Liefert PSI die Software für die Energiewende, kümmert sich Lapp um die Hardware, sprich Kabel und Stecker. Das Unternehmen aus Stuttgart hat sein traditionelles Geschäft – flexible und robuste Kabel für Roboter sowie Anlagen der Maschinenbauer – um erneuerbare Energien und Elektromobilität erweitert: „Lohnende Zukunftswelten für unsere Hochleistungskabel“, nennt das Michael Collet, Innovationschef bei Lapp. Um die Umsetzung innovativer Ideen noch effizienter voranzutreiben, wurde in der Gruppe dafür ein eigener Geschäftsbereich gegründet, den Collet seit Oktober vergangenen Jahres leitet.
Vielfältige Einsatzbereiche
Ohne die Kabel und Stecker von Lapp würde sich manches nicht bewegen: Sie stecken in Windmühlenparks, im Transrapid in Shanghai, in rund 40 Abfüllanlagen von Coca-Cola in Europa und in der Bühnentechnik des Bolschoi-Theaters in Moskau. Manchmal helfen schwäbische Kabel sogar Leben retten: Der erste Kontakt zu den 2010 verschütteten 33 Bergleuten in der Mine im chilenischen San José kam über ein Telefon mit einem 700 Meter langen Lapp-Kabel zustande.
Von Innovationen und Zukunftsfeldern ist im Foyer der Zentrale im Stuttgarter Stadtteil Möhringen zunächst wenig zu spüren. Dunkles Holzfurnier, Schummerlicht, eine Fahrstuhltür mit Patina und Wandregale, in denen sich der kiloschwere Produktkatalog mit 40.000 Artikeln stapelt. Mehr als 600 Leute arbeiten hier, weltweit sind es 2800. Der Umsatz lag 2011 bei 630 Millionen Euro.
Darlehensprogramme für grüne Investitionen
Die KfW Bankengruppe in Frankfurt unterstützt Energieeffizienzmaßnahmen gewerblicher Unternehmen mit zinsgünstigen Darlehen. Die Höhe beträgt bis zu 100 Prozent der förderfähigen Investitionskosten, in der Regel bis zu 25 Millionen Euro pro Vorhaben.
Die Düsseldorfer NRW-BANK fördert Unternehmen bei der Einführung von energie- und ressourcenschonenden Maßnahmen mit Darlehen. Die Höhe beträgt bis zu 100 Prozent der förderfähigen Ausgaben, mindestens aber 25.000 Euro und höchstens fünf Millionen Euro, Laufzeit vier bis zehn Jahre.
Die LfA Förderbank Bayern in München unterstützt Umweltschutzinvestitionen in Bereichen wie Abwasserreinigung, Luftreinhaltung, Energieeinsparung sowie Nutzung erneuerbarer Energien. Der Finanzierungsanteil des Darlehens beträgt in der Regel bis zu 50 Prozent der förderfähigen Kosten. Der Höchstbetrag liegt bei einer Million Euro.
Die Sächsische Aufbaubank in Dresden vergibt Zuschüsse für Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, zur Nutzung erneuerbarer Energien sowie zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit von Anlagen. Die Höhe beträgt maximal 75 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben.
Um den Energieeinsatz deutlich zu vermindern und eine zusätzliche Nutzung erneuerbarer Energieträger zu verwirklichen, unterstützt die Staatsbank für Baden-Württemberg in Stuttgart die rationelle Energieverwendung und den Einsatz erneuerbarer Energieträger. Die Förderung wird in Form eines langfristigen zinsverbilligten Darlehens gewährt. Der Finanzierungsanteil beträgt bis zu 75 Prozent der förderfähigen Ausgaben. Die Höhe des Darlehens liegt in der Regel bei mindestens 10.000 Euro.
Auch Collet gehört mit seinen 46 Jahren fast schon zum Inventar des von Oskar Lapp 1959 gegründeten Unternehmens. Der Industriekaufmann und Betriebswirt ist seit 18 Jahren bei Lapp. 1997 ging Collet für Lapp nach Südkorea, wo er seine Leidenschaft für regenerative Energien entdeckte: Unter seiner Führung wurden in Korea die Fotovoltaikleitungen Ölflex Solar entwickelt, die sich rasch zum Verkaufsschlager entwickelten.
Geschäfte mit Wind und Sonne
So sind etwa die 130.000 Solarmodule im Solarpark Preschen im südlichen Brandenburg mit knapp 150 Kilometern Ölflex-Solar-Strippen verkabelt. Das Produkt zeichne sich laut Collet durch eine besonders hohe Belastbarkeit bei Temperaturen von minus 40 bis plus 120 Grad Celsius aus. 1200 Kilometer der robusten Strippen verkabeln auch in der thailändischen Provinz Lop Buri eine der größten Solarfabriken der Welt mit 540.000 Dünnschicht-Modulen und einer Leistung von 55 Megawatt.
Neben dem Solargeschäft engagiert sich Lapp auch bei der Windenergie und tüftelt zum Beispiel mit dem dänischen Windmühlenhersteller Vestas an Steckern und Kabeln, die weniger anfällig gegen Blitzeinschlag oder Salzwasser sind. Dies sei jedoch im Vergleich zur Fotovoltaik noch ein Nischengeschäft für Lapp, sagt Collet.
Sein nächstes großes Thema ist die Elektromobilität. Die Autoindustrie benötigt dafür in Sachen Kabel und Stecker neues Know-how, denn bisher fuhren Autos mit 12-Volt-Batterien. In einem Elektroauto herrschen aber Spannungen von mehreren 100 Volt, und es fließen enorme Ströme aus den Batterien in die Elektromotoren.