Neuer SieMatic-Investor Der Staubsauger-Kaiser aus China

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Zwischen Venedig des Ostens und Weltstadt der Küchen


Die von Ni im Jahr 1994 gegründete Nison-Gruppe macht 900 Millionen Euro Umsatz und sitzt in der Millionenstadt Suzhou, nahe der noch größeren Millionenstadt Shanghai. Chinesen preisen Suzhou wegen seiner Wirtschaftskraft und seiner Kanäle gern als asiatisches Venedig.

Dort sieht die Welt ganz anders aus als in der beschaulichen 40.000-Einwohner-Kommune Löhne, dem Stammsitz von SieMatic. Löhne gilt als wichtiger Standort der Möbelindustrie und bezeichnet sich stolz als „Weltstadt der Küchen“. Sogar der deutschstämmige Papst Benedikt XVI. ließ sich eine SieMatic-Küche in seinem Privathaushalt einbauen. Verglichen mit dem Venedig des Ostens ist Löhne aber ein Provinznest.

Ni gehört zur neuen Klasse von chinesischen Unternehmern, die es innerhalb einer Generation zu großem Reichtum gebracht haben. Nach dem Börsengang seiner Staubsauger- und Elektrogeräteproduktion namens Kingclean mit der bei chinesischen Verbrauchern bekannten Marke Lexy kürte ihn das Wirtschaftsmagazin "Forbes" zum Milliardär. Der Marktwert des seit 2015 an der Börse Shanghai notierten Unternehmens liegt bei umgerechnet 2,8 Milliarden Euro.


Für Nis Aufstieg war jahrzehntelange harte Arbeit nötig. Seine technischen Kenntnisse hat sich der Ingenieur Ni autodidaktisch angeeignet, weil in den Wirren der chinesischen Kulturrevolution kein geregeltes Studium möglich war. Als das Staatsunternehmen, in dem er arbeitete, schließen musste, machte Ni sich als Fabrikant selbständig. Seine Startfinanzierung bestand in einer Vorauszahlung eines Kunden in Höhe von 30.000 Dollar.

Von dem historisch erzwungenen Training on the Job hat Ni offenbar profitiert. Praxisnähe und Pragmatismus gehören wohl nach wie vor zu seinen prägenden Eigenschaften. Ein Firmenfoto jedenfalls zeigt ihn am Schreibtisch mit einer Kalligraphie im Hintergrund, die den gesunden Dreiklang aus klarem Willen, akademischem Wissen und praktischer Anwendung zum Wahlspruch erhebt. Chinesen lieben solche Kredos in traditioneller Handschrift.

Börsennotiertes Familienunternehmen

Für ihre internationalen Ambitionen brauchen selbst gestandene Unternehmer wie Ni Berater mit Transaktionserfahrung in westlichen Ländern. „Herr Ni ist ein sehr westlich orientierter chinesischer Familienunternehmer“, sagt Monika Nickl von der M&A-Beratungsfirma Raymond James. Nickl und ihre Kollegin Xinyin Zhang haben die Nison-Gruppe bei ihrer Mehrheitsbeteiligung an SieMatic beraten. Ni hatte bereits vor seinem SieMatic-Einstieg mit zahlreichen Marktteilnehmern in der deutschen Küchenindustrie über mögliche strategische Partnerschaften gesprochen. Da die Transaktion durch eine Auslandsgesellschaft von Nison vollzogen wurde, bedurfte es laut Beraterin Nickl nur punktuell der Zustimmung chinesischer Behörden.


Wie geht es jetzt bei Nison weiter? In China bereitet sich erst mal alles auf die großen Feierlichkeiten zum Jahreswechsel nach dem traditionellen Mondkalender vor. Das neue Jahr des Hundes beginnt dort erst, wenn in Deutschland die Karnevalszeit vorbei ist. „Unsere Pläne für 2018 sind noch nicht konkret, wir wollen den Wert unseres Unternehmens vor allem im Heimatland China steigern“, sagt Ni.

Neue Unternehmenskäufe im Ausland könnte es trotzdem wieder geben. „Sofern es entsprechende Opportunitäten am Markt gibt, sind auch weitere Akquisitionen in Deutschland und Übersee nicht auszuschließen“, lässt der Unternehmer durchblicken.

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