Olymp vor Problemen „Der Arbeitsmarkt in China steht massiv unter Druck“

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Wandel in der Nähstube der Welt

Doch die Nähstube der Welt steckt im geplanten Wandel. Die Kommunistische Partei will bis 2025 China zum Technologieführer in Branchen wie Energienetze, Materialwirtschaft und Robotik machen. Staatsnahe Konzerne gehen auf Shoppingtour, kaufen kleine Weltmarktführer, auch deutsches Know-how.

Längst gehören digitale Champions aus China wie der Onlinehändler Alibaba und der Kommunikationskonzern Tencent zu den weltweit wertvollsten Unternehmen. Und damit bieten sich auch vergleichsweise einfachen Arbeitern in der Textilherstellung höher bezahlte Jobs, etwa in der Smartphone-Fertigung.

Vorteil kurze Wege

Olymp hofft auf einen Treuebonus, den sich das Unternehmen über Jahrzehnte erarbeitet hat. Denn der Mittelständler konzentriert sich auf wenige Zulieferer. Mit einigen Betrieben besteht die Geschäftsbeziehung seit fast 30 Jahren. Das gegenseitige Vertrauen könnte heute ein Vorteil sein.

Nur wenige Lieferanten zu beschäftigen, senkt auch die Kosten der Qualitätskontrolle. Bezner beschäftigt in China eigene Mitarbeiter, die sich darum kümmern, dass die Hemden den Ansprüchen der Marke genügen. In einer einzelnen Fabrik lässt Olymp im Jahr zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Hemden fertigen. Aus Bezners Sicht ergibt es dagegen keinen Sinn, auf kleinere Betriebe zu setzen. Das würde den Betreuungsaufwand erhöhen und Flexibilität kosten.

Bisher profitiert die Firma davon, dass ihr Stofflieferant in direkter Nachbarschaft zum Hemdenproduzenten liegt. „Wir müssen die Gewebe nicht extra noch nach Vietnam oder Indonesien schaffen, um sie dort konfektionieren zu lassen“, sagt Bezner. Das spart Zeit und Kosten – zumindest noch. Denn die schnelle Liefermöglichkeit, fürchtet er, „wird uns in China mittelfristig genommen.“

Dabei wird die Produktion tendenziell immer aufwendiger. Selbst Büroarbeiter tragen heute statt des Hemds oft lieber T-Shirt oder Polo. Individuelle Schnitte sollen sie wieder vom Hemd überzeugen, etwa der bequemere Comfort Fit oder der enge Slim Fit. Das allerdings verlangt auch von den Herstellerbetrieben entsprechende handwerkliche Fertigkeiten. Wo er die in Zukunft noch findet, darüber zerbricht sich Bezner den Kopf. Auch in Osteuropa, wo die Olymp-Tochter März eine Strickfabrik betreibt, werde es auf Sicht schwierig, Arbeitskräfte zu finden.

Unter dem Radar

Tatsächlich kommt er nicht darum herum, Produktion zu verlagern, „etwa in bestehende Flächen in Vietnam, wo es noch geht, und nach Indonesien, wo wir die Mengen hochfahren“. Im Blick hat der Schwabe allerdings auch neue Länder, in denen es genügend Arbeitskräfte für die Textilindustrie gibt. „Und da geht es gar nicht darum, das Hemd 20 Cent günstiger zu machen“, sagt Bezner, „sondern schlicht darum, die Mitarbeiter zu finden, die eine Nähmaschine bedienen können und wollen.“ German-Fashion-Chef Lange sieht das als Trend der gesamten Bekleidungsbranche: „Myanmar, Pakistan und Kambodscha geraten immer stärker in den Fokus.“

Fest steht für Olymp indes, dass die Produktion in Asien bleiben soll – weil Bezner künftig hier nicht nur Hemden produzieren, sondern auch verkaufen will. So wird er noch im Laufe des Jahres ein weiteres halbes Dutzend Verkaufsstellen in Thailand starten, um die Exportquote von derzeit 35 Prozent weiter nach oben zu bringen.

Die Region entwickle sich schließlich wirtschaftlich sehr erfolgreich, es entstünden Kaufkraft und neue Mittelschichten. Den Blick richtet der Olymp-Chef daher auch auf Länder wie Indonesien mit einer Bevölkerung von 240 Millionen Menschen: „Das Land wächst seit Jahren wie an der Schnur gezogen und liegt dabei total unter dem Radar der Europäer.“

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