Problemberatung Wobei Mittelständler Hilfe brauchen

Mittelständler gelten zwar als besonders kritisch gegenüber Beratungsunternehmen, dennoch wird deren Arbeit von den meisten positiv beurteilt. Das ist das Ergebnis einer Trendstudie der Züricher Metaberatung Cardea.

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Kritisch betrachtet und doch meist positiv beurteilt werden Unternehmensberatungen von Mittelständlern. Quelle: Fotolia

Die Cardea-Studie zeigt, dass auch mittelständische Unternehmen regelmäßig die Hilfe von Beratern in Anspruch nehmen: Gut ein Viertel der befragten Führungskräfte hat in den vergangenen drei Jahren mindestens zweimal ein Beratungsunternehmen beauftragt, ein Fünftel sogar sechs oder mehr. Insgesamt nahmen 500 Top-Manager mittelständischer Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz an der Online-Befragung teil.

Im Gegensatz zu Konzernen bevorzugen Mittelständler aber Einzelberater für ihre Projekte: Nur 40 Prozent haben auch schon mit internationalen Beratungsunternehmen zusammengearbeitet, 30 Prozent haben kleine, spezialisierte Boutique-Beratungen beauftragt. Fast 60 Prozent der mittelständischen Führungskräfte setzen auf Einzelkämpfer, wenn sie selbst mit ihrem Latein am Ende sind.

Auch bei den Gründen, warum Beraterhilfe gesucht wird, unterscheiden sich große und mittelständische Unternehmen: Anders als die Konzerne, brauchen Mittelständler vor allem Hilfe bei der Identifikation von Risiken in ihren Geschäftsmodellen: „Viele wissen nicht genau, wo sie stehen und können schlecht einschätzen, auf welchen Gebieten sie Beratungsbedarf haben“, sagt Eva Manger-Wiemann, Managing Partner und Mitglied der Geschäftsleitung von Cardea.

Die Berater sollten darum in erster Linie Sparringspartner und Coach für die Führungskräfte sein. Externe Hilfe nehmen sie darum vor allem in Anspruch, weil die eigene analytische Kompetenz nicht ausreicht, um Schwachstellen im Unternehmen zu finden und dafür Problemlösungen zu entwickeln.

Präferenzen dürften sich wenig ändern

„Hilfestellung bei der strategischen und organisatorischen Neuaufstellung sowie Prozessverbesserungen und Effizienzsteigerungsprogramme stehen deshalb im Mittelpunkt der Beratungsprojekte“, sagt Manger-Wiemann. Jeweils knapp 40 Prozent der Befragten nannten Prozessverbesserungen und Strategieanpassungen als Hauptthemen bei Beratungsaufträgen.

Organisatorische Fragen waren bei 28 Prozent vorrangig, um Kostensenkungs- und Effizienzprogramme sowie Change-Prozesse ging es bei knapp einem Viertel der Projekte. Risikomanagement, Compliance-Fragen und Outsourcing spielen bei Mittelständlern offenbar nur eine untergeordnete Rolle. Auch bei künftigen Beratungsprojekten dürften sich die Präferenzen der Befragten wenig ändern.

80 Prozent wünschen sich pragmatische Berater

Obwohl Mittelständler als besonders kritisch gegenüber Beratungsunternehmen gelten, wird deren Arbeit von den meisten dennoch positiv beurteilt: 46 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Erwartungen erfüllt worden seien. Bei fast einem Fünftel wurden die Erwartungen sogar übertroffen.

Die Kehrseite der Medaille: Mehr als ein Drittel aller mittelständischen Führungskräfte hat negative Erfahrungen gemacht, weil ihre Erwartungen nicht oder nur teilweise erfüllt wurden. „Bemängelt werden vor allem fehlende Fachexpertise und zu hohe Preise, außerdem sei der Ansatz vieler Berater zu theoretisch“, sagt Cardea-Partnerin Manger-Wiemann.

Auch den Gründen für die Unzufriedenheit geht die Cardea-Studie auf den Grund: Mehr als 80 Prozent derer, die nicht vollständig zufrieden waren, würden sich mehr Pragmatismus von den Beratern wünschen, für knapp 80 Prozent stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht.

Fast 70 Prozent vermissen breites und tiefes Wissen, knapp zwei Drittel fordern flexiblere Formen der Zusammenarbeit. Seniorität der Berater ist für 60 Prozent wichtig, eine globale Aufstellung der Problemlöser ist dagegen weniger wichtig und wird nur von rund einem Drittel der Mittelständler erwartet.

Die Studie zeigt, dass es bei der Auswahl der richtigen Berater – sowohl was die Kompetenz für das jeweilige Problem und die Branchenkenntnisse angeht, als auch bei der Chemie zwischen Kunde und Berater – nach wie vor großen Optimierungsbedarf gibt. Kein Wunder: Berater kann sich jeder nennen, aber ob das Kompetenzversprechen immer eingehalten werden kann und ob der Berater zum Unternehmen passt, ist in vielen Fällen immer noch Glücksache.

Genau an dieser Stelle setzt Cardea mit seinem eigenen Geschäftsmodell und dem neuen Consultingsearcher an: Mit der Suchmaschine lässt sich je nach Branche und Beratungsthema der passende Experte finden.

Was für die Beratungsunternehmen selbst häufig existenziell ist, interessiert die mittelständischen Kunden offenbar kaum: Die Veränderungen auf dem Beratungsmarkt und der Trend zur Konsolidierung werden von fast der Hälfte der befragten Führungskräfte als nicht relevant eingeschätzt. Entsprechend nüchtern reagieren die Mittelständler denn auch auf die Neuordnung, die sich vor allem aus der Übernahme kleinerer und mittlerer Beratungsunternehmen durch große, internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ergibt: „Mittelstandskunden sehen in der Entwicklung der großen Beratungshäuser zu globalen Alleskönnern kaum einen Mehrwert für ihr eigenes Unternehmen“, sagt Manger-Wiemann.

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