Tönnies Die Schlacht der Metzger um zwei Grundstücke

Seite 2/2

Fronten verhärten sich weiter

Als Clemens und Roberts Vater die Grundstücke 1990 kauften, standen auf dem einen Teil des Geländes alte Lagerhallen. Deren Untergrund musste aufwendig von Quecksilberaltlasten befreit werden. Auf dem anderen Teil befindet sich heute ein Einkaufscenter. Nach dem Tod ihres Mannes hatte Roberts Mutter Evelin das Gelände mit den Hallen sowie 60 Prozent des zweiten Grundstücks geerbt. Onkel Clemens bekam davon die übrigen 40 Prozent. Doch dann, so behauptet Robert, soll der Testamentsvollstrecker seines Vaters der Mutter nahegelegt haben, sie könne die Finanzierungslasten der geerbten Grundstücke nicht mehr tragen, ihr drohten die Zwangsverwertung sowie die Privatinsolvenz.

Bei den Vorzeigefirmen Coppenrath & Wiese, Oetker und Tönnies fetzen sich die Unternehmerclans. Auslöser sind Sünden, die Mittelständler immer wieder in Bedrängnis bringen: Machthunger, Gier, Stolz, Eifersucht.
von Mario Brück

Clemens Tönnies weist das zurück. Die finanziellen Lasten seien im Vergleich zum restlichen Vermögen der Schwägerin deutlich zu hoch gewesen. Das habe diese selbst erkannt und sich durch den Verkauf entschulden wollen.

Nach Roberts Überzeugung jedoch betrieb der Testamentsvollstrecker insgeheim das Geschäft von Clemens Tönnies. 1996 verkaufte Roberts Mutter das Grundstück mit dem Einkaufscenter jedenfalls an Clemens Tönnies persönlich sowie das kontaminierte Grundstück an die Firma Tönnies. Erst 2012, als sich Robert und Clemens Tönnies vor Gericht um die Mehrheit zu streiten begannen, habe sich herausgestellt, dass der Kaufpreis für das Grundstück, auf dem das Einkaufscenter steht, viel zu niedrig angesetzt worden sei.

Außergerichtliche Einigung ist wohl vom Tisch

Seine Anschuldigung stützt Robert unter anderem auf ein Gutachten über den Verkehrswert der Immobilie, auf der heute das Einkaufscenter steht. Danach soll der Grundstücksanteil, den Roberts Mutter geerbt hatte, zum Stichtag 27. Dezember 1996 einen Wert von umgerechnet gut 17 Millionen Euro gehabt haben. Clemens zahlte Roberts Mutter jedoch nur zehn Millionen. Auf die Weise habe Clemens seine Schwägerin, die mit Immobiliengeschäften nicht vertraut gewesen sei, geschädigt, behauptet Robert.

Die Clemens-Seite weist das zurück und bezweifelt das Gutachten. Die zehn Millionen hätten damals eine angemessene Bewertung dargestellt. Nach dem Immobilienboom zu Beginn der Neunzigerjahre in Ostdeutschland seien 1996 viele Grundstückseigner froh gewesen, überhaupt einen Käufer zu finden.

Damit ist eines klar: Vor dem Gerichtstermin haben sich die Fronten weiter verhärtet. In der Schlacht der Metzger ist eine außergerichtliche Einigung, die kurze Zeit möglich schien, unwahrscheinlicher denn je.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%