Steffen Kampeter und OWL – das darf man getrost eine politische Win-win-Situation nennen. Kampeter ist nicht nur der CDU-Vorsitzende von OWL, sondern auch der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Ein Strippenzieher vor dem Herrn ist der Westfale noch dazu.
So funktioniert das Geschäft auf Gegenseitigkeit in OWL: Mit dem Rückenwind aus einem Wahlbezirk voller finanzstarker und krisenfester Weltmarktführer konnte Kampeter in Berlin prima Karriere machen. Zugleich können sich die Unternehmer der Region sicher sein, dass Kampeter ihre Anliegen an höheren Stellen platziert, als es ein Hinterbänkler aus dem Bundestag je könnte. Diese Art politischen Netzwerkens kann man naserümpfend beäugen; effektiv ist sie allemal.
So steht es um die Personalplanung in deutschen Unternehmen
85 Prozent aller Personaler entwickeln die Strategie zur Personalbeschaffung ausschließlich mit der Geschäftsleitung - und fragen bei den Fachbereichen gar nicht erst nach.
Quelle: Studie "Personalbedarfsplanung und -beschaffung in Unternehmen" der Unternehmensberatung Hays.
82 Prozent berücksichtigen keine Freiberufler bei der strategischen Personalplanung.
81 Prozent aller Personalverantwortlicher sind unzufrieden mit der Deckung ihres Personalbedarfs.
72 Prozent der Fachbereiche sehen sich in der Hauptverantwortung bei der Personalbeschaffung.
58 Prozent legen eine Personalstrategie zur Bindung festangestellter Mitarbeiter an.
Kampeter legt politisch korrekt Wert auf die Feststellung: „OWL wurde von einer völlig unabhängigen Jury zum Spitzencluster für Industrie 4.0 gekürt.“ Ergänzt dann aber beinahe bescheiden: „Ich hatte nur politischen Einfluss auf die Vorbereitung der Entscheidung und konnte den Verantwortlichen entscheidende Parameter wie einen hohen Produktionsbezug der Forschung klarmachen.“
Kampeter wirkt nicht nur in der Ferne, er befriedet auch vor Ort: „Ich helfe moderierend dabei, unterschiedliche Unternehmensinteressen zu bündeln.“ Ein Machtwort von Machtmensch Kampeter bringt dann auch mal lokale Konkurrenten auf Spur.
Zufrieden ist der Ehrgeizige aber mit dem heimischen Erfolg noch nicht: „Wir könnten OWL als Marke sogar noch besser positionieren als die Marke NRW.“ Deswegen zieht Strippenzieher Kampeter die Fäden nicht mehr vorwiegend in Berlin, sondern auch gerne in Brüssel. „Die ersten Unternehmen aus OWL haben mich schon angesprochen, was man wie dort aufsetzen könnte“, sagt der Christdemokrat. Alle haben schließlich im Sinn, dass 2017 die staatliche Clusterförderung ausläuft.
Und so lehrt die Rolle des Steffen Kampeters im ostwestfälischen Wirtschaftswunder: Man muss nicht nur wissen, was geht – man muss vor allem wissen, wie man es ins Gespräch bringt, und vor allem, bei wem. Und zu denen muss man dann auch noch Zugang haben. Der Politiker selbst fasst es so zusammen: „Ich kann Hinweise darauf geben, welche EU-Kommissare und Generaldirektoren für welches Thema dann angesprochen werden sollten.“
Vernetzungskünstler Kampeter wechselt nächstes Jahr im Übrigen seine Bühne: Er gibt in der kommenden Woche den Job als Staatssekretär auf, um nach einer Karenzzeit 2016 als Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Arbeitgeberverbände in der Hauptstadt aufzutreten. Er übernimmt den wohldotierten Job von Reinhard Göhner. Der kommt aus Bünde, Kreis Herford, Ostwestfalen-Lippe.