Schmuckmanufaktur Wellendorff "Wenn ihr Geld übrig habt, investiert es in Gold"

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David im Wettbewerb mit den Luxus-Goliaths

Warum ist da eigentlich vorher keiner drauf gekommen, so simpel, wie die Lösung am Ende aussieht?
Haben wir uns auch gewundert. Aber wir sind ja auch nicht früher drauf gekommen. Das ist aber das, was ich meine, wenn wir von Exzellenz sprechen. Das ist unser Wachstum. Lösungen entwickeln, die es vorher nicht gab.

Der Juwelier Bulgari wurde schon vor Jahren an einen Luxuskonzern verkauft, nun wurde bekannt, dass der Kölner Kofferhersteller Rimowa unter das Dach von LVMH geschlüpft ist. Als kleines Familienunternehmen im Wettstreit mit den Giganten – ist das chancenlos, allein zu bestehen?
Ich empfinde das als Ansporn. Wir glauben immer an den Wettbewerb, je härter der ist, desto besser müssen die Lösungen sein, die wir präsentieren. Das schöne ist ja, dass wir es als kleiner badischer mittelständischer Schmuckhersteller im Kampf David gegen Goliath schaffen, zu bestehen. Konzerne haben sicher Vorteile, wie ein großes Distributionsnetz. Aber wir sind ein schnelles Boot, Entscheidungen treffen wir viel zügiger.

Und das in der Familie. Wenn dann was schief läuft, ärgert man sich nicht nur über den Kollegen, sondern auch den Verwandten. Wie verhindern sie, dass es zu einem Zerwürfnis kommt, wie man es ständig sieht von Bahlsen bis Tönnies?
Wir sitzen in diesem Boot eben alle zusammen. Wenn die Familie sich versteht, gibt es meines Erachtens nichts Besseres als ein Familienunternehmen. Dann arbeitet jeder daran, dass das Unternehmen vorankommt. Wenn sie sich nicht versteht – dann gibt es sicher keine schlimmere Form. Häufig wird natürlich sehr emotional diskutiert. Wenn Sie nach Hause kommen, dann diskutieren sie auch sehr emotional am Abend mit Ihrer Frau über den Tag. Das ist bei uns nicht anders. Aber unter uns herrscht das fundamentale Vertrauen unter allen Familienmitgliedern, dass keiner am Stuhl des anderen sägt. Wenn das nicht da ist, dann ist das die Hölle.

Ihr Bruder ist im Unternehmen, wenn sie nach Hause kommen, treffen sie ihre Kollegin wieder, die tagsüber die PR verantwortet – Ihre Frau. Haben Sie dann noch Lust, über die Arbeit zu reden?
Wir machen das. Wir müssen auch genauso über unseren Tag reden wie alle anderen auch.

Sie können doch nicht über den Kollegen lästern, wenn es ein Verwandter ist.
Wir arbeiten nicht daran, dass man seine Seilschaft aufbaut, wie es in Konzernen passiert. Wir möchten keinen aus dem Boot herausbekommen, denn dann haben sie einen weniger zum Rudern. 

Gibt es irgendeinen Trick, wie Sie Ihren beruflichen Ärger in der Familie leben und gleichzeitig das Gefüge nicht auseinanderbricht?
Es ist Arbeit. Es ist wie in einer Ehe.

Die werden oft genug geschieden.
Richtig. Aber es gibt genug Ehen, die nicht geschieden werden. Da funktioniert das Miteinander. Der Schlüssel ist die Kommunikation. Meine Mutter holt immer wieder alle an einen Tisch. Wir sind in Summe 17 Familienmitglieder und sitzen sehr häufig zusammen. Da kommt alles auf den Tisch. Das ist oft befreiend. Es darf nicht sein, dass jemand etwas in sich hineinfrisst. Das ist anstrengend, weil man unangenehme Dinge sagen muss und sich anhören muss.

Familienunternehmen stolpern oft über die Nachfolge. Macht Sie das nervös?
Die nächste Generation steht in den Startlöchern. Ob sie in die Firma geht, wird sich zeigen, aber zumindest gibt es eine. Wenn sie Lust und Spaß haben, das weiterzumachen, dann unterstützen wir das, wenn nicht… dann…

Dann überlegen Sie, wenn es soweit ist?
Genau. Aber uns macht die Arbeit Spaß. Davon erzählen wir zu Hause. Ein gewisser Grundoptimismus ist hilfreich. Das merkt auch die nachfolgende Generation. Und wir haben einen Vorteil: Wir beschäftigen uns nur mit schönen Dingen. Schmuck ist schön und die Menschen, die sich Schmuck kaufen, freuen sich drauf. Niemand kauft Schmuck, wenn er schlechte Laune hat.

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