Start-up-Finanzierung Geldsegen für Europas Gründer

Die Start-up-Szene in Europa hinkt in Sachen Neugründungen und Finanzierung der in den USA hinterher. Das will Skype-Gründer Niklas Zennström jetzt ändern – und legt einen 750 Millionen schweren Fonds auf.

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Erfolgsgeschichten wie die von Niklas Zennström sind in Europa rar: Der Schwede gründete den Internet-Telefondienst Skype. Quelle: Imago

750 Millionen Dollar – das ist mal eine Ansage. So viel hat Atomico, die Risikokapitalgesellschaft von Skype-Gründer Niklas Zennström, gerade weltweit bei Investoren eingesammelt. Das Geld soll vor allem in Start-ups in Europa investiert werden. Auch das ist eine Ansage.

Der alte Kontinent holt auf, nicht nur, was die Anzahl der Start-up-Gründungen angeht, sondern auch, was in Sachen Kapital, das ihnen zur Verfügung steht. Statista zufolge flossen im vergangenen Jahr 16 Milliarden Dollar in europäische Start-ups. Das war etwas weniger als im Jahr zuvor – aber fast doppelt so viel wie 2010. Erst vor ein paar Wochen kündigte Rocket Internet die Auflage eines Eine-Milliarde-Dollar-Fonds an. Jetzt kommt Atomico. Fonds dieser Größenordnung sind in der Lage, große Finanzierungsrunden durchzuführen, wie sie man sie sonst nur aus den USA kennt.    

Erfolgsgeschichten wie die von Niklas Zennström sind diesseits des Atlantiks noch immer eine Ausnahme. Der Schwede gründete den Internet-Telefondienst Skype und verkaufte seine Firma schließlich für drei Milliarden Dollar an Ebay. Heute gehört Skype zu Microsoft – und Zennström zu den größten Kapitalgebern in Europa. Mit seinem neu aufgelegten Fonds spielt Atomico mit Sitz in London rein zahlenmäßig in einer Liga mit kalifornischen Star-Investoren wie Sequoia oder Andreessen Horowitz.

Atomico soll europäischen Start-ups das Geld geben, das sie brauchen, um international mit den Schwergewichten aus dem Silicon Valley mithalten zu können. Das Potenzial sei groß, meint Yann de Vries, Deutschland-Partner bei Atomico. „Es gibt mehr Entwickler in Europa als in den USA. Und immer mehr von ihnen entscheiden sich dafür, hier zu bleiben.“  

Zum Beispiel die Gründer von Lilium Aviation aus Oberpfaffenhofen bei München. Sie bauen einen Elektrojet, der senkrecht starten kann. Eines Tages, so die Vision der Gründer, werden die Menschen diese Jets nutzen wie heutzutage Taxis. An der Technologie wird auch im Valley geforscht. Die Deutschen aber, meint de Vries, hätten nicht nur die beste Mannschaft, sondern auch die geeignete Umgebung für ein solches Vorhaben. Mit der Technischen Universität in München, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) und Autobauer wie etwa BMW seien die idealen Partner für Forschung und Entwicklung in unmittelbarer Nähe. 

Überhaupt seien die Forschungs- und Industrielandschaft in Deutschland die perfekte Voraussetzung für die Entstehung der nächsten großen Geschäftsmodelle – die nach Ansicht von Atomico weniger konsumorientiert als technologiegetrieben sein werden. „Deep tech“, nennt es de Vries und meint Mega-Themen wie künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge.

Um seine Start-ups groß zu machen, stellt Atomico nicht nur Geld, sondern auch Expertise zur Verfügung: Ein 40-köpfiges Team, bestehend aus ehemaligen Führungskräften von Firmen wie Facebook, Google oder Uber, verteilt über die ganze Welt, soll bei strategischen Fragen und der Eroberung neuer Märkte helfen. 

Das bislang größte Erfolgsbeispiel aus dem Portfolio ist der Spieleentwickler Supercell aus Finnland, der 2013 für 1,5 Milliarden Dollar an den japanischen High-Tech-Konzern Softbank verkauft worden ist – ein größerer Deal als der Erwerb von Instagram durch Facebook.

Innerhalb Europas sind Exits dieser Größenordnung noch Zukunftsmusik. Wenn ein Fonds wie Atomico es schafft, eine Beteiligung in diesem Wert an ein europäisches Industrieunternehmen zu verkaufen, wäre das mal wirklich eines: eine Ansage. 

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