Tönnies Alles hat ein Ende, nur der Streit hat keins

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„Für Robert ist das eine Ohrfeige“

Freilich weisen die Anwälte von Clemens Tönnies in aller Deutlichkeit Spekulationen zurück, Clemens oder die Geschäftsführung der Tönnies-Gruppe könnten ihre Entscheidungen über den Kauf der Hochwald-Fabrik nicht ausschließlich am Interesse des gemeinsamen Familienunternehmens ausgerichtet haben.

Dennoch hatte Robert mit so viel Chuzpe nicht gerechnet. Dass Clemens und sein Sohn ihre Geschäfte außerhalb des Tönnies-Konzerns während der laufenden Moderation ausbauten, empfand er als Affront. „Mit einem solchen Schritt hat Clemens Tönnies die Vertrauensbasis zerstört, ohne die Einigungsgespräche nicht geführt werden können“, hieß es seinerzeit aus dem Umfeld von Robert Tönnies. Ein Vertrauter des 38-Jährigen formuliert es noch drastischer: „Für Robert ist das eine Ohrfeige.“

Streit hat eine neue Eskalationsstufe erreicht

Denn erst im März hatten sich Onkel und Neffe auf moderierte Einigungsgespräche geeinigt, um ihre jahrelange, erbitterte Fehde auf friedlichem Weg beizulegen. Dabei sind die privaten Aktivitäten, die sich der Onkel mit der Zur-Mühlen zugelegt hat, einer der zentralen Streitpunkte in den gerichtlichen Auseinandersetzungen um die Macht im Konzern. In Gero Debusmann, dem ehemaligen Präsidenten des OLG Hamm, fanden die Verwandten einen Moderator. Es gab sogar erste Gespräche und Treffen. Nach einigen Schriftwechseln zwischen den Anwälten der beiden Parteien im Laufe des Juni erklärte Robert die Moderation für beendet. Der Streit hat nun eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Auch deswegen, weil Robert nach eingehender Prüfung, ob sich das Hochwald-Werk eventuell als Standort für eine Tiernahrungsfabrik eigne, dem Kauf heute eine Absage erteilte.

Die offiziellen Gründe für die Ablehnung liegen laut Hinweisen aus dem Umfeld in den veralteten Produktionsanlagen und in der Aufteilung der Gebäude, die ebenfalls nicht mehr zeitgemäß sei. Im Interesse des Tönnies-Konzerns und seiner Mitarbeiter könne Robert daher der Übernahme nicht zustimmen. Bei der Ablehnung dürfte darüber hinaus auch eine Rolle gespielt haben, dass sich Robert von seinen Verwandten wieder einmal über den Tisch gezogen fühlte. Während der Tönnies-Konzern die Risiken und Verluste übernehmen sollte, hätte Maximilian die Gewinne einstreichen können.

Mit der Ablehnung des Kaufs muss sich nun Maximilian Tönnies herumschlagen, der auf seiner erworbenen Firma sitzen bleibt. Tatkräftige Unterstützung wird er von seinem Vater Clemens bekommen. Dem hat es ja noch nie an kreativen Ideen gemangelt.

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