Mittelstand Wie Mittelständler Geld richtig investieren

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Warenhändler Magowsky hat sein Geld kurzfristig angelegt Quelle: Stefan Kröger für WirtschaftsWoche

Bereiten nun Konjunkturabschwung und Finanzkrise der Investitionslust der Mittelständler ein Ende? Bislang noch nicht. Wittberg geht davon aus, dass die Mittelständler in der ersten Phase ihre Investments sogar aufstocken. „Viele arbeiten zu Beginn des Konjunkturabschwungs noch alte Aufträge aus dem Hoch ab, bekommen dadurch Liquidität, die sie dann aber wegen der lauen Konjunktur nicht mehr in Maschinen, Material oder Gebäude investieren.“ Doch schon im kommenden Jahr, wenn mangels Aufträgen die Einnahmen ausblieben, könne es zu einem Abschmelzen des Anlagevolumens kommen.

Veränderungen spüren die Banker bereits beim Anlageverhalten. Die Finanzkrise hat die Mittelständler verunsichert – auch wenn die Orderbücher noch voll und die Margen noch stabil sind. „Die wollen es jetzt noch genauer wissen“, sagt ein Frankfurter Banker, „und alles, was zu kompliziert ist, löst mehr Misstrauen aus als früher.“

Doch wenige Mittelständler wollen radikal umschichten. Termineinlagen und Festgeld sowie Sichteinlagen bleiben die Renner. Halten bis jetzt acht Prozent der befragten Mittelständler Aktien, so wollen künftig nur noch sechs Prozent in Aktien investieren. Die Zahl der Anhänger von Garantiefonds vervierfachte sich auf acht Prozent, in Zertifikate wollen elf Prozent der Befragten gehen – etwa doppelt so viel wie bisher. „Das Risiko wird breiter gestreut“, sagt Wittberg.

Mittelständler sind als Anleger eine eigene Klasse: weniger professionell als die Assetmanager der Konzerne, weniger spekulativ als Kleinanleger. Kleine und mittlere Unternehmer

wollen vor allem Sicherheit und verzichten lieber auf Rendite, als dass sie ihr Kapital gefährden, wollen jederzeit Zugriff auf ihre Anlage behalten, lieben unkomplizierte Deals und Pro-dukte, sehen ihre Anlagen häufig nur als lästiges Beiwerk, das vom Kerngeschäft ablenkt, und finden sich aber nur schwer damit ab, dass sie mit ihrer Geldanlage nicht die gleiche, oftmals dicke Rendite erzielen wie im eigenen Unternehmen.

Sicherheit. Franz Schuhardt, Finanzvorstand des Online-Reifenhändlers Delticom aus Hannover, will sich mit vielversprechenden, komplizierten Geldanlagen erst gar nicht abgeben. „Wir legen unser Geld ausschließlich in Geldmarktanlagen an, weil wir der Überzeugung sind, dass unsere Hauptaufgabe der Vertrieb von Reifen und nicht das Anlagegeschäft ist“, sagt Schuhardt.

Dabei hat das Unternehmen, das 2002 auf der Grundlage von Risikokapital entstand, immer wieder durchaus größere Geldmengen anzulegen. So flossen dem Pneuverkäufer Ende 2006 auf einen Schlag 30 Millionen Euro zu. Schuhardt bleibt trotz der großen Summen vorsichtig: „Wir gehen keine Risiken ein, die wir nicht handhaben können.“ Um stets gut bei Kasse zu bleiben, investiert der Reifenverkäufer das Geld nie länger als zwölf Monate. Die mittlere Laufzeit liegt bei sechs Monaten.

Wie Schuhardt halten es viele kleine und mittlere Unternehmen. Festgeld und Termineinlagen sind der Anlagehit für Mittelständler. 75 Prozent der mittelständischen Anleger entscheiden sich wegen der geringen Risiken und schnelleren Verfügbarkeit des investierten Geldes für diese Anlageform.

Damit fahren sie derzeit vergleichsweise gut. Unternehmer, die 10.000 Euro übrig haben, können aktuell immerhin mit knapp fünf Prozent pro Jahr rechnen, wenn sie ihr Geld für drei Monate auf einem Festgeldkonto parken.

Nicht alle Mittelständler sind damit zufrieden. Im Durchschnitt erwarten die Befragten der Commerzbank-Studie eine Rendite von rund sechs Prozent. Doch die sind mit den sicheren Klassikern wie Tagesgeld, Festgeld oder Geldmarktfonds nicht zu haben, auch wenn die kurzfristigen Zinsen mit bis zu fünf Prozent in diesen Wochen recht hoch liegen.

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