Osram-Hauptversammlung „Die Lichter gehen bei Osram nicht aus“

Osram verschärft seinen Sparkurs. Quelle: dpa

Bei der Osram-Hauptversammlung nutzten Kleinaktionäre die Gelegenheit, ihrem Ärger und ihren Sorgen wegen der Mehrheitsübernahme durch AMS Luft zu machen. Denn eines ist klar: Osram verschärft seinen Sparkurs.

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Die Osram-Spitze hat sich bei der Hauptversammlung des Konzerns teils deutliche Kritik an der Übernahme durch AMS anhören müssen. „Ihr Name wird immer mit der Zerschlagung von Osram verbunden sein“, sagte ein Aktionär am Dienstag unter Beifall zum Vorstandsvorsitzenden Olaf Berlien. Andere forderten, eine Zerschlagung des Traditionsunternehmens zu verhindern, oder fragten, ob der geplante Zusammenschluss mit AMS nicht „auf Augenhöhe“ geschehen könne.

Die Osram-Spitze hat dagegen immer wieder versichert, dass es sich um einen Zusammenschluss auf Augenhöhe handle. Berlien betonte vor der Hauptversammlung, dass die Stimmung mit AMS und dessen Vorstandsvorsitzendem Alexander Everke, mit dem er inzwischen per Du sei, gut sei. „Alex hat mir eine SMS geschickt, heute Morgen“, erzählte er. Berlien verteidigte die Übernahme durch die österreichische AMS auch grundsätzlich. „Die Geschäftslogik hinter dem Zusammenschluss ist richtig“, sagte er und betonte: „Die Lichter gehen bei Osram nicht aus.“ Gemeinsam habe man eine gute Perspektive.

AMS aus Premstätten bei Graz hat nach langem Ringen rund 60 Prozent der Osram-Aktien eingesammelt. Nach einer für August erwarteten außerordentliche Osram-Hauptversammlung zum geplanten Beherrschungsvertrag will AMS den Münchner Konzern von der Börse nehmen. Berlien, der die Übernahme zunächst abgelehnt hatte, warb am Mittwoch noch einmal für das Zusammengehen: „Gemeinsam mit AMS hat Osram eine gute Zukunft.“ Die Geschäfte des Münchner LED-Spezialisten und des österreichischen Sensoranbieters ergänzten sich, so dass beide gemeinsam neue Produkte etwa in der Gesundheitsdiagnostik oder für Fahrassistenzsystemen anbieten könnten.

Weil eine Zustimmung von Kartellbehörden in aller Welt zu der Übernahme noch aussteht, waren die Österreicher auf der Hauptversammlung lediglich mit ihrem bisherigen Stimmrechtsanteil von rund 20 Prozent vertreten. Insgesamt nahmen nach Angaben von Aufsichtsratschef Peter Bauer gut 49 Prozent des Kapitals an dem Aktionärstreffen teil. Dass die Hälfte der Aktionäre fehlt, ist für Osram nicht ungewöhnlich: Im vergangenen Jahr kamen knapp 54 Prozent.

Aktionärsvertreter äußerten die Sorge, dass die bis zu 4,6 Milliarden Euro schwere Übernahme scheitern könnte. So gilt die Finanzierung von AMS durch eine Kapitalerhöhung und durch Kredite als ambitioniert. „Geht da was schief, dann hätten wir einen Continental-Schaeffler-Fall“, sagte die Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt. Der Autozulieferer Schaeffler hatte sich bei der Übernahme von Continental vor Jahren beinahe verhoben. „Je teurer die Übernahme, desto höher ist der Spardruck“, gab Christian Retkowski von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu bedenken.

Bestätigung dafür könnte Retkowski in den Plänen zum Sparkurs sehen, den der Lichttechnikkonzern noch einmal weiter verschärfen möchte. „Wir wollen die Kosten im Zeitraum von 2018 bis 2022 insgesamt um bis zu 300 Millionen Euro senken“, sagte Finanzvorstand Ingo Bank in München. Bisher hatte sich Osram Einsparungen von 220 Millionen Euro vorgenommen, unter anderem durch den Abbau von rund 800 Arbeitsplätzen in Deutschland.

Auf dem Prüfstand stehen unverändert Strukturen und Abläufe, das Geschäftsportfolio und Verwaltungskosten, bekräftigte Bank. Das Sparprogramm komme schneller voran als erwartet. Osram hatte nach einem Verlust in dem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 im zurückliegenden ersten Geschäftsquartal 2019/20 wieder einen Gewinn geschrieben. Osram-Chef Olaf Berlien bekräftigte die Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr 2019/20, fügte aber hinzu, die geschäftlichen Auswirkungen des Coronavirus infolge der Betriebsunterbrechungen bei Lieferanten und Kunden seien bisher nicht absehbar.

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