Peter Schöffel „Ich kann mir vorstellen, massiv in China zu investieren“

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Reicht die Portokasse?

Andere Marken wie Jack Wolfskin haben sich in China schon blutige Nasen geholt. Lernen sie von deren Fehlern?
Das war eher system-immanent. Private Equity in Märkten, die einmal starkes Wachstum erlebt haben, sich dann aber konsolidieren und nur noch langsam wachsen, das führt oft zu Problemen. Als Investor kaufen Sie schließlich Wachstum, das dann manchmal aber nicht kommt. Und dann wird der Investor nervös. Aber das Problem haben wir zum Glück nicht.

Trotzdem werden Sie investieren müssen, dafür wird Ihre Portokasse kaum reichen.
Dass so ein Markt nicht umsonst zu bekommen ist, ist ja klar. Sonst müsste man lieber die Finger davonlassen. Wenn wir es machen, dann ordentlich und mit den richtigen Partnern. Und wir wissen auch, dass wir sicher erst einmal einige Jahre lang säen müssen, um ernten zu können.

Dazu sind Sie bereit?
Ja, ich denke in langen Perspektiven. Mit unserer Eigenkapitalquote von deutlich über 70 Prozent haben wir den Handlungsspielraum, genau in solche Themen zu investieren. Wir haben seit jeher die Gewinne im Unternehmen belassen und sind gut damit gefahren. Ich könnte mir vorstellen, in China massiv zu investieren, wenn Pläne und Partner die richtigen sind. Für uns geht es nicht darum, dort irgendwie auch dabei zu sein, dazu haben wir unser Geld zu schwer verdient.

Und welches Potenzial sehen Sie nun für Schöffel dort?
In Asien sehe ich generell sehr gute Chancen für uns, wir sind bereits heute sehr erfolgreich in Taiwan, wir beginnen erfolgreich zu sein in Japan. Ich bin überzeugt, dass die Aspekte German Engineering, Familienunternehmen von 1804, der Markenname Schöffel und die Verbindung zum ÖSV uns auch in China weiterhelfen werden. Für uns ist es strategisch wichtig, mittel- bis langfristig in der künftig wohl wichtigsten Wirtschaftsnation der Welt eine gute Nischenposition zu haben.

Schöffel hat im Vergleich zu anderen Anbietern Produkte für eine ziemlich überschaubare Palette an Sportarten – wann gehen Sie eigentlich über Skifahren und Wandern hinaus?
Andere Sportarten sind schon ein Thema für uns. Ich muss mir doch nur anschauen, was unser Kunde braucht. Das hat sich verändert. Er will mit ein und demselben Produkt unterschiedliche Dinge machen können. Er kauft sich doch nur selten die Bergjacke, die zwischen 3000 und 5000 Meter Höhe funktioniert – das ist ja nicht die Realität. Ein sportlicher Kunde möchte sich so multifunktionell wie möglich, aber auch so Sportart-individuell wie nötig kleiden.

Das heißt konkret?
Wir bieten jetzt verstärkt Produkte an, die für unterschiedliche Aktivitäten geeignet sind. Das geht dann weit über Wandern hinaus – für viele ist etwa Fahrrad-Fahren das neue Wandern und deshalb Teil unserer neuen Angebote. Das gleiche gilt für Trail-Running, aber auch für Urban Outdoor, also den Spaziergang im Park. Die Themen vermischen sich mehr, deshalb müssen unsere Jacken und Hosen für verschiedene Aktivitäten taugen.

Eine reine Fahrrad-Kollektion wird es bei Schöffel aber nicht geben?
Wir machen sicher keine Rennradjacke, aber in unserer neuen Kollektion haben wir erstmals auch eine Radwanderjacke, die anders geschnitten ist als eine Wanderjacke, und die man sehr gut zum Mountainbike- oder E-Bike-Fahren tragen kann. Das gleiche gilt für die Hose. Derjenige, der im Bergurlaub auch mal aufs Rad steigt oder mit dem Rad zur Arbeit fährt, erwartet von Schöffel ein Angebot, und das bekommt er auch mit einer kleinen Kollektion. Die Fahrradbekleidung wird es ab Sommer 2019 im Handel geben. Und von da aus werden wir das Thema Rad sicher immer weiter ausbauen.

Mit 100 Millionen Euro Umsatz sind Sie zwar einer der größten Anbieter in Deutschland, aber im Vergleich zu North Face oder Columbia klein. Kommen bei Ihnen noch viele Kaufanfragen an?
Wir sind ein Inhaber-geführtes Unternehmen in der siebten Generation, mein Ziel ist es nicht, mein Unternehmen zu verkaufen. Deshalb habe ich einen Standardbrief für solche Anfragen. Den haben wir entwickelt, weil mir diese ständigen Anfragen auf den Geist gingen. Seitdem ist der Brief schon an die 50 Mal rausgegangen. Da wird nur die Adresse oben verändert, ich unterschreibe, und dann wird er verschickt. Und danach ist Ruhe.

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