Schwäbisch Hall Gipfeltreffen der Weltmarktführer

Lernen von den besten Unternehmern des deutschen Mittelstands - und einem Bundesligisten. Beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall.

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Einmal im Jahr trifft sich im engen Kochertal die Elite. Die fitten unter den Unternehmern, Vorständen und Geschäftsführern stiefeln dann am Morgen zu Fuß den steilen Weg zur Bausparkasse Schwäbisch Hall hinauf. Sie wissen, der stramme Marsch lohnt sich, denn im Auditorium des Häuslefinanzierers werden drei Tage lang die besten deutschen Weltmarktführer aus dem Nähkästchen plaudern. Größen aus der Wirtschaftspolitik skizzieren die Leitlinien der kommenden Jahre.

Wie machen es die anderen? Das wollen Unternehmer wissen. Deshalb berichten erfolgreiche Kollegen und Konkurrenten von Dienstag bis Donnerstag dieser Woche über Erfolgsstrategien für nachhaltiges Wachstum, über Chancen und Risiken des Internets, den Mittelstand und seine Banken sowie die Herausforderungen am Industriestandort Deutschland. Die WirtschaftsWoche begleitet die Veranstaltung, Chefredakteur Roland Tichy moderiert sie und bringt die Referenten (siehe Fotos) ins Gespräch. Zudem stehen Werksführungen bei Weltmarktführern aus der Region wie Recaro und Würth auf dem Programm, ein Galadinner und die Verleihung des „Würth Future Champion Award 2014“.

Klaus Eisert, Phoenix Contact Quelle: dpa Picture-Alliance

Klaus Eisert - Geschäftsführender Gesellschafter Phoenix Contact

Das Familienunternehmen liegt tief in Ostwestfalen-Lippe. Das Lipperland ist schön – aber weit entfernt von den bekannten Hochschulen oder Forschungszentren. Trotzdem ist Phoenix Contact weltweit erfolgreich mit elektrischer Verbindungs- und elektronischer Interfacetechnik sowie industrieller Automatisierungstechnik. Dank dieser Expertise und sehr guten Weiterbildungsmöglichkeiten sowie weltweiter Vernetzung schafft es Phoenix, seit Blomberg 1966 Stammsitz wurde, sich trotz der dezentralen Lage immer wieder innovative Tüftler ins Haus zu holen.

Der Global Player gehört zudem zum Spitzencluster „Intelligente technische Systeme“ des Bundesforschungsministeriums.

Weltmarktführer

Thomas Enders, Airbus Group Quelle: Laif

Thomas Enders - CEO Airbus Group

Der Politikwissenschaftler und Luftlandesoldat weiß, wie sich ein paneuropäischer Konzern voller nationaler Eifersüchteleien zu einem Team vereinen lässt: durch offene Kommunikation und Mut zu klaren Entscheidungen. Mehr noch aber ist der Sohn eines Schäfers ein Vorbild im Umgang mit den Regierungen in seinem Aktionärskreis. Mal macht Enders sich Freunde durch neu geschaffene Jobs, mal agiert er an der Grenze zwischen Erpressung und Druck auf die Eigentümer, immer zum Nutzen des gerade von EADS in Airbus umbenannten Weltmarktführers für Zivilflugzeuge.

Aber nie, ohne dabei zugleich auch den Gewinn für die Eigentümerstaaten sichtbar zu machen.

Rolf Hollander, Cewe Color Quelle: dpa/dpaweb

Rolf Hollander - Vorstandsvorsitzender Cewe Color

Kaum eine Branche hat der digitale Wandel so hart getroffen wie die Anbieter für Fotoabzüge. Innerhalb weniger Jahre verdrängte die digitale Fotografie nicht nur bei Profis, sondern auch bei Endverbrauchern analoge Kameras. Kleine Filmdosen für analoge Abzüge bringt seitdem kaum noch jemand zum Entwickeln in den Fotoladen. Aber nicht nur die Nachfrage nach Negativabzügen sank.

Zugleich tauchten Drucktechnikanbieter als neue Konkurrenten auf. Cewe Color bewältigte den schwierigen Wandel binnen weniger Jahre. Heute druckt das Unternehmen jährlich Milliarden Fotos. Hinzu kommen Millionen Fotobücher und -geschenkartikel – ein Markt, den es vorher gar nicht gab –, und es gilt beim Druck als Technologieführer.

Angelique Renkhoff-Mücke, Warema Renkhoff Quelle: Presse

Angelique Renkhoff-Mücke - Vorstandsvorsitzende Warema Renkhoff

In einem Pferdestall im unterfränkischen Marktheidenfeld gründeten 1955 zwei Kompagnons ein Unternehmen zur Fertigung von Leichtmetalljalousien. Inzwischen ist Warema Europas Marktführer für technischen Sonnenschutz. Was Laien als Markise oder Jalousie gilt, entwickelte Warema weiter zu einem komplexen Steuerungssystem für Tageslichttechnik mit für den Kunden angepasster Raum- und Zonenautomation.

Der Aufpreis soll sich durch höhere Energieeffizienz rechnen. So wurde das Familienunternehmen vom Verkäufer eines vermeintlich einfachen Produkts zum Systemanbieter. Und regelte zugleich die Unternehmensnachfolge: Gründertochter Angelique Renkhoff-Mücke führt heute erfolgreich die Geschäfte.

Entscheidende Hebel langfristigen Erfolgs

Herbert Schein, Varta Microbattery Quelle: Presse

Herbert Schein - Vorsitzender der Geschäftsführung Varta Microbattery

Die Unternehmensgruppe gilt als anerkannter Technologieführer im Bereich Mikrobatterien, ist Weltmarktführer bei Hörgerätebatterien. Um bei Neuentwicklungen für die Energiewende weltweit führend zu sein, gründete der Autozulieferer mit seinem Top-Kunden Volkswagen eine gemeinsame Forschungsgesellschaft in Form eines Joint Ventures. Ziel ist die Entwicklung der nächsten Generation an Lithium-Ionen-Zellen.

Varta hält den Innovationsprozess für den entscheidenden Hebel langfristigen Erfolgs. Hinzu komme aber laut Unternehmenschef Schein ein anderer Faktor: „Unser sehr gut funktionierendes, seismografisches System– und das sind unsere Kunden.“

Hans-Joachim Watzke, Borussia Dortmund Quelle: Laif

Hans-Joachim Watzke - Vorsitzender der Geschäftsführung Borussia Dortmund

Viel Zeit hatte Kaufmann Watzke nicht mehr, als er 2005 die wirtschaftliche Verantwortung für das westfälische Fußballunternehmen übernahm: Es stand vor der Insolvenz. Heute lässt sich von Watzke lernen, wie man mit Sachverstand, Glück und Leidenschaft ein marodes Traditionsunternehmen wiederbeleben kann. Zugleich erwies er sich als Könner der geschickten Markenführung.

Watzke, selbst Unternehmer mit einem Hersteller von Feuerwehrschutzkleidung, schaffte es, dem BVB trotz Börsennotierung ein Markenprofil als Underdog zu basteln. Heute gilt der Verein seinen vielen Fans als sympathischeres Gegenmodell zum dominanten Marktführer Bayern München.

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