Plötzlich Chefin In den Schuhen des Vaters

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Nicola Lemken: Die Teilzeit-Chefin

Nicola Lemken leitet den gleichnamigen Landmaschinenhersteller – ruhig, gelassen und mit reduzierter Stundenzahl. Quelle: Dominik Asbach für WirtschaftsWoche

Man kann sich problemlos vorstellen, dass Nicola Lemken, auf einem Traktor sitzend, einen Pflug über den Acker zieht und die kontemplative Monotonie dieser Tätigkeit mag – dass sie also die Produkte zu schätzen weiß, die sie da verkauft: Pflüge, Eggen, Sämaschinen.

Die 43-Jährige strahlt Gelassenheit aus. Unaufgeregt führt Lemken den 1780 als Schmiede gegründeten gleichnamigen Landmaschinenhersteller aus Alpen am Niederrhein. Sie managt das Unternehmen in siebter Generation und ist die erste Frau an der Spitze. Lemken ist Mitglied der sechsköpfigen Geschäftsleitung und nach eigener Ansicht ein Beispiel dafür, dass sich Familie und Führungsjob vereinbaren lassen. Und dass nicht der Chef, die Chefin, unter allen Umständen derjenige sein muss, der morgens aufschließt und abends als Letzter das Licht ausmacht.

Da sie zwei kleine Kinder hat, arbeitet sie Teilzeit, in der Regel zwei Tage in der Woche. Daraus macht sie kein Geheimnis. Angst vor Kontrollverlust hat sie nicht. Die Hauptgesellschafterin nimmt an allen wichtigen Sitzungen teil und arbeitet ansonsten streng projektbezogen. So hat sie beispielsweise die Baustelle beim Umbau des Betriebs betreut.

Sie hält das auch deshalb für eine gute Lösung, weil sie so Geschäftsführer Anthony van der Lay nicht in die Quere kommt, der das Tagesgeschäft leitet und dem sie „voll vertraut“.

Die Nachfolge regelte sie standesgemäß mit Vater Viktor auf der Rückfahrt von einer Pflugweltmeisterschaft 1999. Das dauerte keine zwei Stunden, denn beide machten nicht viele Worte. „Mein Vater hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann. Über die Details waren wir uns schnell einig.“

Sie kann nicht sagen, dass ihr das Geschäft in die Wiege gelegt war. In ihrem Kleinmädchenleben spielten eher die Klassiker wie Ballett und Blockflöte eine Rolle als der väterliche Maschinenpark.

Aber eine Banklehre in Krefeld machte sie dann doch nach dem Abitur und studierte in Münster Betriebswirtschaftslehre. Nach dem Start in das Berufsleben bei Bayer arbeitete sie im internationalen Rechnungswesen. „Ich war schon immer mehr der Mathe-Typ“, sagt sie über sich selbst.

Erfolgreich verschweigen

Rechnen kann sie also. Und ihre Geschäfte rechnen sich auch. 363 Millionen Euro Umsatz machte der international operierende Betrieb im vergangenen Geschäftsjahr mit 1144 Mitarbeitern. Über Gewinne schweigt sich die Chefin aus, aber die Margen dürften auskömmlich sein.

Über die Zukunft macht sich Lemken für ihre Branche keine Sorgen. „Die Landtechnik hat Konjunktur“, sagt sie, „weil die Weltbevölkerung wächst. Damit bleibt die Welternährung das dominierende Thema.“ Traktor fahren kann sie übrigens wirklich. Und sie ist eine Befürworterin nachhaltiger Landwirtschaft. Lemken ist und bleibt erdverbunden.

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