Mittelstand Mittelstand: Mit exotischen Produkten zum Erfolg

Seite 3/3

Keine Konkurrenz im Schnupftabak

Die Basis ist das Fundament der Grundlage – nach dieser Maxime hat offenbar Patrick Engels Platz 17 unter den 100 wachstumsstärksten Weltunternehmen im deutschen Mittelstand erklommen. Engels ist geschäftsführender Gesellschafter des Tabakspezialisten Pöschl im niederbayrischen Geisenhausen. Der 750-Mitarbeiter-Betrieb erhöhte den Umsatz von 2001 bis 2010 auf das 3,4-Fache und nahm 2012 rund 445 Millionen Euro ein.

Das von Engels’ Urgroßvater Alois Pöschl gegründete Unternehmen ist eine Institution in Bayern und berühmt für den Schnupftabak Gletscherprise. Umsatztreiber sind die Feinschnittmarken Pueblo und Red Bull, die bei Selbstdrehern in Deutschland extrem gut ankommen. Die Nikotinware von Pöschl ist inzwischen in 100 Ländern zu haben und behauptet sich erfolgreich gegen das Angebot von Tabakriesen wie Philipp Morris und Reemtsma. Beim Schnupftabak fühlt sich Engels nahezu konkurrenzlos.

Markteintritte werden akribisch geprüft

Die Bayern vertrauen auf die Kraft der Ruhe. Hastige Investitionen sind verpönt. "Wir springen nicht jeder Innovation der Konkurrenz hinterher", sagt Engels, "mir ist es lieber, eine flache Wachstumskurve zu haben, aber dafür eine nachhaltige."

Bei Pöschl sorgen inzwischen neun Tochterunternehmen und fünf Beteiligungsgesellschaften für weltweite Präsenz. Vor jedem Eintritt in einen neuen Markt prüft Engels akribisch: Welche Rauchgewohnheiten haben die Leute, gibt es Handelshemmnisse, wer sind die Konkurrenten? Wie lange der Angriff braucht, spielt eine untergeordnete Rolle. "Wenn irgendwas ein halbes Jahr oder ein Dreivierteljahr länger dauert, dann macht das nichts", sagt Engels.

Trotz zweistelliger Wachstumsraten plagen Engels aber auch Sorgen. Die EU arbeitet an einer neuen Tabakproduktrichtlinie. Sie sieht vor, Aromastoffe im Schnupftabak zu verbieten. Ohne Zusätze wie Menthol oder Fruchtaromen wäre das Pöschl-Pulver jedoch wie jedes andere. Engels fürchtet gar ein komplettes Schnupftabakverbot durch die Hintertür. "Ein Drittel der 400 Arbeitsplätze in Deutschland wären akut bedroht", behauptet er.

Angst vor einem Schnupftabakverbot

In einem Brief an Edmund Stoiber, der früher Bayerns Ministerpräsident war und heute die EU beim Bürokratieabbau berät, hat Engels sich über mögliche Folgen der geplanten Vorschriften zur Transparenz der Lieferketten beschwert. Diesen bürokratischen Mehraufwand solle Stoiber verhindern.

Wenn dadurch auch die Aromastoffe für den Schnupftabak erlaubt blieben – schlecht wär’s wohl nicht für Pöschl.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%