Putzmeister-Chef Scheuch Chinesen haben für Teamarbeit wenig übrig

Als einziger Deutscher sitzt Nobert Scheuch, der Chef von Putzmeister, im Vorstand eines chinesischen Konzerns. Mitunter kommt es zu Irritationen.

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Norbert Scheuch Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Scheuch, wie ergeht es Ihnen als einzigem Deutschen im Vorstand eines chinesischen Unternehmens?

Scheuch: Ich kann über nichts klagen. Die Disziplin ist gut, der Führungsstil ist westlich geprägt und sehr strukturiert. Gleichwohl bleibt das Unwohlsein, nicht immer alles zu verstehen.

Keiner Ihrer Vorstandskollegen spricht Englisch. Können Sie mittlerweile ein bisschen Chinesisch?

Ich lerne tatsächlich. Das ist eine Herausforderung. Aber natürlich habe ich Übersetzer in den Vorstandssitzungen. Das klappt meistens sehr gut, wenn es auch hin und wieder zu Irritationen kommt: Manchmal sage ich einen Satz, und der Übersetzer macht daraus zehn; manchmal spreche ich zehn Sätze, und der Übersetzer macht daraus einen. Das liegt eben auch an den Kulturunterschieden.

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Was hat sich für die Mitarbeiter von Putzmeister geändert, seit der chinesische Konzern Sany vor rund einem Jahr den schwäbischen Betonpumpenhersteller übernommen hat?

So gut wie nichts. Wir haben die operativen Ebenen allerdings strikt getrennt. Sany konzentriert sich auf den Markt in China. Außerhalb von China ist Putzmeister zuständig. Es gibt eine Zusammenarbeit in Technik und Entwicklung, nicht aber in der Produktion und im Vertrieb. Dort sind die Unterschiede zu groß. Man muss sich vor Augen halten, dass zwei vollkommen unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen.

Welche Probleme ergeben sich daraus?

Die Probleme fangen schon bei der Zeitverschiebung an. Es betrifft aber auch Sprache und Mitarbeiterführung. Projektarbeit zum Beispiel funktioniert in China nur unzureichend. Wir sind es gewohnt, Expertenteams zu bilden. In China ist es undenkbar, eine hierarchisch höher gestellte Person nicht einzubinden.

Wie das Geschäft läuft

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Wie läuft das Geschäft?

Putzmeister wird 2012 voraussichtlich ein Umsatzplus von 20 Prozent machen. Allerdings hat sich der chinesische Markt stark abgeschwächt.

Experten warnen vor einer Immobilienblase in China.

Natürlich gibt es Gefahren in China. Gerade der Baumaschinenmarkt ist massiv überhitzt. Mehr als die Hälfte aller weltweit produzierten Baumaschinen werden heute in China verkauft. Auf der anderen Seite ist der Optimismus gewaltig. Die Stimmung ist vielleicht vergleichbar mit dem Deutschland der Fünfzigerjahre: Es geht nur darum, wie produziert werden kann. Über den Absatz macht sich niemand Sorgen. Aber ich denke, es muss zu einer Normalisierung kommen. Die Frage ist nur, auf welchem Niveau.

Wann streichen die Chinesen die Marke Putzmeister?

In den nächsten zehn Jahren wird Putzmeister sicher bestehen. Sany profitiert ja auch von der Bekanntheit Putzmeisters. Der Kauf war für Sany auch ein Marketinginstrument. Sany hat drei Ziele: Erstens die Bekanntheit von Sany zu erhöhen, das ist gelungen. Zweitens den Technologietransfer, um die eigenen Produkte zu verbessern, und drittens eine Verbesserung der Prozesse. Ich glaube, wenn wir an ein westliches Unternehmen verkauft hätten, wären die Veränderungen weitaus größer gewesen. Dann wäre uns alles bis in die kleinsten Details diktiert worden. Sany hat sich konsequent zurückgenommen und Putzmeister die Märkte überlassen. Nicht zuletzt deswegen ist die Stimmung mittlerweile sehr gut.

Wir müssen uns einfach damit anfreunden, dass sich der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Aktivitäten nach Asien verlagern wird. Natürlich wollen sich die Chinesen deutsche Ingenieurkunst aneignen, aber wir haben in Deutschland noch immer gewaltige Vorteile durch unser duales Ausbildungssystem.

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