanleger können über die Aktien der Beteiligungsfirmen auch selbst in den deutschen Mittelstand investieren. Das war in der Vergangenheit durchaus lukrativ. Der Aktienkurs von MBB etwa ist seit dem Börsengang vor zehn Jahren von 10 auf 38 Euro gestiegen, die Dividendenrendite ist mit 1,6 Prozent attraktiv. Noch größer ist Indus aus Bergisch Gladbach mit seinen 44 Unternehmen, 1,4 Milliarden Euro Umsatz und 2,7 Prozent Dividendenrendite. 125 Millionen Euro sollen die Indus-Beteiligungen in diesem Jahr für Forschung und Entwicklungsausgaben erhalten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Im Portfolio von Gesco stecken 17 Mittelständler (Gesamtumsatz 2015: 494 Millionen Euro, Dividendenrendite 2,8 Prozent). Das Unternehmen aus Wuppertal kämpfte mit einer schwachen Rentabilität. Ein neuer Vorstandschef soll es nun richten.

Sparkassen kennen ihre Unternehmer

Unternehmenstransaktionen sind ein Riesengeschäft, in dem sich bundesweit bei Investmentbanken, Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und spezialisierten Beteiligungsmaklern um die 2000 Experten tummeln. Wer mitmischen will, muss Kontakte pflegen und sensibel im Umgang mit Unternehmern sein. Kaum einer eignet sich dafür besser als die Mitarbeiter der rund 400 deutschen Sparkassen, die ihre Unternehmer vor Ort oft schon seit Jahrzehnten kennen. „Sparkassen sind mit ihren Kontakten in jede Ecke der deutschen Wirtschaft sehr mächtig“, sagt Berkshire-Manager Weschler. Er hofft darauf, dass die Sparkassen-Vorstände künftig an die Amerikaner denken, wenn Unternehmen aus ihrem Kundenkreis zum Verkauf stehen. Das soll nicht zu ihrem Schaden sein. Sparkassen könnten bei Berkshire-Unternehmen die Hausbank bleiben und das Vermögen des Verkäufers verwalten.

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