Mittelstand Warum in Ostwestfalen die meisten Weltmarktführer sitzen

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Der Verkäufer, oder wie aus OWL ein Marke wurde

Tue Gutes und rede unermüdlich, unverdrossen, immer und immer wieder mit Unternehmern, Politikern, Bürgern und Journalisten darüber. So lange, bis auch der letzte Wichtige in Stadt, Land, Bund verstanden hat, dass Ostwestfalen mehr ist als Miele, Bertelsmann und Oetker.

So praktiziert es Herbert Weber, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung der Region OWL, seit fast 20 Jahren werkelt er am Marketing des Netzwerkes. Zu dem nicht nur Unternehmen rund um Industrie 4.0, sondern beispielsweise auch Mode und Möbel gehören. Auch deren Chefs wollen einbezogen werden ins Regionalmarketing, schließlich ist nicht alles, was glänzt, in OWL Automatisierungstechnik.

Weber und seine Mitstreiter haben es aber geschafft, dass der Ausdruck „Spitzencluster OWL“ Deutschlands Ingenieuren ein Begriff ist, auch wenn von denen wohl nur wenige auf Anhieb Detmold, Oelde oder Verl auf der Landkarte fänden. Weber, gebürtiger Osnabrücker, alert und geschmeidig, hat Vision und Mission: „OWL soll eine der wettbewerbstärksten Regionen Europas werden“, sagt er. „Früher wurde hier über diese Idee noch gelächelt.“ Um OWL zur Marke zu machen, bedient sich Weber am Werkzeugkasten guter Wirtschaftsförderer. „Seit vielen Jahren holen wir Unternehmen, Hochschulen und Kulturträger mit dem Argument ins Boot, dass sie höchstselbst profitieren, wenn die Attraktivität der Region steigt.“

Aus dem Wortungetüm Ostwestfalen-Lippe wurde das Markenzeichen „OWL“; die sperrige Clusterbezeichnung „Intelligente Technische Systeme Ostwestfalen-Lippe“ verkürzten Marketingprofis aufs englische „it’s OWL“. Das rote Logo ist allgegenwärtig auf Kulturplakaten und den Broschüren der Wirtschaftsförderung. Es hat sich in Klein eingeschlichen auf dem Briefpapier vieler Unternehmen und buhlt in Riesenlettern um Aufmerksamkeit auf Messeständen in Hannover, Finnland, China oder dem Silicon Valley.

Doch Westfalen auf ihre Heimat einzuschwören steigert noch nicht die nationale oder gar europäische Bekanntheit. Dafür muss Weber die Chefs der heimischen Weltmarkführer ins Boot holen. So wie Peter Köhler, Chef der Detmolder Weidmüller-Gruppe und Vorsitzender des Industrial Affairs Committee des Arbeitgeber-Dachverbands Business Europe. Der warb erst Anfang Juni mit Weber in Brüssel auch für OWL.

Nur eines steht dem PR-Erfolg der Westfalen noch im Weg: der Westfale an sich. Oder wie es Weber ausdrückt: „Die Menschen hier leisten viel, aber reden zu wenig über ihre Erfolge.“ Aber das macht ja er.

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