Start-up-Studie Wer hat das Zeug, ein Einhorn zu gründen?

Was sind die Erfolgsfaktoren für Gründer, deren Start-up eine Milliardenbewertung hat? Die beiden Gründer von Auto1 etwa sind typischer als Mark Zuckerberg, zeigt eine Studie, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt.

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Christian Bertermann (links) und Hakan Koc sind die Gründer von Auto1, dem derzeit erfolgreichsten Start-up aus Deutschland. Quelle: Dominik Butzmann für Handelsblatt

Düsseldorf Der Studienabbrecher, der am Frühstückstisch sitzt und eine geniale Geschäftsidee hat, die er zum Milliardenunternehmen aufzieht, ist eine Ausnahme. Die allermeisten Gründer von Einhörnern – Start-ups mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarden Dollar - haben ein abgeschlossenes Studium und berufliche Erfahrung - auch durch Scheitern. Und was vielleicht auf den ersten Blick noch langweiliger klingt: Branchenerfahrung hilft beim Kapital-Einwerben.

Hakan Koc und Christian Bertermann, die Gründer von Auto1, dem größten Gebrauchtwagenportal weltweit, bei dem zuletzt der Vision Fonds des japanischen Softbank-Konzerns mit 460 Millionen Euro eingestiegen ist,  scheinen typische Einhorn-Gründer zu sein. Mit Hybris hat es offenbar wenig zu tun, wenn aus einen Start-up ein Unternehmen mit einer Milliardenbewertung wird. Julian Kawohl, Professor für Strategisches Management der Hochschule für Technik und Wirtschaft und Berlin, hat sich im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Start-ups einmal genau die Lebensläufe und den Bildungsstand von Gründern der 100 wertvollsten Jungunternehmen angeschaut.

Wie erlesen diese Gruppe der Unternehmen mit Milliardenbewertung ist, belegt nicht nur der Name Einhorn, für ein seltenes Fabelwesen, sondern auch die Zahl solcher Einhörner -  sind es doch gerade einmal 0,07 Prozent aller durch Risikokapital finanzierter Start-ups weltweit.

Doch wie kommt eigentlich so eine Milliardenbewertung zustande? Die Bewertung entspricht ja dem Potenzial, das Investoren in einem Geschäftsmodell sehen. Zurzeit sind es nach wie vor oft E-Commerce-Firmen, die hohen Bewertungen erhalten, sagt Kawohl. Aber: „Wenn man den Marktzyklus anschaut, könnte Auto 1 das letzte Einhorn sein, was wir da noch sehen. „Im E-Commerce sind die Tanzkärtchen verteilt, im Healthcare-Bereich beim Internet of Things und Künstlicher Intelligenz ist noch Potenzial.“

Wie erwartet stellen vor allem US-Amerikaner mit 42 Prozent die meisten Gründer von Einhörnern. Aus Europa stammen gerade einmal neun Prozent von ihnen. Überraschend: Chinesische Gründer stellen die zweitwichtigste Gruppe, weit vor den Indern.

Und wer denkt, ein Start-up zu gründen, sei ein verdammt guter Grund, das Studium hinzuschmeißen, so wie es Mark Zuckerberg vorgemacht haben, dem offenbart die Studie, dass 95 Prozent der Einhorn-Gründer ihr Studium abgeschlossen haben. Und besonders viel Geld werben diejenigen ein, die einen Master of Science nachweisen können.

„Die berühmtesten Einhorn-Gründer verdecken, dass die Masse der Top-Gründer fertig studiert und zwar eher in Harvard als in Stanford“, erklärt Kawohl. In Deutschland sind es vor allem Gründer, die an der WHU studiert haben, das Beispiel der Samwer-Brüder wirkt bis heute nach. Sie halten regelmäßig Reden an ihrer früheren Wissenschaftlichen Hochschule in Vallendar. Damit sorgen sie für ein gründerfreundliches Ökosystem, bei dem auch groß gedacht werden kann. Die beiden Auto1-Gründer sind keine WHU-Absolventen. Während Bertermann in Mannheim BWL studierte, absolvierte Koc ein Jura-Studium an der Bucerius Law School in Hamburg.

Die allermeisten Einhorn-Gründer haben zuvor berufliche Erfahrungen gesammelt, mit eigenen Start-ups, aber auch als Angestellte. Das sind immerhin 80 Prozent aller betrachteten 180 Einhorn-Gründer. Letzteres sei kein Nachteil, erklärt Kawohl: „Wer mit Chefs kann, kann auch mit Investoren.“ Die Gründer mit Erfahrungen als Angestellte wissen, wie es auch mit geordneten Strukturen funktionieren kann. Hinzu kommt, erklärt Kawohl: „Wer angestellt war, kann sich auch eher mit Exit-Gedanken anfreunden. Er hat eine kühlere Sicht auf die Wachstumsfantasie.“ Auch dafür sind die beiden Auto1-Gründer ein Beispiel. Bertermann arbeitete in führender Funktion bei Groupon, Koc ebenfalls in führender Position bei Home24.  

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