
WirtschaftsWoche Online: Herr Wellendorff, in Paris sinken die Umsätze der Luxuswarenhändler in Folge der zurückgehenden Besucherzahlen nach den Attentaten. In China brechen den Herstellern von teuren mechanischen Uhren die Umsätze weg. Keine gute Zeiten für Luxus, oder?
Georg Wellendorff: Jede Zeit ist gut oder schlecht für Luxus. Die Menschen werden diese Güter immer schätzen. Aber es gibt immer Verschiebungen innerhalb der Kulturen und der Kontinente. Den Rückgang in Asien verzeichnen wir auch, weil die Chinesen durch die hohen Steuern und die Anti-Korruptionsgesetze vorsichtiger geworden sind. Uns betrifft das allerdings etwas weniger als die Uhrenhersteller, da Schmuck nicht so im Fokus stand. Wir gehen aber davon aus, dass das eine kurzfristige Phase ist. Der Markt ist so riesengroß, der Nachholbedarf der Bevölkerung immens und deswegen glauben wir, dass in den kommenden Jahren die Nachfrage dort wieder steigen wird. Wir verbessern deswegen auch gerade unsere Lage in Peking.
China besitzt zig Städte mit mehreren Millionen Einwohnern. Sie konzentrieren sich dennoch auf Peking und Shanghai. Ist das nicht zu wenig?
Viele Marken haben es in der Vergangenheit übertrieben mit ihrer Konzentration auf China. Wir sind da sehr vorsichtig. Es reicht uns, in den Zentren präsent sein. Die Kundschaft reist dorthin. Sie reist sowieso viel. Wir verzeichnen auch mehr Nachfrage chinesischer Kunden in Deutschland und Österreich. Die Zeiten, in denen sie vor allem in Gruppen reisten, sind vorbei, das sind Individualtouristen.
Was ist mit dem deutschen Markt?
Wir stellen bei uns eine höhere Nachfrage fest, ungeachtet der globalen Entwicklung. Es gibt viele Menschen, die zurückhaltend sind, aber wenn sie sich entscheiden etwas zu kaufen, dann suchen sie Dinge, die für Authentizität stehen und über den Tag hinaus Bestand haben werden. Gold verliert auch in schweren Zeiten nichts an seiner Anziehungskraft. Das zeigt unsere Unternehmensgeschichte.
Wellendorff
Georg Wellendorff ist seit 1993 im Unternehmen tätig und heute verantwortlich für die Produktion in Pforzheim. Seine Frau Claudia Wellendorff leitet die PR des Unternehmens, Bruder Christoph ist zuständig für den Vertrieb und Marketing. Gemeinsam mit der Elterngeneration Eva und Hanspeter Wellendorff werden alle wichtigen Entscheidungen im Familienkreis getroffen.
Die Wellendorff Gold-Creationen GmbH & Co. KG wurde 1893 von Ernst Alexander Wellendorff in Pforzheim gegründet. Es ist nun ununterbrochen in vierter Generation vollständig in Familienbesitz. Die Geschäftsführung teilen sich Hanspeter Wellendorff und seine Söhne Georg und Christoph. In Pforzheim stellt das Unternehmen sämtliche Produkte selber her, auch die Goldlegierung erfolgt dort nach eigenen Vorgaben. Seit 1977 produziert das Unternehmen die sogenannte Wellendorff-Kordel, bei dem für das Collier Prinzesse Golddraht von 160 Metern Länge gewoben wird. Die Ringe enthalten drehbare Elemente.
Die schon immer eng mit Gold verknüpft ist?
Ja. Mein Urgroßvater hat bereits 1947 wieder begonnen, Schmuck aus Gold herzustellen. Nach dem Krieg hat jeder erst mal danach geschaut, dass er wieder ein Dach über dem Kopf und was zu essen hat. Die Menschen hatten ganz andere Themen. Dennoch gab es rasch wieder eine Nachfrage nach echtem Goldschmuck. Unter anderem, weil man sich nach einem Ausgleich gesehnt hat zu den harten Dingen des Alltags. Auch heute sehnen sich die Menschen nach Sicherheit, Zuverlässigkeit. Man braucht schöne Dinge, umso mehr. Allerdings geht es aus unserer Sicht weg vom Bling-Bling-Schmuck und hin zu Schmuck, der für Understatement und Nachhaltigkeit steht.





Ausgerechnet Ringe oder Colliers von Wellendorff sind eher farbenprächtig und oft mit vielen Steinen besetzt. Das ist für Sie Understatement?
Man will sich schmücken, aber nicht, dass jeder sofort erkennt, was da für Werte im Spiel sind. Unser Schmuck ist sicher markant. Aber das sieht oft nur der Kenner, um was es sich genau handelt. Was sich dahinter verbirgt, wissen nur die, die eine tragen oder sich intensiv mit der Materie beschäftigen. Wenn sie hier auf der Königsallee mit einem Wellendorff-Kordel um den Hals spazieren gehen, dann sagen die meisten höchstens, das sei eine schöne Kette, aber kaum einer könnte sagen, die hätte diesen oder jenen Wert.