Renate Pilz „Übernahmen aus China machen mir keine Sorgen“

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„Gründern muss finanziell mehr geholfen werden“

Also Programmieren als zweite Fremdsprache?
Ich plädiere nach wie vor für eine breite Allgemeinbildung. Die Spezialisierung darf nicht zu früh kommen. Auch die Persönlichkeit muss sich erst entwickeln, man hat früher beim Abitur nicht umsonst von der Reifeprüfung gesprochen. Wenn sie in höheren Klassen von sich aus ein Interesse entwickeln, müssen wir dieses echte Interesse auch bedienen können.

Zu den beliebtesten Arbeitgebern bei jungen Fachkräften gehören vor allem die großen IT- und Autokonzerne. Und wenn der Weg in die Selbstständigkeit führt, gründen sie lieber ihr eigenes kleines IT-Unternehmen. Was muss der deutsche Maschinenbau-Mittelstand machen, um hier wieder attraktiver zu werden?
Es kommt auf die Einstellung des jeweiligen Bewerbers an, ob er lieber zu einem großen Konzern oder einem Familienunternehmen geht. Das kann man nur schwer beeinflussen. Wenn wir aber über Gründungen sprechen, gibt es eine einfache Möglichkeit, das attraktiver zu machen: Die Finanzierung muss viel einfacher werden. Diesen mutigen Menschen wird zu wenig Kapital zur Verfügung gestellt, mit dem sie ein Unternehmen aufbauen können. Die Banken sollten hier mehr Anschubfinanzierung leisten. Deshalb bleibt vielen Gründern oft nichts anderes übrig, als ihr Unternehmen und ihre Idee früh an ein größeres Unternehmen zu verkaufen anstatt es eigenständig zu führen.

Schaut sich Pilz auch nach Start-ups um, ob da eine interessante Idee dabei ist?
Wir schauen uns immer an, was am Markt Neues passiert. Aber wir machen das nicht mit dem Ziel der Übernahme. Wir haben vor einigen Jahren eine Gruppe übernommen, da der Eigentümer mit dem Anliegen auf uns zugekommen ist, einen Teil seines Unternehmens zu veräußern, und weil sie zu uns gepasst hat.

Bei Ihnen sind die Kinder selbst in der Unternehmensführung aktiv. War das immer Ihr Ziel oder hat es sich über die Jahre einfach ergeben?
Meine Kinder sind nach dem Studium erst einmal hinaus in die Welt. Mein Sohn ist in die USA gegangen. Dann musste er allerdings bei unserer US-Tochtergesellschaft einspringen und ist auch so früh ins Unternehmen gekommen. Meine Tochter hat in den USA und in England bei verschiedenen Unternehmen gearbeitet. Ausbildung und Erfahrung sind das eine, doch man muss auch das Herz für das Unternehmen haben. Es muss das eigene Ziel sein. Und da bin ich unendlich dankbar, dass es bei beiden Kindern von sich aus so gekommen ist.

Was Sie noch nicht über Deutschlands Familienunternehmen wussten
BMW Quelle: dpa
DM-Tüte Quelle: dpa
Pizza Quelle: dpa
Aldi-Markt-Schild Quelle: dpa
Otto-Schild Quelle: dpa
VW-Logo Quelle: AP
Automobil-Herstellung Quelle: dpa

Würden Sie Ihren Enkeln empfehlen, im Maschinenbau neu zu gründen?
Die sollen ihren Weg selber finden. Wenn es dann soweit sein sollte und wenn sie Fragen haben, werde ich ihnen aufzeigen, was die Konsequenzen sind. Aber entscheiden muss jeder selbst. Ich wünsche meinen Enkeln, dass sie dann die Kraft haben, selbst zu entscheiden und die notwendige Unterstützung erfahren.

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