Mittelstand Fünf Wege der Finanzierung für Firmen

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Tipps zur Finanzierung für Mittelständler

1. Leasing

Statt hoher Anschaffungskosten für Fuhrpark oder Maschinen, zahlt der Unternehmer nur für Nutzung beziehungsweise Überlassung ein monatliches Entgelt an den Leasinggeber. Die Eigenkapitalquote des Unternehmens ändert sich nicht. Leasing ist somit bilanzneutral und schafft eine klare Kalkulationsgrundlage mit überschaubaren Raten. Dabei sind die Raten in Deutschland als Betriebsausgaben voll von der Steuer absetzbar. So schont Leasing die Liquidität der Unternehmer und auch das Eigenkapital.

Nachteil sind die teils ungewissen Restwerte und Kosten bei Rückgabe der geleasten Geräte. Auf die Vertragsgestaltung ist dabei genau zu achten, da zum Beispiel auch Nebenabreden zum Leasingvertrag zulässig sind, etwa die Rückgabe an einen fernen Ort.

2. Factoring

Factoring bietet sich vor allem für die Finanzierung des Umlaufvermögens an, also beispielsweise für die offenen Rechnungen des Händlers beim Lieferanten. Dabei werden die offenen Forderungen des Lieferanten (Kreditor) gegen den Schuldner (Debitor) an ein drittes Unternehmen (Factor) abgetreten. Der bezahlt den Kreditor sofort teilweise oder ganz – üblich sind 80 bis 90 Prozent der offenen Summe – und holt sich anschließend das Geld vom Debitor wieder. Dafür bekommt er Gebühren und Zinsen.

Der Vorteil: Die Bilanz verkürzt sich um Forderungen und Verbindlichkeiten und verbessert so Eigenkapitalquote und Liquiditätssituation. Das Ausfallrisiko der offenen Forderung geht dabei auf den Factor über. Insgesamt verbessert sich durch Factoring auch die Bonität des Unternehmens.

3. Online-Finanzierungsportale

„Das gute an den neuen Finanzierungsplattformen im Internet ist, dass sie bei Summen unterhalb von 100.000 Euro oft keine oder nur geringe Sicherheiten verlangen“, sagt KMU-Berater Sander. Kreditvermittler Peters bestätigt das: „Die Sicherheitenanforderungen unterschieden sich je nach Anbieter sehr stark – während klassische Universalbanken immer noch hohen Wert auf Sicherheiten legen, zeigen sich alternative Finanzierer aus unserer Sicht an dieser Stelle deutlich flexibler.
Die alternativen Finanzierer verzeichnen dabei ebenso niedrige Kreditausfallrisiken wie etablierte Banken. „Allerdings haben diese Anbieter in der Regel noch keine Erfahrungen mit Konjunkturdellen, weil sie noch keine zehn Jahre alt sind“, warnt Sander. Dann könnten die Online-Finanzierer Probleme bekommen.

Grundsätzlich seien diese Angebote aber für kleinere Kreditsummen sehr attraktiv, weshalb sie häufiger berücksichtigt werden sollten. Ein großer Vorteil ist dabei die bequeme Vergleichbarkeit der Konditionen online. Anbieter sind beispielsweise Kreditvermittler wie Fintura und Compeon oder Crowdlending-Plattformen wie Funding Circle oder Kapilendo. Das Angebot ist breit und meist auf Bedarf und Unternehmensgröße zugeschnitten.

4. Fördermittel

Fördermittel von Bund und Land können vielfältig helfen, die Finanzierungssituation von KMU zu entspannen. Unternehmen können in Deutschland dabei auf rund 1700 Förderprogramme zugreifen. Die Förderbanken sind die EiB auf EU-Ebene, die KfW und die landwirtschaftliche Rentenbank auf Bundesebene und 17 Förderbanken der Bundesländer sowie spezielle Bürgschaftsbanken. Die größten Fördertöpfe verwaltet die KfW.

Die Vorteile: Besonders zinsgünstige Kredite bis zu 25 Millionen Euro für Unternehmen mit bis zu 500 Millionen Euro Umsatz. Durch tilgungsfreie Jahre sind sie zudem besonders flexibel.

Der Nachteil: Die KfW-Förderkredite werden über die Hausbanken vermittelt, die ihrerseits in der Regel das Kreditrisiko tragen müssen. Daher verbessern die Förderkredite nicht die Bonität, sondern nur die Kreditkonditionen. Je größer der Kredit, umso eher lohnt sich das für den Kreditnehmer und die Hausbank.

5. Zweite Hausbank

Wer mehr als eine gewerbliche Bankverbindung unterhält, reduziert die Abhängigkeit. Voraussetzung ist allerdings, dass vorhandene Sicherheiten auf weitere Banken verteilt werden. Wer alle Sicherheiten bei seiner bisherigen Hausbank hat, sollte diese bitten, Sicherheiten im eigenen Interesse freizugeben, damit sich das Risiko auf mehrere Kreditgeber verteilen lässt. Traditionelle Hausbanken vor Ort wollen das jedoch oft nicht. Kreditnehmer sollten da aber durchaus selbstbewusst die Freigabe von Sicherheiten fordern.

Neben den genannten Alternativen gibt es auch Mischformen aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung (Mezzanine), zahlreiche Crowdfunding-Angebote und endlose, speziell auf bestimmte Bedürfnisse zugeschnitten Finanzierungsangebote.

Gründer weiter mit Finanzierungssorgen

Junge Unternehmensgründer und Start-ups haben es oft besonders schwer, Kredite zu bekommen, da sie normalerweise kaum Eigenkapital vorweisen können. Deshalb sind sie vor allem auf der Suche nach Investoren, deren Geld die Eigenkapitalbasis stärkt. Ausnahme: Beim ERP-Gründerkredit der KfW ist kein Eigenkapital erforderlich, die Förderbank unterstützt die Besicherung des Darlehens.

Das Vertragsverhältnis zu den Investoren ist dabei frei gestaltbar - und entsprechend voller Tücken. „Der BVMW fordert deshalb seit langem ein Wagniskapitalgesetz, das insbesondere die Finanzierung von Start-ups und innovativen Mittelständlern rechtssicher macht“, sagt BVMW-Präsident Mario Ohoven und empfiehlt: „Alternative Finanzierungswege etwa über Crowdfunding oder digitale Finanzdienstleistungen über die neuen Fintech-Plattformen sollten im Mittelstand viel stärkere Beachtung finden.“

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